Neuer Schutz für die Glasmalereien am Kölner Dom
Nahezu reflexionsfreier Blick auf die historischen Verglasungen
Am Weltkulturerbe Kölner Dom können Fensterverglasungen aus
sieben Jahrhunderten bewundert werden. Die religiösen Szenen der
teils aus dem 13. Jahrhundert stammenden Glasmalereien erfüllen
jedoch nicht nur eine dekorative Funktion, sondern galten
insbesondere im Mittelalter der Vermittlung bedeutsamer
Bibelstellen. Darüber hinaus schützen die Gläser den Inneraum
natürlich auch vor Wind und Regen und lassen Tageslicht in die
hohen Kirchenschiffe.
Gallerie
Fachleute waren jedoch beunruhigt über den außenseitigen Zustand
der Fenster, da diese aufgrund des hohen Kalzium- und Kaliumgehalts
des Glasgemenges eine nur eingeschränkte Stabilität und
Witterungsbeständigkeit aufweisen. Gleichzeitig wurden empfindliche
Reaktionen der Glasoberflächen auf Wasser und wässrige Lösungen
identifiziert. Beschleunigt wird dies durch aggressive Schadstoffe
aus der Umgebungsluft, vor allem Schwefeldioxid. Als Folge
entstanden Ablagerungen, welche die mittelalterlichen Gläser
trübten und sogar zu deren vollständigen Verdunklung führen
könnten.
Aufgrund dessen erhielt der Kölner Dom bereits 1980 seine erste
Schutzverglasung aus konventionellen Verbundsicherheitsgläsern aus
thermisch entspanntem Floatglas. Zwar waren die historischen
Verglasungen hierdurch vor der Außenatmosphäre geschützt, strahlten
aber aufgrund der ungebrochenen Reflexion
der Schutzglasscheiben nicht mehr in ihrer vollen Pracht. Für die
Erneuerung der Schutzverglasung der Obergadenfenster wurden daher
entspiegelte Verglasungen verwendet. Durch spezielle
Sol-Gel-Beschichtungen war es möglich, die etwa acht Prozent
Lichtreflexion von konventionellem Floatglas auf bis zu ein Prozent
zu reduzieren.
Da derartige Entspiegelungsbeschichtungen herkömmlicherweise auf einen Betrachtungswinkel von neunzig Grad ausgelegt sind, der tatsächliche Blickwinkel bedingt durch die hohe Einbaulage der Fensteröffnungen aber bei rund 45 Grad liegt, entwickelte der Glashersteller Schott eigens eine maßgeschneiderte interferenzoptische Beschichtung. Durch die Verglasung Amiran Heritage Protect ist nun ein nahezu unverfälschter Blick auf die Originalverglasung möglich. Zusätzlich wurde die Verglasung als Verbundglas realisiert, um einen weiteren Schutz gegen Witterungseinflüsse und UV-Einwirkung zu gewährleisten.
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