Zweifamilienhaus in Müllheim
Polycarbonathülle und Porenbeton
Kein klassisches Doppelhaus, sondern die komplexe Verzahnung des Gemeinsamen: Ein Haus für zwei Parteien, die gemeinsam unter einem Dach leben wollen, aber gleichzeitig unabhängige Bereiche beanspruchen. Gelegen in einem üblichen Neubaugebiet, demonstriert das Haus nachhaltiges Bauen hinsichtlich seiner Funktionalität, Materialität, Energieeffizienz und architektonischen Erscheinung.
Gallerie
Die Wohnstruktur windet sich über die Geschosse um eine gemeinsame Halle, so dass beide Parteien von jeder Himmelsrichtung profitieren. Im Erdgeschoss trennt die Halle die beiden Wohnbereiche, im Obergeschoss liegen sich die Schlafbereiche und Bäder um 90° gedreht gegenüber und im Dachgeschoss, wieder andersherum, zwei Aufenthaltsräume. Verbunden werden die Bereiche unabhängig durch zwei offene gegenläufige Treppen.
Die große Halle erhält über das Dach aus transparentem Polycarbonat großzügig Licht, von dem auch die umliegenden Räume über Innenfenster profitieren. Gleichzeitig dient die Halle als Energiegarten, der das gesamte Haus passiv mit Sonnenenergie versorgt.
Die Traufwände und Dachflächen sind aus massiven Holz-Brettstapelelementen, vor denen ebenfalls transparente Polycarbonattafeln stehen. Durch die kontrollierte Luftschicht dazwischen entsteht ein Luftkollektor, der wiederum solare Energie nutzbar macht. Manuell steuerbare Lüftungsöffnungen in der Dachfläche öffnen das System im Sommer und schließen es im Winter und erlauben so eine einfache Steuerung von Erwärmung und Kühlung. Massive einschalige Giebelwände aus Porenbeton sorgen gleichermaßen für die zwingend notwendigen Speichermassen und gute Dämmung.
Für das gesamte Haus kann auf künstliche Dämmstoffe verzichtet werden. Die Zonierung, der Energiegarten und die Kollektoren senken den Heizenergiebedarf so weit, dass eine Heizung als Bauteilaktivierung in den Betondecken ausreicht (sog. Betonkernaktivierung). Später wird das Haus mit einem Heizkamin in der Halle ausgerüstet, der über Speichertanks die Wärmeversorgung sicherstellt. Zusätzlich sind in den beiden Dachspitzräumen Flächen und Installationen für Wasserkollektoren vorgehalten. Bis dahin liefert ein kleiner Kaminofen Wärme in der Halle. Der zweite Kaminzug wird gleichzeitig dazu genutzt, die wärmere Luft im oberen Dachraum mit einem kleinen Lüfter in die unteren Raumzonen zu führen.
Entstanden ist ein flexibel nutzbarer Haustyp unter einer effizienten Hülle. Die transparente und reflektierende Außenhaut erzeugt ein Wechselspiel von durchscheinendem Holz, Innenräumen und spiegelnder Landschaft und steht im Kontrast zu den dunkel verputzten Giebelwänden und der traditionellen Form.
Mauerwerk
Neben der Außenhülle aus Polycarbonattafeln und den im Innenbereich
verwendeten Holz-Brettstapelelementen bestehen die Giebelwände aus
Porenbeton-Mauerwerk. Damit wird dem Gebäude neben den
Wärmedämmeffekten auch Speichermasse zur Verfügung gestellt, die
übermäßiges Aufheizen bei Sonneneinstrahlung und zu rasches
Abkühlen beim Ausbleiben externer Strahlungsenergie verhindert. Die
Wände sind zudem aus statischen Gründen notwendig.
Bautafel
Architekten: Pfeifer Roser Kuhn, Freiburg
Projektbeteiligte: Greschik + Falk + Partner, Berlin (Tragwerksplanung); Thomas Gillich, Freiburg (Projektleitung); Delzer Kybernetik, Lörrach (Energetisches Konzept); Balck + Partner, Heidelberg (Haustechnik)
Bauherr: Dr. Daubenberger, Müllheim
Fertigstellung: 2005
Standort: Lärchenbuck, Müllheim
Bildnachweis: Ruedi Walti, Basel
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