Wohnbebauung ConstantinQuartier in Hannover
Tragendes Hintermauerwerk aus Kalksandstein
Der Name des ConstantinQuartiers in Hannover List führt zurück bis in das 19. Jahrhundert: 1888 gründete Angely Constantin Senior hier die „Constantin Cigarettenfabrik“. Im Zuge der Stadterweiterung in den 1920er- und 30er-Jahren wurde das Industriegebiet nord-östlich des Stadtzentrums schließlich zu einem Wohngebiet. Fünfzig Jahre später erfolgte, ganz im Sinne der Tabula-Rasa-Ideologie der 1970er-Jahre, der Abriss der Zigarettenfabrik. Die Parzelle wurde mit einem verschachtelten Bürokomplex überbaut, in den eine Versicherung einzog. Nachdem diese den Standort aufgab, stand der Bürokomplex bis zu seinem Abriss 2018 leer (Teile des Bauwerks sind auf Google-Satellit noch sichtbar). Derzeit entsteht auf dem 25.600 Quadratmeter großen Areal ein neues Wohnquartier mit öffentlich geförderten und frei finanzierten Mieteinheiten sowie Eigentumswohnungen und einer Kita. So werden laut dem Projektentwickler und Bauträger Wohnkompanie auf vier Baufeldern rund 250 neue Wohnungen geschaffen.
Gallerie
Geöffnete Blockrandbebauung
Bereits fertiggestellt ist die Bebauung von Baufeld 1 im Norden
des Areals. Das Hamburger Büro LRW Architekten entwarf zwei
freistehende, drei- bis fünfgeschossige Gebäude mit rotem Verblendmauerwerk und einer Tragstruktur aus
Kalksandstein. Städtebaulich ist das Ensemble
eine abgewandelte Form der Blockrandbebauung: Ein U-förmiges
Gebäude umfasst drei Seiten, während ein deutlich kleineres
Hofgebäude den Block nach Süden hin abschließt. Rechts und links
des Hofgebäudes bleibt großzügig Platz für den Durchgang in den
Innenhof. Beide Gebäude gründen auf einem gemeinsamen Untergeschoss
mit Tiefgarage und wurden als Niedrigenergiehaus Plus realisiert.
Die KiTa „Maschseekinder“ östlich des Blocks wurde bereits im
August 2017 eröffnet und bietet Platz für insgesamt hundert
Kinder.
Die unterschiedliche Ausarbeitung der straßen- und hofseitigen
Fassaden verleiht dem Innenhof einen eigenen Charakter. Während
straßenseitig in Rot- und Grautönen changierendes Verblendmauerwerk
die Bauten prägt, sind die Fassaden zum Innenhof hellgrau verputzt.
Das Farbschema der Gebäude reicht von Hellrot bis Dunkelgrau, wobei
das Mauerwerk alle Farbtöne in sich vereint: Das Grau der
Balkonbrüstungen, Fensterrahmen und verzinkten Dachabschlüsse
findet sich hier ebenso wieder, wie der hellgraue Putz der
Innenhoffassade.
Insgesamt entstanden im ersten Bauabschnitt 55 frei finanzierte
und 29 öffentlich geförderte Mietwohnungen mit Wohnflächen zwischen
51 und 123 Quadratmetern und vielseitigen Wohnungsgrundrissen mit 2
bis 4,5 Zimmern. Im Hofhaus befinden sich zudem zwei Stadthäuser
und im U-förmigen Bau eine Maisonette-Wohnung. Jede Einheit verfügt
über einen privaten Außenbereich – entweder in Form einer
Terrasse, eines Balkons oder einer Loggia. Die Innenräume erhielten
eine hochwertige Ausstattung mit weiß verputzten Wänden,
Eichenholzparkett und großformatigen Fliesen in Grau- und
Beigetönen in den Bädern und offenen Küchenbereichen.
Tragendes Hintermauerwerk aus Kalksandstein
Die Außenwände der Wohngebäude sind zweischalig ausgeführt. Die tragende Innenschale besteht aus großformatigen Kalksandstein-Planelementen mit einer Stärke von 17,5 cm, die Vormauerschale aus Mauerziegeln im Normalformat. Dazwischen befindet sich eine 18 cm dicke Dämmschicht. Die Planelemente wurden mit Verlegeplänen, beschriftet und nummeriert direkt auf die Baustelle geliefert, was den Baufortschritt erheblich beschleunigte. Die hohe Rohdichte der Kalksandsteine garantiert schlanke und belastbare Wandkonstruktionen, die eine Vergrößerung der Nutz- und Wohnfläche um bis zu sieben Prozent ermöglichen.
Das Verblendmauerwerk ist im Wilden Verband
ausgeführt, der hauptsächlich aus Läufersteinen besteht. In den
Eingangsbereichen und auch im fünfgeschossigen Gebäudeteil springt
jede dritte Steinschicht aus der Fassade hervor, was die sonst
ebene Fassadenoberfläche reliefiert.
Auch die nächsten Bauabschnitte befinden sich bereits kurz vor der Fertigstellung: Bis Mitte 2021 werden auf dem 2. Baufeld 43 Eigentumswohnungen errichtet. Auf Baufeld 3 werden 94 frei finanzierte Wohneinheiten und 29 geförderte Mietwohnungen entstehen, die voraussichtlich Ende 2021 fertiggestellt werden. Im Baufeld 4 sind weitere Wohneinheiten geplant, die bis zum Jahresende 2022 realisiert werden sollen. Die Vermietung der Einheiten aus Abschnitt 2 und 3 hat bereits begonnen. -lw
Bautafel
Architektur: LRW Architekten und Stadtplaner – Loosen, Rüschoff + Winkler, Hamburg
Projektbeteiligte: Die Wohnkompanie Nord, Hamburg (Projektentwicklung); nsp Christoph Schohnhoff Landschaftsarchitekten, Hannover (Freiraumplanung); KS-Original, Hannover (Kalksandsteine / Bausystem KS-Plus)
Bauherr/in: Co 4zig, Hannover
Fertigstellung: 2019
Standort: Gorch-Fock-Straße / Gerrit-Engelke-Straße / Hebbelstraße, 30177 Hannover
Bildnachweis: Ulrich Hoppe, Hamburg; dreidesign, Hamburg; LRW Architekten und Stadtplaner – Loosen, Rüschoff + Winkler, Hamburg
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