Altersgerechte Wohnhäuser in Greven
Zweischaliges Mauerwerk mit Kalksandstein
Der demografische Wandel stellt eine zusätzliche Herausforderung für den anhaltenden Wohnraummangel dar. Der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen ist deutlich höher, als der entsprechende Bestand. Dies trifft auch in der 38.000 Einwohner großen Stadt Greven im nördlichen Münsterland zu. Das Familienunternehmen Ahaus Bau hat deshalb einen ambitionierten Plan in die Tat umgesetzt: Die Baugesellschaft hat eine 4.000 Quadratmeter große Brachfläche sowie zwei anliegende Grundstücke aufgekauft, um dort altersgerechte Wohnhäuser errichten zu lassen. Neben der Barrierefreiheit spiele die Lage eine wichtige Rolle im altersgerechten Bauen: Eine gute ÖV-Anbindung und Nahversorgung sowie – wenn möglich – eine fußläufige Erreichbarkeit der Innenstadt seien ideal, meint der Architekt des Bauvorhabens Jörg Suwelack. Die Neubauten in Greven liegen dementsprechend nahe der Innenstadt an der Hauptverkehrsader Saerbecker Straße.
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Tagespflege, Single-Wohnungen und Demenz-WG
Das Ensemble besteht aus fünf Baukörpern, die in mehreren Bauabschnitten errichtet wurden. Drei Häuser stehen als Dreigeschosser mit Staffelgeschoss und verbindendem Laubengang an der Saerbecker Straße. In zwei davon sind eine Tagespflege, öffentlich geförderte Single-Wohnungen für betreutes Wohnen und eine betreute Demenz-WG untergebracht. Die weiteren Gebäude, von denen zwei sich Richtung Nordosten weg von der Saerbecker Straße erstrecken, stellen zusätzliche Wohnungen, gewerbliche Flächen sowie ein Penthouse zur Verfügung.
In der Nachbarschaft sind vornehmlich Einfamilienhäuser
unterschiedlicher Epochen – von 1900 bis heute – zu finden. Daran
angelehnt haben die Verantwortlichen des Büros Jörg Suwelack
Architekten die straßenseitigen Fassaden kleinteilig gestaltet und
farblich zur Umgebung passende Klinker gewählt – hellrote für das
Sockelgeschoss und sandfarbene für die Obergeschosse – sowie weißen
Putz für die auskragenden Bauteile im ersten und zweiten Stock. Die
Planung wurde zudem den Bedenken der Anwohner wegen des erhöhten
Verkehrsaufkommens angepasst und schützt die dahinterliegenden
Räume nun vor Straßenlärm.
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Kalksandstein – einfach zu verarbeiten und umweltverträglich
„Unsere Projekte sollen Bestand haben, nachhaltig sein und nicht
nur wirtschaftlich, nicht nur architektonisch ansprechend oder
nicht nur energetisch optimiert“, erklärt der Bauherr Thomas Ahaus.
Die Wahl eines geeigneten Baustoffs für das Projekt fiel deshalb
auf Kalksandstein. Durch den Bezug aus regionalen
Werken war dieser nach der schlussendlich kurzfristig erteilten
Baugenehmigung, der ein langwieriges Verfahren vorausgegangen war,
sofort verfügbar. Zum Einsatz kam ein großformatiges
Kalksandsteinbausystem, das mit Versetzgeräten problemlos von ein
oder zwei Personen vermauert werden kann. Zusätzlich vereinfacht
wird die Verarbeitung durch Wandabwicklungs- und Verlegepläne. Die
Plansteine hat der Hersteller stets auf Lager, Sondersteine gehen
nach der Planfreigabe in die Produktion. Dort werden sie
zugeschnitten, beschriftet, nummeriert und wandweise auf Paletten
gepackt. Insgesamt dauert der gesamte Prozess – von der
Übermittlung der Daten bis zur bedarfsgerechten Lieferung auf die
Baustelle – etwa vier bis sechs Wochen.
Über die einfache und zeitsparende Handhabung hinaus ist Kalksandstein auch ressourcenschonend, denn er muss nicht wie andere Mauersteine bei sehr hohen Temperaturen von bis zu 1.200 Grad Celsius gebrannt werden. Die gepressten Rohlinge aus Kalk und Sand aus der Region sowie Wasser werden lediglich bei 200 Grad in Dampf-Härtekesseln unter Wasserdampfdruck zwischen sechs bis zwölf Stunden lang gehärtet. Sind sie abgekühlt, können sie direkt verwendet werden.
Schlanker Wandaufbau und guter Schallschutz
Ein weiteres Merkmal der Bauweise mit Kalksandstein ist die Funktionstrennung in eine tragende, eine dämmende und eine Witterungs-Schicht. Dadurch können die jeweils effizientesten Materialien miteinander kombiniert werden. Im Fall des Grevener Ensembles wurden die Außenwände als zweischaliges Mauerwerk ausgeführt, mit einer 16 cm dicken Dämmschicht aus Mineralwolle und einer 2 cm Luftschicht zwischen den tragenden 17,5 cm starken Kalksandsteinelementen und dem 11,5 cm dicken Verblendmauerwerk. Damit erfüllen die Neubauten den KfW-55-Standard. Ein Novum stellten für die Architekturschaffenden die nur 26,5 Zentimeter starken Wohnungstrennwände dar. Damit ließen sich optimaler Flächengewinn und guter Schallschutz miteinander vereinen. Für die Treppenaufgänge kamen 8 DF Steine (240 mm) zur Ausführung. -sh
Bautafel
Architektur: Jörg Suwelack Architekten, Greven
Projektbeteiligte: Ahaus Baugesellschaft, Greven (Bauunternehmen) KS-Original, Hannover (Kalksandstein-Hersteller / Produkte: KS-Plus Bausystem)
Bauherr/in: Ahaus Baugesellschaft, Greven / Ahaus und Ahaus, Greven
Fertigstellung: erster Bauabschnitt 2020, zweiter Bauabschnitt 2021
Standort: Saerbecker Strasse, 48268 Greven
Bildnachweis: palladium.de / KS-Original, Hannover
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Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de