Fast autarkes Sonnenhaus
Solarthermie und Photovoltaik decken Großteil des Energiebedarfs
Größtmögliche Unabhängigkeit von der kommunalen Energieversogung
und damit von Öl und Gas zugunsten regenerativer Energiequellen
wünschen sich viele private Bauherren. So auch eine vierköpfige
Familie im oberbayerischen Prien, deren Eigenheim nahezu
ausschließlich selbst produzierte Solarenergie für die Strom- und
Wärmegewinnung nutzt.
Gallerie
Damit sich die Vorstellungen der Bauherrschaft umsetzen ließen,
mussten zunächst die Vorgaben des städtischen Bebauungsplans in die
Planung integriert beziehungsweise durch Überzeugungsarbeit
angepasst werden. Das betraf vor allem die Ausrichtung des
Gebäudes, die gegenüber den ursprünglichen Vorgaben um neunzig Grad
gedreht wurde, um die Längsseite exakt nach Süden ausrichten und im
gewünschten Maß zur solaren Strom- und Wärmegewinnung nutzen zu
können.
Das Energiekonzept
Auf dem geforderten flach geneigten Satteldach ließen die
Planenden die Photovoltaikelemente montieren – für die
Stromerzeugung ist ein Winkel von 22 Grad gut geeignet. Die
Solarthermieanlage hingegen wurde an der Südfassade angeordnet.
Durch die 90-Grad-Neigung kann im Winter – wenn der Bedarf an
Warmwasser für die Heizung am größten ist – die Einstrahlung der
tief stehenden Sonne bestmöglich genutzt werden. Ein Scheitholzofen
mit 31 kW Nennleistung und einem Holzvergaser ergänzt die
Solarthermieanlage und erreicht einen hohen Wirkungsgrad bei niedriger Emission. Ein
Pufferspeicher mit einem Füllvolumen von 4.700 Litern ist über zwei
Geschosse angelegt.
Da der Solarstrom zu großen Teilen von vormittags bis
nachmittags erzeugt wird, also genau zu der Zeit, in der wenig
Strom benötigt wird, wurde außerdem ein Solarstromspeicher mit 19,5
Kilowattstunden Speicherkapazität eingebaut. So steht auch abends,
wenn die ganze Familie zu Hause ist, ausreichend Solarstrom zur
Verfügung. Außer im Haus wird dieser auch zur Ladung des
Elektroautos der Familie genutzt. Dazu befindet sich auf dem Dach
des Carports eine weitere Photovoltaikanlage.
Passivhausstandard
Das Haus wurde mit Wärmedämmziegeln gemauert, der hölzerne
Dachstuhl ist mit Holzfaserdämmung gegen Heizenergieverluste
geschützt. Damit erreicht das Gebäude den
KfW-Effizienzhaus-Standard 55. Da konsequent darauf geachtet wurde,
Wärmebrücken zu vermeiden, entspricht es
stellenweise sogar dem Passivhausstandard. Zwei getrennte
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ergänzen das
Energiekonzept.
Im ersten Jahr des Betriebs (Juli 2018 bis Juni 2019) deckte die Solarthermie siebzig Prozent des Bedarfs an Heizung und Warmwasser ab, für die fehlenden dreißig Prozent wurde im Kachelofen Buchenholz aus dem Forst eines lokalen Bauern vergast. Die Photovoltaikanlage deckt den Bedarf an Strom im Gebäude zu neunzig Prozent ab. Das Elektroauto konnte achtzig Prozent der benötigten Energie aus solarer Einstrahlung beziehen.
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