Bildungszentrum Frastanz-Hofen
Niedrigstenergiegebäude-Standard für Bestand und Neubau
Einen Ort, an dem sich die Altersklassen durchmischen, wurde im neuen Bildungszentrum Frastanz-Hofen verwirklicht. Das pädagogische Konzept mit freien Lernlandschaften spielgelt sich in dem Entwurf von Pedevilla Architects aus Bruneck wieder. Nach ihren Plänen wurde der aus den 1950er-Jahren stammende Schulbau in der Vorarlberger Marktgemeinde Frastanz saniert, neu strukturiert und um vier neue Flügel erweitert – bei laufendem Betrieb.
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Weiterbauen
Der Komplex beheimatet heute eine Schule, einen Kindergarten, eine Kinderbetreuung, Sporträume, Werkräume sowie Musiksäle. Darüber hinaus können viele der Räume auch von lokalen Vereinen und der Gemeinde genutzt werden. Um den Bestand zu integrieren, knüpfte das Planungsteam mit seinem Entwurf direkt an. Der Altbau der Schule wurde zu einem der Seitenflügel der neuen, kammartigen Gebäudeform. Auf diese Wiese harmonieren die Proportionen des neuen und alten Baukörpers untereinander und zugleich mit der dörflichen Struktur des Ortskerns. Die sich abwechselnd nach Norden und Süden streckenden Gebäudeflügel bilden offene Innenhöfe und verweben das so die Lernräume mit dem Außenraum. Die steinern wirkenden Freiräume sollen den Bedürfnissen der verschiedenen Altersgruppen gerecht werden.
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Zeitgemäßes Lernumfeld
Als das pädagogische Konzept der Schule weiterentwickelt wurde, dachte man auch darüber nach, wie sich der Übergang vom Elementar- in den Primarschulbereich verbessern könnte. Diese Überlegungen spiegeln sich auch in der Bauaufgabe wider: Der Umbau sollte eine weitgehend durchgängige und zielgerichtete Pädagogik für die Anderthalb- bis Zehnjährigen ermöglichen – von den frühen Betreuungsnageboten, über den Kindergarten bis zur Volksschule.
Die neue Kammstruktur des Gebäudes bietet ruhige Randzonen für einzelne Lerncluster, die an einen mittig angeordneten „Marktplatz“ andocken, der als Ort der Begegnung und des Austauschs gedacht ist. Der längliche Zentralbereich ist in drei Zonen gegliedert, in denen Kinder, Schüler*innen und Pädagog*innen aufeinandertreffen und sich weiterverteilen in die Lernräume der Seitenflügel, während die Eltern den Marktplatz als gesellschaftlicher Treffpunkt nutzen sollen.
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Harmonische Farbgestaltung
Die Gebäudehülle ist weitgehend einfarbig mit einem rauen, erdig roten Kalkputz gestaltet, an dem sich auch Fenstermarkisen farblich orientieren, ebenso wie die Betonvordächer und Fensterbänke. Die Satteldächer sind mit glasierten Ziegeln gedeckt. Im Inneren setzt sich das Braunrot an den verputzen Innenwänden fort. Ganz hell hingegen sind mit Holzdielen aus Weißtanne belegt Fußböden. Aus Weißtanne sind auch die umlaufenden Rahmen der Fensterlaibungen. Die Möblierung entwarf das Architekturbüro speziell für das Schulhaus und ließ sie vom Schreiner aus Tannen- und Ahornholz fertigen. Bei der Planung und Bauausführung wurde auf die Verwendung überwiegend regionaler Produkte geachtet. Dazu gehörten neben dem Holz auch die Zuschlagsstoffe für den Kalkputz.
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Wärmedämmung und Konstruktion
Die Erweiterung wurde als Stahlbetonkonstruktion mit einem Wärmedämmverbundsystem und einer Holzkonstruktion für die Satteldächer errichtet. Die Außenwände des Bestands wurden bereits in dem 1990er Jahren gedämmt und mussten nicht weiter ertüchtigt werden. Ebenso wurden bei den vorhandenen Fenstern lediglich die Verglasungen zur Verbesserung des Wärmeschutzes ausgetauscht. Die 25 cm dicken Stahlbetonaußenwände erhielten eine 20 cm starke Dämmung aus expandiertem Polystyrol (EPS) und einen groben Kalkputz. Die Holz-Aluminiumfenster mit Dreifachverglasung erreichen einen sehr hohen Wärmeschutz.
Die Dächer wurden mit einer Aufsparrendämmung aus 25 cm nichtbrennbarer Mineralwolle belegt. Die Bodenplatten der nicht unterkellerten Gebäude wurden unterseitig mit einer 14 cm starken Schicht hoch druckfesten extrudierten Polystyrols (XPS) wärmegedämmt. Bodenplatten und Geschossdecken erhielten eine 30 mm Trittschalldämmung aus EPS und einer 57 mm dicken Perlite-Schüttung. Sowohl die sanierten als auch die neuen Bauteile erreichen Passivhausqualität. Der mittlere U-Wert der Gebäudehülle beträgt 0,2 W/(m2K). Der Schulkomplex entspricht dem Niedrigstenergiegebäude-Standard der EU (Nearly zero-energy buildings – NZEB) und erreicht beim Kommunalgebäudeausweis den drittbesten Wert aller kommunalen Bauten in Vorarlberg. -sus
Bautafel
Architektur: Pedevilla Architects, Bruneck
Projektbeteiligte: gbd, Dornbirn (Tragwerksplanung); Planunsgteam E-Plus, Egg (Heizungs- und Sanitärplanung); SPEKTRUM Bauphysik & Bauökologie, Dornbirn (Bauphysik); K&M Brandschutztechnik, Lochau (Brandschutz); Elektrodesign Fröhle René, Schlins (Elektro- und Lichtplanung)
Bauherr/in: Marktgemeinde Frastanz
Standort: Schmittengasse 4, 6820 Frastanz, Italien
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Gustav Willeit, La Valle in Badia (Fotos); Pedevilla Architects, Bruneck (Pläne)
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