Wohnhaus mit Gastronomie in Hannover
Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung
Nicht weit vom Zentrum und dem Maschsee entfernt, liegt die Hannover-Südstadt, die als beliebtes Wohnviertel für bürgerliche Familien gilt. Mitten in diesem Stadtteil entstand nach Plänen von Römeth Architekten ein siebengeschossiges Eckgebäude, das neben drei Wohnungen auch ein mehrstöckiges Restaurant in sich aufnimmt. In seiner Grundform greift es vorhandene städtebauliche Linien und Bezüge auf, hebt sich durch seine Ziegelfassade aber klar von seiner unmittelbaren Umgebung ab.
Gallerie
Die Erschließung der Wohneinheiten in den Obergeschossen des
Neubaus erfolgt über einen separaten Eingang in der Geibelstraße.
Das Restaurant „Der Zauberlehrling“ wird von der Alten Döhrener
Straße aus betreten. Es erstreckt sich mit Speiseraum, Küche,
Raucherklub und Weinkeller über drei Etagen. Im Weinkeller können
Gruppen bis zu 14 Personen verkostet werden. Dabei bleibt der Blick
auf das Weinflaschenlager in zwei Kühlkammern erhalten, die durch
raumhohe Glasscheiben vom Gastraum abgetrennt sind. Mittelpunkt des
Raumes ist die skulpturale Tafel, gefertigt aus einem Baustamm. Für
den Speiseraum mit offener Küche und Kamin im Erdgeschoss wurde ein
hölzerner Tresen gefertigt. In den Sommermonaten verbindet sich der
Innenraum über die dreiteilige Hebe-Schiebe-Tür mit der Terrasse.
Auch die Schrankwand für den im ersten Obergeschoss gelegenen
Raucherklub ist eine Maßanfertigung aus Holz. In Stil und
Atmosphäre erinnert der Raucherklub an englische Klubs: Weiche
Ledersofas laden dazu ein, vor dem Kaminfeuer eine Zigarre und
einen Whisky zu genießen.
Im zweiten und dritten Obergeschoss sind Wohneinheiten zur
Vermietung vorgesehen. Durch die Entscheidung den Baukörper ab dem
ersten Obergeschoss nicht an die Brandwand der Nachbarbebauung in
der Alten Döhrener Straße anzulehnen und hier eine Terrasse
auszubilden, ist trotz Ecklage eine Belichtung der Geschosse über
die zusätzliche Außenwand möglich. Die knapp 270 m² große
Maisonettewohnung in den beiden obersten Geschossen bewohnt der
Gastwirt und Bauherr mit seiner Familie. Eine Galerietreppe mit
eingeschlitzter Glasbrüstung verbindet die beiden offen gestalteten
Geschosse miteinander. Die vier Dachterrassen der Wohnung geben den
Blick über Hannovers Dachlandschaft vom Maschsee bis zum Höhenzug
Deister frei.
Mauerwerk
Der wiederkehrende Einsatz von Klinker, Kupferblech und Holz im Innen- und
Außenraum gehört zum Gestaltungskonzept des Gebäudes ab, ebenso wie
der Kontrast zwischen harten, gradlinigen Formen und
haptisch-rustikalen Materialien. Obwohl die Nachbargebäude aus der
Nachkriegszeit Putzfassaden aufweisen, erhielt das Gebäude eine
Klinkerfassade als Referenz an die klassische Backsteinarchitektur
der Stadt. Unterbrochen werden die Klinker durch hochformatige
Fenster und Loggien an der Westseite sowie durch schmale
Kupferbleche, die an Fenstereinfassungen und dem Unterschnitt im
Erdgeschoss Akzente setzen. Das Schrägdach nach Westen hin ist
ebenfalls in Kupfer gedeckt. Passend zum Materialkonzept fiel die
Wahl der Fenster auf Holz-Aluminium-Fenster mit einer Deckschale in
eloxierter Bronze. Die Innenseiten sind in klar lackiertem
Eichenholz ausgeführt.
Das Mauerwerk des Wohnhauses ist als zweischaliges Mauerwerk mit
Kerndämmung ausgeführt. Das 24 cm starke,
tragende Hintermauerwerk ist aus Kalksandsteinen im Format 8 DF.
Als massiver, schwerer Stein eignet sich Kalksandstein hinsichtlich Tragfähigkeit,
Schall-, Brandschutz sehr gut. Außerdem bietet er hohe
Speichermassen, was dem sommerlichen Wärmeschutz zugutekommt.
Wie bei einem zweischaligen Mauerwerk mit Kerndämmung
vorgeschrieben, beträgt der Schalenabstand 15 cm von der tragenden
Innenschale. Eine 12 cm starke Kerndämmung sorgt für den
Wärmeschutz. Für das Verblendmauerwerk kommen Klinkersteine zum
Einsatz. Die 40 mm hohen, unterschiedlich langen Riegelformate von
115 mm bis 490 mm wurden im wilden
Verband vermauert.
Bautafel
Architekten: Römeth Architekten, Hannover
Projektbeteiligte: Jörg Sulies, Hannover (Projektleiter); Drewes & Speth, Hannover (Statik); Fahlke & Dettmer, Neustadt (Lichtplanung); Boots - und Schiffbaumeister Christoph Barz, Hamburg (Inneneinrichtung); Holzbau Becker & Sohn, Medebach (Holz-Aluminium-Fenster); KME Germany, Osnabrück (Kupferblech); Silka, Duisburg (Kalksandsteinhersteller); GIMA Girnghuber, Marklkofen (Klinkerhersteller)
Bauherr: Roderick von Berlepsch, Hannover
Fertigstellung: 2011
Standort: Geibelstraße 77, 30173 Hannover
Bildnachweis: Peer Runge, Berlin; Katharina Ricklefs, Hamburg
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