Wohnkomplex Domus Houthaven in Amsterdam
Buntes Klinkerensemble zwischen Hafen und Stadtzentrum
Auf dem Gelände des Amsterdamer Houthaven – dem historischen Holzhafen – begannen 2010 die Bauarbeiten für ein neues Wohngebiet, das sich zwischen dem Spaarndamerdijk und dem einstigen Meeresarm IJ erstreckt. Auf sieben künstlich angelegten Inseln sollen rund 2.700 Wohnungen entstehen. Mit einem nachhaltigen, klimaneutralen Stadtkonzept soll das Quartier dem ehemaligen Hafengebiet neuen Glanz verleihen und so den Norden der Stadt wieder in den Fokus rücken. Als Schlussstein entwarf das Büro Shift architecture urbanism gemeinsam mit den Kreativagenturen Synchroon und staat Amsterdam einen Wohnblock für gemeinschaftliches Wohnen.
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Einheit in der Vielfalt
Der Neubaukomplex Domūs Houthaven liegt etwas abseits der Hafenkante mit Blick auf das südlich angrenzende Viertel Spaarndammerbuurt. Schon von Weitem fällt das bunte achtteilige Gebäudeensemble ins Auge. Als Erstausgabe der sogenannten Domūs Living Serie – einem „innovativen urbanen Konzept“ für gemeinschaftliches Wohnen – soll es sich durch seine vielfältige und doch traditionelle Fassadengestaltung in die vorhandene Blockstruktur einfügen. Was nach außen somit wie ein gewachsenes Konglomerat unterschiedlicher Häuser wirkt, die sich um einen gemeinsamen Innenhof gruppieren, ist tatsächlich ein zusammenhängender Gebäudekomplex. Dabei unterschieden sich die Blöcke in Höhe und Breite, Fassadenrhythmus und -farbe sowie Wohnungstypologie. Allen gemein ist hingegen das Fassadenmaterial: Klinker.
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Die traditionellen Klinkerhüllen der Volumen demonstrieren Zusammengehörigkeit, während die variierende Farbwahl des überwiegend im Läuferverband erstellten Mauerwerks Individualität suggeriert. Zwischen den Fenstern sind die Klinker teils im Blockverband, teils als Grenadierschicht vermauert. Die raumhohen, breiten Fenster kennzeichnen die Baukörper als Wohnhäuser, während industriell anmutende Fassadenelemente den Charakter des Hafengebietes auf unterschiedliche Art aufgreifen. Farblich angepasste Fenster, Türen und Brüstungen sowie außenliegende Sonnenschutzelemente komplettieren die individuelle Fassadengestaltung.
Flure, Treppen und Aufzüge verbinden die Blöcke untereinander. Laubengänge, eine Spindeltreppe und sogar eine Brücke zwischen zwei der Volumen ergänzen die vielgestaltige lineare Erschließung im Innenraum.
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Smarter wohnen im Gemeinschaftskomplex
Auf insgesamt 21.400 Quadratmeter verteilen sich 235 Wohneinheiten. Dabei handelt es sich ausschließlich um Ein- oder Zweipersonenhaushalte mit einer Fläche zwischen 43 und 60 Quadratmetern, die in fünf unterschiedliche Wohntypen unterteilt sind. Dies soll zur städtischen Verdichtung beitragen und eine maximale Anzahl qualitativ hochwertiger Wohnungen auf kleinster Fläche ermöglichen. Dabei erhielten sämtliche Einheiten einen sogenannten „Smart Core“. Der moderne Wohnungskern vereint alle notwendigen Einrichtungen wie Bad, Küche, Stauraum, Flur und sogar den Schlafbereich – dieser kann durch den Einbau eines Alkovenbettes in das großformatige Einbaumöbel integriert werden. Perforierte Falttüren schließen den Bereich ab und erlauben eine klare Zonierung der privaten Bereiche, während der kompakte Grundriss zugleich einen hohen Grad an Flexibilität ermöglicht.
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Gemeinschaft fördern
Auch außerhalb der Wohneinheiten legten die Konzeptentwickler*innen großen Wert auf variable Nutzflächen zur Förderung der Gemeinschaft. Ein multifunktionaler Coworking- und Verweilbereich bildet das soziale Zentrum für die Bewohner*innen. Auch er hat einen offenen Grundriss, der durch vier freistehende – eigens für das Projekt entwickelte – Einbaubaumöbel zoniert wird und somit eine flexible Nutzung ermöglicht. Der Raum soll simultan Platz für soziale Interaktion, große und kleine Gruppenaktivitäten, sowie konzentriertes Arbeiten bieten. Reversible Elemente wie etwa Vorhänge unterstützen die visuelle und akustische Trennung der Nutzungen. Vom Gemeinschaftsgarten im Innnehof führt eine weiße Spindeltreppe aus Metall zur Gemeinschaftsküche mit Dachterrasse und weitem Blick über Spaarndammerbuurt. Ein kleines Gästehaus für Besucher*innen schließt unmittelbar an.
Darüber hinaus verfügt der Wohnkomplex über einen Waschsalon und eine Fahrradgarage mit Platz für rund 500 Räder sowie ein zweigeschossiges Parkhaus mit 70 Standard- und Carsharing-Stellplätzen. Entsprechend dem Konzept der Domus-Living-Serie sollen ein „Operator“ und ein Gebäudemanager bei der Planung und Umsetzung von sozialen Aktivitäten helfen und die Gemeinschaftsbereiche verwalten. Um außerdem die Interaktion mit der Nachbarschaft zu fördern, ist das Sockelgeschosses als öffentlicher Bereich mit Einkaufs-, Sport- und Arbeitsmöglichkeiten sowie einem Café geplant.
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Innen wie außen
Das Spiel mit Farbe und Material, das einem bereits bei der
Fassadengestaltung begegnet, findet sich auch im Inneren wieder:
Die individuell gefertigten Einbaumöbel und variierenden Boden- und
Wandbeläge in allen Bereichen des Gebäudes fallen durch ihr
farbenfrohes und verspieltes Design ins Auge und bilden einen
Kontrast zu den rauen, unverkleideten Oberflächen der
Sichtbetondecken in den Wohnungen sowie dem Sichtmauerwerk in den
Erschließungszonen.
Mit farbenfrohen Konzepten, kompaktem Wohnraum und dafür umso großzügigeren Gemeinschaftsflächen zeigt das Domus Houthaven Projekt, wie zeitgemäßes, urbanes Wohnen aussehen kann.
Bautafel
Architektur: Shift architecture urbanism, Rotterdam
Projektbeteiligte: ABT B.V. Ingenieursbureau Delft (Statik Entwurf, Bauphysik, TGA, Brandschutz) / Vericon (Statik Ausführung); Van Wijnen Haarlemermeer (Ausführende Firma); Blom Interieurs (Möbelbau); Flux Landscape (Landschaftsarchitekten); Studio Michael Schoner /Studio Earnestly / Odd Matter (Inneneinrichtung); Mosa (Fliesenhersteller); wienerberger (Ziegelhersteller)
Bauherrschaft: Synchroon developers
Fertigstellung: 2023
Standort: Houthavenweg 29, 1013 BB Amsterdam
Bildnachweis: René de Wit; Pim Top; Shift architecture urbanism, Rotterdam
Fachwissen zum Thema
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Entenfangweg 15
30419 Hannover
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