Beim Wärmepumpeneinbau hinkt Deutschland hinterher
Im europäischen Vergleich belegt die Bundesrepublik den drittletzten Platz
Beim Wettlauf um klimafreundliches Heizen in Europa wird Deutschland von seinen Nachbarn abgehängt: Die Bundesrepublik liegt bei den Absatzzahlen von Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte mit nur rund sieben Geräten auf dem drittletzten Platz. Das zeigt die Statistik der European Heat Pump Association (EHPA). In Finnland haben 69, in Norwegen rund 60 und in Schweden 39 von 1.000 Haushalten 2022 eine Wärmepumpe eingebaut. Das Schlusslicht bildet Großbritannien mit zwei Wärmepumpen auf 1.000 Haushalte, knapp davor liegt Ungarn mit vier.
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Der Gesamtmarkt für Heizungen in Deutschland boomt zwar – von Januar bis September 2023 entschieden sich mehr als eine Million Haushalte für eine Modernisierung; der Einbau von Wärmepumpen aber hinkt im Vergleich zu fossilen Geräten hinterher. Viele Eigentümer wollten offenbar dem neuen Heizungsgesetz zuvorkommen und installierten bis September ein gasbasiertes Gerät, insgesamt 625.000 und ein Plus von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung ist bedenklich, wenn man berücksichtigt, dass die fossilen Wärmeerzeuger nun voraussichtlich die nächsten 15 bis 25 Jahre in Betrieb sein werden. Endverbraucher müssen künftig mit hohen Gaspreisen rechnen.
Zwar ist der Absatz mit umweltfreundlicher Wärmepumpentechnik von Januar bis September 2023 ebenfalls um 86 Prozent gestiegen. Im Detail zeigt sich allerdings, dass die Förderanträge der Hauseigentümer seit Monaten rückläufig und in den ersten acht Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 70 Prozent eingebrochen sind.
Ausblick: Heizungsmarkt 2024
Für das laufende Jahr 2024 rechnen Expert*innen insgesamt damit, dass sich der Heizungsmarkt normalisieren wird. Für das Ziel der Wärmewende bis zum Jahr 2045 braucht es dennoch mehr Tempo. Im Neubau ist die Wärmepumpe zwar bereits die Standardheizung, aber in den Bestandsgebäuden bleibt ein hoher Nachholbedarf: Von den 21,6 Millionen Wärmeerzeugern in Deutschland werden nach BDH-Schätzung noch mehr als 14 Millionen mit Gas und gut 5 Millionen mit Öl betrieben. Knapp die Hälfte dieser Anlagen ist als „unzureichend effizient“ eingestuft. Nur 23 Prozent sind effizient und nutzen gleichzeitig erneuerbare Energien. Um den von der Politik eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen und so das von der Bundesregierung gesteckte Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 zu erreichen, fordern etwa der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) die Regierungsfraktionen dazu auf, kurzfristig für eine Entlastung beim Strompreis zu sorgen.
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