Mehrfamilienhaussiedlung Kräuterterrassen in Dresden
Kalksandsteinwände für hohen Wohnkomfort
Im Jahr 1979 begannen im Dresdner Stadtteil Gorbitz westlich der
Innenstadt die Vorbereitungen zum Bau des größten Neubaugebietes
der Landeshauptstadt, welche die Einwohnerzahl binnen zehn Jahren
von knapp eintausend auf über 35.000 anwachsen ließ. Die teilweise
bis zu elf Geschosse hohen Wohngebäude in Plattenbauweise konnte
bereits Anfang der Achtziger Jahre an die neuen Mieterinnen und
Mieter übergeben werden. Nach der Wende schrumpfte die
Einwohnerzahl jedoch von 38.000 auf 20.000. Um die Jahrtausendwende
wurden einige der Blöcke daher vollständig abgerissen, andere
hingegen auf drei Geschosse zurückgebaut und modernisiert. Doch
seit 2011 steigt die Einwohnerzahl des Quartiers wieder stetig,
sodass nun wiederum neuer Wohnraum benötigt wird. Die Eisenbahner
Wohnungsbaugenossenschaft Dresden EWG hat darauf reagiert und
gemeinsam mit der Architektur- und Ingenieursgemeinschaft IGC,
15 viergeschossige Mehrfamilienhäuser in
Kalksandsteinbauweise errichten lassen.
Gallerie
Die sogenannten Kräuterterrassen sind von der
Großtafelbauweise inspiriert, interpretieren diese aber in eine Art
Gartenstadt-Wohnen um. Insgesamt sind durch das Projekt 184 neue
Mietwohnungen, mit Größen zwischen 56 und über 120
Quadratmetern entstanden. Man bemühte sich um möglichst
preisgünstiges Bauen, was den Mieterinnen und Mietern mit einer
Kaltmiete von unter zehn Euro pro
Quadratmetern zugutekommt.
Wohnen in der Gartenstadt
Die Anlage erinnert an die Ideen der Gartenstadt – ein Modell, das von Ebenezer Howard Ende des 19. Jahrhunderts in England entwickelt wurde, um den steigenden Grundstückspreisen in den Großstädten zu entkommen und bessere Wohn-und Lebensqualitäten mit der Möglichkeit zur Selbstversorgung zu schaffen. Auch bei den Kräuterterrassen spielt der Außenraum eine bedeutende Rolle: Das Projekt umfasst zehn „Gartenhäuser“, die paarweise je einen kleinen „Kräuterhofgarten“ umschließen. In jedem Kräuterhofgarten ist eine andere Sorte Hauptbestandteil der Bepflanzung: Lavendel, Melisse, Salbei, Minze und Rosmarin können zum Kochen frisch geerntet werden. Weiterhin wurden fünf barrierefreie und seniorenfreundliche „Stadthäuser“ mit Terrassen und Mietergärten für die Mietenden aller Häuser realisiert. Die Gebäude sind auf einem verkehrsberuhigten Areal terrassenförmig am Hang erbaut und durch begrünte Außenräume miteinander verbunden. Es gibt gemeinschaftliche Ruhe- und Kommunikationszonen in Form breiter Parkbänder sowie Kinderspielplätze und einen Outdoor-Fitnessbereich.
Die Fassaden wurden in unterschiedlichen Grau- Beigetönen verputzt, wobei weiße Fensterfaschen und Gesimse oberhalb der Sockelgeschosse die Flächen zusätzlich akzentuieren. Rote und blaue Fensterläden aus Holz vor den Fenstern im Parterre komplettieren den Gartenstadt-Charakter und sorgen zugleich für die benötigte Privatsphäre. Die Fenster sind größtenteils bodentief und lassen viel Tageslicht einfallen. Anstelle von Gärten oder Terrassen verfügen die Wohneinheiten in den Obergeschossen über weit auskragende Balkone. Weiß verputzte Wände im Inneren, der hochwertige Bodenbelag in Holzoptik und Beschläge aus gebürstetem Edelstahl verleihen den Räumen ein zeitgemäßes, lichtes Ambiente.
Massives Kalksandstein-Mauerwerk
Aufgrund des Anspruchs der Bauherrschaft bezahlbaren Wohnraum
bei zugleich hohem Schall- und Brandschutz sowie Wohnkomfort zu
schaffen, entschieden sich die Verantwortlichen sowohl bei den
Außen- als auch den Innenwänden für eine massive
Kalksandstein-Bauweise. Durch seine hohe Rohdichte und
Steindruckfestigkeit verfügt Kalksandstein über eine hohe Tragfähigkeit und
ermöglicht so schlanke Wandkonstruktionen. Zum Einsatz kamen
großformatige Planelemente mit einer Stärke von 20 cm und der
Rohdichteklasse 2.0. Trotz der geringen Wandstärken ermöglichen
diese Lastabtragungen für große Fensterelemente und größere
Spannweiten für Deckenkonstruktionen. Für die Außenwände sind die
großformatigen Kalksandstein-Planelemente mit
Polysterol-Hartschaumplatten mit Brandriegeln aus Mineralwolle
kombiniert.
Auf der Baustelle konnten die Steine mithilfe von Verlegeplänen
und Versetzgeräten einfach und schnell verarbeitet werden, wodurch
die Arbeitszeiten minimiert wurden und das Projekt noch vor der
geplanten Fertigstellung realisiert wurde. Der Versetzkran
ermöglicht in einem Hub bis zu 0,650 m² Mauerwerk zu bewegen.
Passelemente werden im Werk bedarfsgerecht zugeschnitten und
„just-in-sequence“ auf die Baustelle geliefert. -lw
Bautafel
Architektur: IGC Ingenieurgemeinschaft Cossebaude, Dresden
Projektbeteiligte: Wolff & Müller, Dresden (Gerneralunternehmer), S&P, Bad Neuheim (Statik); KS-Original, Hannover (Hersteller Kalksandstein; Produkt: Bausystem KS-PLUS)
Bauherr/in: Eisenbahner Wohnbaugenossenschaft Dresden eG (EWG)
Fertigstellung: 2020
Standort: Thymianweg, 01169 Dresden, Deutschland
Bildnachweise: Oliver Schuh | palladium.de; KS-Original, Hannover; IGC Ingenieurgemeinschaft Cossebaude, Dresden; Eisenbahner Wohnungsbaugenossenschaft Dresden EWG
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