Kuppel Basel
Haus-im-Haus für die Popkultur
Als das Kuppelzelt 1988 eröffnete, war nicht abzusehen, welch großer Beliebtheit sich der Kulturort am Rande von Basel erfreuen würde. Das Provisorium machte sich mit Konzerten weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen und überstand so fast 30 Jahre. Der von Vécsey*Schmidt Architekt*innen entworfene Ersatzbau ist nicht nur dauerhaft, er bezieht sich auch formal auf die legendäre Spielstätte. Seit 2024 finden in der neuen Kuppel Basel Konzerte und Parties statt – akustisch abgeschirmt durch eine mit Steinwolle gedämmte Haus-im-Haus-Konstruktion.
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Neubau am alten Standort
Der Neubau steht an derselben Stelle wie das frühere Kuppelzelt, im Nachtigallenwäldeli. Gemeint ist der 300 Meter lange Streifen zwischen der Binningerstraße und dem Flüsschen Birsig, der an seinen beiden Enden von einem Viadukt überspannt wird. Lange Zeit blieb das ehemalige Industrieareal unbeachtet, bis die Stadtverwaltung beschloss, es zu einer Parkanlage umzugestalten. Das Nachtigallenwäldeli sollte größer, heller und sicherer werden, doch dafür musste das Zelt 2016 weichen.
Die Basler Musikfans wollten den Verlust nicht hinnehmen und gründeten die gemeinnützige Stiftung Kuppel, die sich für den Neubau eines Konzertclubs für die Popmusikszene engagierte. Der Kanton unterstütze das Bauprojekt, indem er die acht im Keller untergebrachten Bandproberäume mitfinanzierte. Den 2019 ausgelobten Wettbewerb entschied das Basler Büro Vécsey*Schmidt Architekt*innen für sich. Im Oktober 2024, nach zweijähriger Bauzeit, eröffnete die neue Kuppel Basel mit einem Festival. Wöchentlich zwei bis drei Konzerte sind geplant, darüber hinaus soll die Institution dauerhaft junge Bands fördern.
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Sakrale Form mit Industriecharme
Inspiriert vom Namen des alten Zeltes entwarfen die Architekt*innen ein Gebäude mit gewölbten Dächern und achteckigem Grundriss. Die ungewöhnliche Form zeigt schon aus der Ferne, dass es sich um etwas Besonderes handeln muss, schließlich sind Kuppelbauten in Basel eher selten. Das grüne Stahlskelett erinnert an einen Sakralbau oder einen Pavillon aus dem 19. Jahrhundert, während die Ausfachungen mit hellen Backsteinen auf die industrielle Vergangenheit des Standortes anspielt. Unter den Dachbögen befinden sich die einzigen Fenster: rosa verglaste Oculi.
Die drei oberirdischen Geschosse besitzen jeweils die Form eines gestreckten Oktagons. Im Erdgeschoss befindet sich neben dem Foyer eine Bar und ein Lager. Zwei Treppen führen hinauf ins Herz des Gebäudes, dem für 600 Gäste ausgelegten Konzertsaal. Um ihn herum sind alle weiteren Räume angeordnet. Im Inneren des Saals überrascht der freie Blick auf das sichtbar belassene Betongewölbe. Im zweiten Obergeschoss schwingt eine Galerie unregelmäßig weit in den Saal hinein. Auf dieser Ebene finden die Künstler*innen auch ihre Garderoben. Um den Konzertraum herum verlaufen Treppen, über die das Publikum frei von Sackgassen zirkulieren kann.
Nützlicher Nachbar
Nur wenige Schritte entfernt, an der Straße entstand ein zweites, längliches Gebäude. Das Volume 3 schirmt den Kuppelbau vom Tram- und Autoverkehr ab und nimmt Konzert- und Eventbüros, Gastronomie und einen Teil der Haustechnik auf. Hinzu kommt ein Musikclub ohne Bühne, in dem 180 Personen Platz haben. Ein gemeinsames Untergeschoss verbindet die beiden Gebäude. Fast unmerklich verändern die Farben im Innenraum sich von einem Dunkelgrün im Foyer bis hin zu einem tiefen Nachtblau im Konzertsaal. Im Kontrast dazu sind die Backstage-Räume mit den Künstler:innen-Garderoben hinter der Galerie in einem warmen Dunkelrot gehalten.
