Kita Bachlinge in Lütjensee
Spielen und Toben im Holzständerbau
Während in Ballungsräumen standardisierte Tagesstätten entstehen, erhielten die Kinder von Lütjensee in Schleswig-Holstein einen ungewöhnlichen Neubau: Ein halbkreisförmiges, eingeschossiges Volumen entstand am Randes des Stadtteils Dwerkaten. Die vom Arbeiter-Samariter-Bund betriebene Kita Bachlinge wurde vom Hamburger Architekten Jan Braker und seinem Team geplant und öffnete 2022 ihre Pforten.
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Fast 100 Kinder können die neue Kita besuchen. Die sechs Gruppenräume fächern sich entlang der vom Gewerbegebiet abgewandten, geschwungenen Fassade auf und bieten somit alle einen Blick ins Grüne. An der geraden Seite liegen hingegen die Versorgungsräume. Daraus resultiert ein hallenartiger, rund 200 Quadratmeter großer Mehrzweckraum im Gebäudeinneren. Der Haupteingang liegt an der Ostecke des Halbkreises.
Die Farb- und Materialgestaltung im Innenraum ist sehr zurückhaltend und weitgehend von hellen Holzoberflächen geprägt. Farbige Akzente setzen Spielgerätschaften und behutsam ausgewählte Einrichtungsgegenstände. In den Zwischenwänden der Gruppenräume sitzen teilweise großformatige Fenster, die die natürliche Belichtung verbessern und die Kita-Gemeinschaft zusammenwachsen lassen.
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Bewegung im Zentrum
Das teiloffene Konzept, das der Träger verfolgt, spiegelt sich auch in der räumlichen Gestaltung des Gebäudeinnern wider. Die Betreuung findet sowohl in den jeweiligen Räumen der sechs Stammgruppen als auch gruppenübergreifend im zentralen Mehrzweckbereich statt. Damit soll den Kindern größtmögliche Selbstbestimmung geboten werden.
Entsprechend dem Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit gestaltete man den zentralen Raum als „Bewegungshalle“, in der die Kinder toben und rennen und auf diese Weise ihre Motorik entwickeln können. Zwischen dem Außenspielgelände und dem Gebäude befindet sich zudem eine Terrasse mit Pergola, die ebenso als Rennbahn für Bobbycars und Dreiräder dienen kann.
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Bauweise und Materialien
Der Neubau wurde in Holzständerbauweise errichtet, mit einer Dachschale aus Brettsperrholz. Die komplette Konstruktion wurde vorfabriziert und nach Fertigstellung der Sohlplatte zusammengesetzt. Über der Gebäudemitte ist ein halbkreisförmiger Dachausschnitt hochgeklappt. Dank des so entstandenen Oberlichts lässt sich der Mehrzweckraum natürlich belichten und belüften. Als Dachhaut wählten die Planenden Aluminiumbleche, die sich an die radiale Dachgeometrie mit ihrer leichten Neigung anpassen. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert Storm, während eine Luftwärmepumpe die Wärmeversorgung gewährleistet.
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Wandaufbau und Dämmung
Eine horizontale Verschalung prägt die Fassade. Die einzelnen Lärchenholzlatten wurden auf der Baustelle vorgebogen und dann schrittweise auf Lattung und Konterlattung montiert. Darunter befinden sich dampfdiffusionsoffene sowie winddichte Wand- und Dachplatten (DWD). Diese sind auf dem mit Mineralwolle ausgefachtem Holzständerwerk aufgebracht. Raumseitig folgen OSB-Platten und abschließend Gipskartonplatten.
Für das Dach verwendete man zum einen eine komprimierbare Rollfilz-Dämmung aus Mineralfaser, zum anderen druckbelastbare Steinwolle-Dämmplatten vom Typ Durock des Herstellers Rockwool. Unter dem Bodenestreich sind Hartschaumplatten aus Polysterol verlegt.
Beim Holzbau-Preis 2024 Schleswig Holstein und Hamburg erhielt das Projekt den Sonderpreis Öffentliche Gebäude.
Bautafel
Architektur: Jan Braker Architekt, Hamburg
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Posse & Götze, Hamburg (Statik/Energieberatung); Pinck Ingenieure, Hamburg (Haustechnik); Sven Nakat (Beleuchtung); LKT Landeskultur und Tiefbau Wittenburg, Wittenburg (Erd- und Grundbau); GENZ Dach & Fassade, Ludwigslust (Dachdeckung, Dachabdichtung); Zimmerermeister Karsten Jantzen, Sievershagen (Zimmerei, Ingenieurholzbau); Lantz, Trittau (Tischler); Fa. Becker und Partner, Rostock (Fliesen, Platten); Fa. Hollenbach 24, Hamburg (Maler, Lackierer); Bohle Innenausbau, Hamburg (Trockenbau)
Bauherr*in: Gemeinde Lütjensee
Fertigstellung: 2022
Standort: An der Ripsbek 8, 22952 Lütjenseee
Bildnachweis: Jakob Börner (Fotos); Jan Braker Architekt (Baustellenfotos und Pläne)
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