Deutscher Strommix 2023
Erneuerbare Energien decken erstmals Großteil des Stromverbrauchs
Im vergangenen Jahr 2023 erreichten erneuerbare Energien einen Rekordanteil von 59,7 Prozent an der öffentliche Nettostromerzeugung. Der Anteil an der Last – also der Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt – lag bei 57,1 Prozent. Das geht aus einer Auswertung hervor, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE vorgelegt hat. Die Erzeugung aus Braunkohle (minus 27 Prozent) und Steinkohle (minus 35 Prozent) ging dagegen stark zurück. Beim Ausbau der Erzeugungskapazitäten stach die Photovoltaik hervor: Mit ca. 14 Gigawatt war der Zubau erstmals zweistellig und übertraf somit das gesetzliche Klimaschutzziel der Bundesregierung deutlich.
Gallerie
Windkraft
Wichtigste Stromquelle war 2023 wieder die Windkraft, sie trug 139,8 Terawattstunden (TWh) bzw. 32 Prozent zur öffentlichen Stromerzeugung bei. Damit lag sie 14,1 Prozent über der Produktion des Vorjahres. Der Anteil der Onshore-Windkraft stieg dabei auf 115,3 TWh (2022: 99 TWh), die Offshore-Produktion sank leicht auf 23,5 TWh (2022: 24,75 TWh). Weiterhin hinter dem Plan zurückbleibt der Ausbau der Windenergie: Bis November waren onshore 2,7 Gigawatt (GW) neu errichtet, geplant waren 4 GW. Der Ausbau der Offshore-Anlagen verläuft aufgrund der nötigen Ausschreibungen und langen Bauzeiten noch schleppender. Hier wurden 2023 nur 0,23 GW neu errichtet (geplant: 0,7 GW).
Photovoltaik
Insgesamt 59,9 TWh haben im Jahr 2023 Photovoltaik-Anlagen erzeugt, wovon 53,5 TWh ins öffentliche Netz eingespeist und 6,4 TWh im Eigenverbrauch genutzt wurden. Der Monat mit der höchsten solaren Stromerzeugung jemals war der Juni 2023 mit rund 9 TWh. Die maximale Solarleistung wurde mit 40,1 GW am 7. Juli um 13:15 Uhr erreicht, was einem Anteil an der Stromerzeugung von 68 Prozent entsprach. Der Photovoltaik-Ausbau übertraf im Jahr 2023 deutlich die Ziele der Bundesregierung: Statt der geplanten 9 Gigawatt wurden bis November 13,2 Gigawatt errichtet, bis Ende 2023 nach vorläufigen Daten mehr als 14 Gigawatt. Zum Vergleich: 2022 waren es 7,44 GW.
Wasserkraft und Biomasse
Gegenüber 2022 legte die Wasserkraft von 17,5 TWh auf 20,5 TWh zu. Die installierte Leistung von 4,94 GW hat sich gegenüber den Vorjahren kaum verändert. Die Biomasse lag mit 42,3 TWh auf dem Niveau von 2022 (42,2 TWh). Die installierte Leistung liegt bei 9 GW.
Mehr erneuerbare Energie
Insgesamt wurden im Jahr 2023 ca. 260 TWh erneuerbare Energien produziert, etwa 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr (242 TWh). Mit 57,1 Prozent lag der Anteil der in Deutschland erzeugten erneuerbaren Energie an der Last höher als im Jahr 2022 (50,2 Prozent). Interessant ist dabei, dass die Last im Stromnetz 457 TWh betrug, was ca. 26 TWh weniger als 2022 sind. Aufgrund der hohen Strompreise und der höheren Temperaturen wurde wohl deutlich mehr Strom gespart. Auch der gestiegene Eigenverbrauch von Solarstrom senkt die Last.
Bei erneuerbaren Energie stellt sich immer auch die Frage nach der Möglichkeit, die gewonnene Energie zwischenspeichern zu können. Hier hat sich die installierte Batterieleistung von 4,4 GW im Jahr 2022 auf 7,6 GW im Jahr 2023 nahezu verdoppelt, die Speicherkapazität stieg von 6,5 GWh auf 11,2 GWh. Die Leistung der deutschen Pumpspeicherwerke liegt bei rund 6 GW.
Kohlestrom stark zurückgegangen
Wegen des Ausfalls französischer AKWs, aber auch wegen der Verwerfungen im Strommarkt durch den Ukrainekrieg hatten 2022 die deutschen Kohlekraftwerke ihre Produktion hochgefahren. 2023 sank ihr Anteil an der Nettostromerzeugung wieder deutlich. So lag aufgrund des gesunkenen Kohlestromexports, aber auch wegen der guten Windbedingungen die Erzeugung im November 2023 27 Prozent unter dem Vorjahresmonat:
- Die Erzeugung aus Braunkohle für den öffentlichen Stromverbrauch ging um ca. 27 Prozent zurück, von 105,9 auf 77,5 TWh. Die Bruttostromerzeugung fiel auf das Niveau von 1963.
- Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken für den öffentlichen Stromverbrauch betrug 36,1 TWh (-35 Prozent), womit sie um 21,4 TWh niedriger war als 2022. Die Bruttostromerzeugung fiel auf das Niveau von 1955.
- Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung blieb mit 45,8 TWh für die öffentliche Stromversorgung und 29,6 für den industriellen Eigenverbrauch leicht unter dem Niveau des Vorjahres.
- Die Atomkraft trug durch die Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke am 15. April 2023 nur noch 6,72 TWh zur Stromerzeugung bei, das entspricht einem Anteil von 1,5 Prozent.
2022 wurde ein Exportüberschuss von 27,1 TWh erzielt, 2023 war demgegenüber ein Importüberschuss von 11,7 TWh zu verzeichnen. Gründe dafür sind die geringeren Stromerzeugungskosten in den europäischen Nachbarländern im Sommer und die hohen Kosten der CO₂-Zertifikate. Der Großteil der Importe kam aus Dänemark (10,7 TWh), Norwegen (4,6 TWh) und Schweden (2,9 TWh). Deutschland exportierte Strom nach Österreich (5,8 TWh) und Luxemburg (3,6 TWh). Im Winter stiegen die Börsenstrompreise wieder an und die CO₂-Zertifikate wurden günstiger. Dies führte bereits im November zu einer ausgeglichenen Bilanz und im Dezember auch in Verbindung mit einer hohen Windstromerzeugung zu Exportüberschüssen. Deutschland hat im Gegensatz zu seinen Nachbarländern (Österreich, Schweiz, Frankreich) auch im Winter genügend Kraftwerkskapazitäten, um Strom für den Export zu produzieren. Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead-Börsenstrompreis ging stark zurück auf 92,29 €/MWh bzw. 9,23 Cent/kWh (2022: 230,57 €/MWh). Damit liegt er wieder auf dem Niveau von 2021.
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