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Zweischichtiges Kreuzgewölbe
Trotz des Namens handelt es sich um keine Kuppel im eigentlichen Sinn, sondern um ein elliptisches Kreuzgewölbe mit vier sich verschneidenden Tonnengewölben – Ergebnis der Kooperation mit ZPF Ingenieuren. Die flache Gewölbeform resultiert unter anderem aus der maximal zulässigen Gebäudehöhe von 12 Metern. Das Kreuzgewölbe ist unregelmäßig, die einzelnen Tonnen nehmen unterschiedliche Kräfte auf. Anders als bei einem gleichmäßigen Gewölbe heben sie sich nicht gegenseitig auf. Als primäre Tragelemente fungieren die acht Kreuzrippen in den Schnittbögen der Tonnenschalen. Dazwischen spannen die in Ortbeton erstellten Gewölbesegmente.
Drinnen können die Bässe dröhnen, während sich draußen Spaziergänger*innen erholen oder Anwohnende bei geöffneten Fenstern schlafen. Für die gute Schalldämmung von innen nach außen sorgt die Haus-im-Haus-Konstruktion. Dabei bildet die Betonkonstruktion das innere Dach, das äußere hingegen ein vorfabriziertes Holzgewölbe. Durch die Dämmung sind Holz- und Rohbau akustisch voneinander getrennt. Zugleich erzeugt dieser Aufbau die zur Schalldämmung notwendigen Masse.
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Ähnlich ist es bei den Außenwänden: Hier wurde ebenfalls die innere Schale in Ortbeton ausgeführt. Die weitgehend selbsttragende Stahlkonstruktion der Fassade ist nur an wenigen Stellen mit der Innenschale verbunden. Das Mauerwerk ist zwischen den Trägern eingespannt. Auch die acht Bandprobenräume im Untergeschoss sind durch eine Raum-im-Raum-Konstruktion entkoppelt. Sie können daher gleichzeitig bespielt werden, während oben Live-Konzerte stattfinden, ohne dass sich die Musiker*innen gegenseitig stören.
Raumakustik und Raumwirkung
Die Konstruktion, die Materialien und die Raumgeometrien schaffen eine beeindruckende Raumatmosphäre und unterstützen dazu die Raumakustik. Mit ihren unterschiedlichen Profilierungen und Wölbungen erzeugen die konkaven, verschnittenen Tonnen der Kuppel und die konvexen, holzverkleideten Brüstungen der Galerie eine vielfältige Schalldiffusion. An den Wänden absorbieren perforierte Holzplatten mit dahinterliegender Dämmung den Schall.
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Dämmung: Steinwolle und XPS
Die Schall- und Wärmedämmung des Dachs übernimmt eine 160 mm starke Schicht Mineralwolle-Klemmfilz mit einer Wärmeleitfähigkeit λ = 0,035 W/(mK). Dieser steckt zwischen den Bögen der vorfabrizierten Holzelemente. Die Betonwände sind mit Steinwolleplatten mit einer Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,034 W/(mK) gedämmt.
Für den Schallschutz des Konzertsaals sorgt ein Hohlboden aus Gipsfaserelementen auf Stahlstützen und 50 mm starken Steinwolleplatten. Darüber liegt der Bodenbelag mit einem Parkettbelag auf einer Gummimatte. Platten aus Steinwolle, allerdings nur 20 mm stark, bilden auch die Trittschalldämmung im Foyer. Die Proberäume sind mit dem gleichen ein Hohlbodensystem ausgestattet wie der Konzertssaal, wobei hier eine 5 Millimeter dicke Trittschalldämmung integriert ist. Zum Erdreich hin sind die Wände mit 200 mm starken XPS-Hartschaumdämmplatten gedämmt.
Bautafel
Architektur: Vécsey*Schmidt Architekt*innen, Basel
Projektbeteiligte: ZPF Ingenieure, Zürich (Tragwerksplanung); Anderegg Partner, Basel (Baumanagement); eicher+pauli, Liestal (Heizungs- und Lüftungsplanung); Rolf Gysin, Lausen (Kälteplanung); HKG, Pratteln (Elektroplanung); Sanplan, Lausen (Sanitärplanung); Saftey focus, Pratteln (Brandschutzplanung); WSDG, Basel (Akustikplanung); HKG, Pratteln (Solarplanung); Kiefer & Studer, Reinach (Geologie); Jermann Ingenieure, Arlesheim (Geometer); VA Plan, Ettingen, und Profiplan, Kloten (Gastroplanung); Konnex, Allschwil (Bühnenlicht); Gartenmann Engeneering, Basel (Bauphysiker); Desillusion, Basel (Gastroberatung); luxwerk, Malterdingen, Deutschland (Lichtplanung)
Bauherr*in: Stiftung Kuppel (Hauptfinanzierung) und Kanton Basel-Stadt (finanzielle Beteiligung an den Bandproberäumen)
Fertigstellung: 2024
Standort: Nachtigallenwäldeli 10, 4051 Basel
Bildnachweis: Pati Grabowicz, Basel und Christoph Schmidt (Fotos); Vécsey Schmidt Architekt:innen, Basel (Pläne)
Fachwissen zum Thema
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