Im Erdboden versunken
Versenkbare Fensterfronten mit pneumatischer Dichtung
Im Boden versenkbare Fenster existieren bereits seit vielen Jahrzehnten – eingesetzt wurden sie etwa bei van der Rohes Villa Tugendhat aus dem Jahr 1929 oder der Hansabücherei von Werner Düttmann, die im Rahmen der Interbau 1957 in Berlin entstand. Gleichwohl sind großflächige Senkfenster bis heute nur selten in der modernen Architektur anzutreffen. Grund dafür sind die konstruktiven und finanziellen Herausforderungen, die aus ihrer besonderen Bau- und Funktionsweise resultieren.
Gallerie
Das Unternehmen Hirt Moving Architecture verspricht für seine versenkbaren Fensterfronten eine einfache Bedienung und gute Funktionalität. Per Knopfdruck öffnen und schließen sich die wärmegedämmten Hirt Kinetics genannten Elemente dank eines elektromechanischen Antriebs geräuschlos von Wand zu Wand und hinterlassen keinerlei sichtbaren Profile oder Rahmen. Eine manuelle Bedienung ist ebenfalls möglich, etwa im Falle eines Stromausfalls. Die Front verschwindet vollständig im Boden und schafft dadurch einen schwellenlosen Übergang zwischen Innen- und Außenraum. Der Übergang kann individuell mit verschiedenen Bodenbelägen versehen werden und ist dabei belast- und befahrbar, sodass auch ein barrierefreier Zugang möglich ist. Die Senkfenster lassen sich mit allen modernen Funktionsgläsern, als 3-fach, 2-fach oder Einfachglas sowie profillos als Structural-Glazing-Fassade mit Glasdicken von bis zu 70 mm umsetzen. Optional sind auch Spezialgläser wie Sicherheitsgläser mit Durchschusshemmung realisierbar. Darüber hinaus können statt Glas viele weitere Fassadenmaterialien wie Metall, Stein oder Holz verwendet werden.
Voraussetzung für den Einsatz dieses Systems ist genügend Platz für den Technikraum im Untergeschoss. Er dient als Parkraum für die geöffnete Senkfront und für Motor, Antriebswelle, Kompressor und Pneumatik. Über seitliche Laufschienen werden die Elemente sicher nach unten gefahren. Senkfront und Gegengewichte, die das System ausbalancieren und für eine leichtgängige und sanfte Führung der Fensterelemente auch bei sehr großen Abmessungen sorgen, werden mit Ketten an Umlenkrollen an der Geschossdecke des Technikraums aufgehängt; die Lastabgabe erfolgt über definierte Aufhängepunkte. Bei geschlossener Fassade verhindert der Einsatz pneumatischer Dichtungen das Eindringen von Wind, Schlagregen und Außenlärm. Dabei kommen bis zu vier Dichtungsebenen zum Einsatz: Neben der inneren Dichtung verhindert außen ein System von Anpress- und Labyrinth-Dichtungen Zugerscheinungen in den Innenräumen. Das Aufblasen erfolgt automatisch durch einen Steuerungsimpuls. Bürstendichtungen beseitigen groben Schmutz und bilden den Übergang von Rahmen zu Flügel.
Dank verschiedener Ausführungsvarianten sind Senkfronten mit
einer Fläche von bis zu 40 m² und einem Gewicht von 3.500 kg mit
Standard-Komponenten möglich. Mit der Spezialausführung SF
Spezial können sogar individuelle Maße und Gewichte ohne
Einschränkungen realisiert werden; die größte bisher umgesetzte
Senkfront hat eine Länge von 20 m und ein Gewicht von 7.500 kg.
Auch möglich ist die Integration von Türen, die Umsetzung von
Ecklösungen sowie gebogenen Fassaden.
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