Krausenhöfe in Hannover
Aus Parkplatz wird Wohnquartier – Horizontale Nachverdichtung in der Südstadt
Hannover wächst. In den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um 5,4 Prozent. Dieser Bevölkerungsentwicklung wird durch zahlreiche Wohnungsbauprojekte wie dem Quartier Buchholzer Grün , dem ConstantinQuartier oder dem gewaltigen Neubaugebiet Kronsrode Rechnung getragen. Handelt es sich bei diesen Projekten vorrangig um Umnutzungen vorheriger Gewerbe- bzw. Industrieareale oder um neu erschlossene Baugebiete am Stadtrand, so sind die 2022 fertiggestellten Krausenhöfe in der bevölkerungsreichen Südstadt ein Beispiel für gelungene horizontale Nachverdichtung.
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Grüne Insel für Familien, Studierende und Senior*innen
Das neue Quartier östlich des Maschsees entstand im Auftrag der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Hanova auf einem ehemaligen Parkplatz in zweiter Reihe hinter einer Blockrandbebauung; für die Planung zeichnet das Büro BBU.Projekt Architekten verantwortlich. Fast 8.400 Quadratmeter umfasst die Innenhoffläche, auf dem das aus drei Solitären bestehende Ensemble errichtet wurde. Als innerstädtische „grüne Insel“ soll das einst vollständig versiegelte Grundstück nun einen natürlichen, begrünten Rückzugsort für Familien, Studierende und Senior*innen bieten. Die umliegende Bebauung schirmt das Quartier von der stark befahrenen Hildesheimer Straße ab. Unauffällige Durchfahrten in der Bestandsbebauung der Hildesheimer- und der Feldstraße erschließen das Grundstück. Von der östlich vorbeiführenden Schlägerstraße aus gibt es eine weitere Zufahrt; diese führt in die Tiefgarage, die als Ersatz für die 300 Stellplätze dient, die bisher das Grundstück in Anspruch nahmen.
15-Minuten-Stadt
Auch Bewohner*innen ohne Auto profitieren von der guten Anbindung des Quartiers. Das Prinzip der 15-Minuten-Stadt – also einer Stadt, in der alle Alltagswege, wie beispielsweise zu Bildungs-, Freizeit-, Nahversorgungs- und Gesundheitseinrichtungen nur 15 Minuten in Anspruch nehmen – soll hier auf nur drei Minuten reduziert werden können. Der beliebte Maschsee ist nur zehn Fußminuten entfernt.
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Soziale Alltagsarchitektur
Die Gestaltung der Neubauten basiert auf einer bereits im Jahr 2015 durchgeführten Machbarkeitsstudie. Auf Grundlage der Ergebnisse entschieden sich die Architekt*innen für drei aneinandergereihte, identische Baukörper mit rechteckiger Grundfläche und jeweils fünf Vollgeschossen sowie einem Staffelgeschoss. Um den Eindruck einer großen Wohnsiedlung zu vermeiden, wurde die Gebäudeausrichtung gegenüber der formal ähnlichen Nachbarbebauung um 90 Grad gedreht. Ein Versatz des mittleren Baukörpers um ein Drittel der Riegellänge sorgt für einen hohen Lichteinfall und einen freien Ausblick.
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Vielfältiger Wohnungsmix
Auf der Gesamtgrundfläche von insgesamt 13.100 Quadratmetern entstanden 63 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen zwischen 45 und 112 Quadratmetern. Bei einem Drittel handelt es sich um Sozialwohnungen, die staatlich gefördert werden. Alle Einheiten sind entweder mit einer Loggia, einem Balkon oder einer Dachterrasse ausgestattet. Barrierefreie Erschließungssysteme und rollstuhlgerechte Wohnungen runden das Angebot des Wohnensembles ab und öffnen die Türen für eine diverse Bewohnerschaft als Querschnitt des bunt gemischten Stadtteils.
Aufgelockertes Erscheinungsbild
Während die Farbwahl der Fassadengestaltung mit weißem Putz und schwarzen Fenster- und Brüstungselementen eher konventionell wirkt, bringen die unterschiedlichen Fensterbreiten und Oberflächen – glatt oder Strukturputz – Abwechslung in das Fassadenbild.
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Konstruktion und Fassade
Mit dem Anspruch, möglichst wenig Konstruktionsfläche zu generieren und trotzdem sämtliche konstruktiven, brandschutz- und schallschutztechnischen Anforderungen zu erfüllen, entschied sich das Planungsteam für Kalksandsteinmauerwerk mit Wärmedämmverbundsystem. Alle Wände wurden mit werksseitig vorkonfektionierten, großformatigen Planelementen erstellt; ein aufwendiges Zusägen der Steine auf der Baustelle entfiel dadurch.
Die Verarbeitung erfolgte mit einem Versetzgerät und dauerte
durchschnittlich zwischen 0,28 und 0,35 h/m². Dies schont nicht nur
die Gesundheit der Bauarbeitenden, sondern trägt auch zu kürzeren
Gesamtbauzeiten und damit kürzeren Finanzierungszeiträumen bei.
Darüber hinaus bestehen Kalksandsteine aus natürlichen, regionalen
Rohstoffen (Kalk, Sand, Wasser) und müssen nicht gebrannt werden,
was ihren Herstellungsprozess vergleichsweise energiearm macht.
Durch den Einsatz ressourcenschonender, hochwertiger Materialien
soll das Quartier ein nachhaltiger Ort mit alltagsfähiger
Architektur, entgegen der „Fast-Fashion-Mentalität“ sein.
-sm
Bautafel
Architektur: BBU.Projekt Architekten BDA, Hannover
Projektbeteiligte: Meihorst &Partner, Hannover (Tragwerksplanung, Geotechnik, SiGeKo); Wilhelm Wallbrecht, Hannover (Generalunternehmer); KS-Original, Hannover / Kalksandsteinwerk Wendeburg Radmacher (Hersteller Kalksandsteine; eingesetztes Produkt: KS-Plus)
Bauherr*in: hanova Wohnen, Hannover
Fertigstellung: 2022
Standort: Krausenstraße 52 a–c, 30171 Hannover
Bildnachweis: Jörg Hempel | KS-Original, Hannover
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