Drastischer Rückstand beim Einsatz erneuerbarer Energien
Agora-Energiewende fordert mindestens sechs Millionen Wärmepumpen in Deutschland bis 2030
Bis 2050 will Deutschland 95 Prozent seiner Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 1990 einsparen. Nun hat das unabhängige Denk- und Politiklabor Agora Energiewende in einer aktuellen Studie gemeinsam mit den Forschungsinstituten Prognos, dem Öko-Institut und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie errechnet, dass das deutsche Zwischenziel bis 2030 ein Minus von 65 Prozent der Treibhausgasemissionen sein müsste, um in 30 Jahren klimaneutral zu sein – dem hinkt die Bundesrepublik bisher deutlich hinterher. Dabei sei die Heizungsindustrie ist für den Transformationsprozess gut aufgestellt und „Green Deal ready“ (weitere Infos siehe Surftipps), betont der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie.
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Die Reduktion der CO2-Emissionen um 65 Prozent in den kommenden zehn Jahren erfordert einen verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien. Vor allem im Gebäudesektor müssten umgerechnet mindestens sechs Millionen Wärmepumpen als Heizungen verbaut werden. Andere Studien sprechen sogar von acht bis zehn Millionen Wärmepumpen. Zurzeit allerdings kommen jährlich nur etwa 80.000 Wärmepumpen hinzu, 2020 voraussichtlich 100.000. „Diese Erhöhung klingt erstmal gut“, so Henning Schulz, Pressesprecher des Haustechnikherstellers Stiebel Eltron. Das reiche aber nicht. „Sind es ab jetzt jährlich jeweils 100.000 Wärmepumpen, dann sind 2030 gerade mal zwei Millionen Wärmepumpen in Deutschland im Einsatz.“ Stattdessen seien zwischen 500.000 und einer knappen Millionen Wärmepumpen pro Jahr nötig, um die deutschen Klimaschutzziele zu erreichen.
Investitionssicherheit nötig
Unternehmen wie Stiebel Eltron stehen in den Startlöchern, um für die notwendige Produktsteigerung zu investieren. Um eine Sanierungswelle im Gebäudesektor zu erzeugen, braucht es aber auch politischen Zugzwang. Sonst wird kein Vermieter den fossilen Gaskessel ersetzen. Hinzu kommt, dass am Markt falsche Signale gesetzt werden, denn der CO2-Preis pro Tonne ist mit 25 Euro viel zu niedrig angesetzt. Tatsächlich schlägt eine Tonne Kohlenstoffdioxid laut Umweltbundesamt (UBA) mit kurzfristigen Folgekosten in Höhe von 180 Euro zu Buche. Es ist also Eile geboten, um die nötigen Kapazitäten hierzulande aufzubauen. Ansonsten gebe man den Stab an die Asiaten ab, so Schulz, und gefährde damit die Arbeitsplätze in der heimischen Heizungsbranche.
Strategie zur Zielerreichung aus drei Säulen
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hat außerdem berechnet, dass die Umsetzung des von der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgerufenen Green Deals im Gebäudebereich technisch noch möglich ist. Uwe Glock, Präsident des BDH, dazu: „Die Heizungsindustrie ist ‚Green Deal ready‘ und kann einen bedeutenden Anteil zur CO2-Reduktion im Gebäudesektor beitragen.“ Eine zentrale Rolle spielt dabei – als erste Säule zum Erreichen dieser Ziele – der Einsatz moderner Haustechnik, denn allein in Deutschland ist mehr als jede zweite Heizung technisch veraltet und braucht somit mehr Energie als nötig. Die Heizungsindustrie bietet dazu ein umfangreiches Produktportfolio, etwa aus Brennwerttechnik für Gas mit Wasserstoffbeimischung, Wärmepumpen, KWK-Anlagen, Brennstoffzellenzeizungen, Holzheißkessel oder hybriden Systemen. Eine zweite Säule ist die Ertüchtigung der Gebäudehülle, etwa durch Dämmung. Hier können Gebäudeplaner ganz konkret die Weichen stellen.
Die dritte Säule zum Erreichen der Zielsetzung schließlich ist ein veränderter Energiemix. Vor allem die dominanten Energieträger Erdgas und Heizöl haben eine grüne Perspektive. So lassen sich große CO2-Mengen durch die Verwendung von „Green Gas“, also zum Beispiel Biomethan oder Wasserstoff, einsparen. Über das Verfahren Power-to-Gas kann überschüssiger Ökostrom zur Erdgas-Erzeugung genutzt werden. Durch den künftigen Einsatz fortschrittlicher Biobrennstoffe oder synthetischer Kraftstoffe auf Basis von Power-to-X haben auch Ölheizungen eine klimaneutrale Perspektive. Hinzu kommt die Nutzung von CO2-neutraler Holzenergie und grünem Strom.
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