Iglu aus Glas
Pavillon aus Glassteinen auf Grönland
Aasivissuit-Nipisat ist eine arktische Kulturlandschaft im
Westen Grönlands, die sich von der Küste bis ins Landesinnere an
den Rand des Grönländischen Eisschildes erstreckt und Zeugnisse
menschlicher Geschichte birgt, die bis zu 4.200 Jahre
zurückreichen. Archäologische Fundstätten zeigen Jagd- und
Siedlungsspuren sowie ein reiches materielles und immaterielles
Kulturerbe verschiedener Inuit-Kulturen aus dem 15. bis 19.
Jahrhundert, die die Landschaft wesentlich geprägt und gestaltet
haben. Zudem messen die Inuit der Landschaft eine spirituelle und
mythologische Bedeutung bei – damit gehören Rituale und Geschichten
über mythische Gestalten, heilige Orte und das Nordlicht zu den
lebendigen kulturellen Traditionen der Gegend. Im Jahr 2018 ist
dieses Gebiet zum UNESCO-Welterbe erklärt worden.
Gallerie
Kulturerbe der Inuit
Innerhalb der Welterbestätte ist die Fjord-Siedlung Sarfannguit
die einzige auch heute noch bewohnte Siedlung. Im Jahr 2021
realisierte der schwedische Architekt Konstantin Ikonomidis
inmitten der kargen Fjordlandschaft an einem Wanderweg zwischen
Sarfannguit und Nipisat den Fjeld-Pavillon als Landmarke,
mit der das Kulturerbe der Inuit und ihr traditionelles Wissen über
die Natur gewürdigt werden soll. Seine Position am Hang wurde so
gewählt, dass von hier aus der Blick über die eindrucksvolle
Fjordlandschaft wandern kann. Über zwei gegenüberliegende
Einschnitte in den doppelt gekrümmten Wänden kann der Pavillon
betreten werden; gleichzeitig werden durch die Öffnungen freie
Ausblicke in die Landschaft gewährt.
Verschwommene Grenzen
Die Intention von Ikonomidis war es, den Naturraum, die reiche
Geschichte sowie die Besonderheit der grönländischen Kultur und der
spirituellen Traditionen mithilfe eines subtilen architektonischen
Eingriffs erlebbar zu machen. Der Pavillon kann dabei – dank seiner
Hülle aus massiven Glasbausteinen mit strukturierter Oberfläche –
die Umgebung leicht verfremdet wiedergeben, mit ihr verschmelzen
oder sogar darin verschwinden. Damit verschwimmt die Grenze
zwischen der menschengemachten Struktur und dem natürlichen
Terrain, was den Bau bei bestimmtem Lichteinfall surreal erscheinen
lässt.
Konstruktiv wurde das Fundament für den Pavillon in der ortstypischen Bauweise erstellt: Mit 40 mm starken Felsankern wurde eine Unterkonstruktion aus Stahl im steinigen Untergrund befestigt. Die Unterkonstruktion ist am oberen Ende der Metallanker befestigt und besteht aus zwei Edelstahlbügeln mit jeweils halbkreisförmigem Grundriss; darauf baut die eigentliche Skulptur aus Glassteinen auf, die einem traditionellen Iglu oder Schneehaus nachempfunden ist. Diese wurden so verlegt, dass zwischen zwei nebeneinanderliegenden Steinen jeweils eine Lücke frei bleibt. Die Glassteine wurden in Italien handwerklich produziert und mit transparentem Zweikomponenten-Klebstoff vor Ort miteinander verbunden.
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