Hort der Anne-Frank-Schule in Lüneburg
Nachhaltigkeit in Holz und Stroh
In Kaltenmoor, einem der größten Stadtteile Lüneburgs, besuchen rund 360 Kinder die 1972 gegründete Anner-Frank-Grundschule. Um den über die Jahrzehnte hinweg gestiegenen und veränderten Anforderungen – etwa hinsichtlich des Ganztagsbetriebs – gerecht zu werden, wurden diverse Klassen- und Gruppenräume und eine Mensa ergänzt. Nun gab es Bedarf an einem Hortgebäude, das vom Architektenbüro Dohse und Partner geplant und 2024 fertiggestellt wurde. Seitdem sind die zuvor aus Platzgründen auf zwei Standorte verteilten Hortkinder an einem Ort versammelt.
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Das 1.300 Quadratmeter große Hanggrundstück liegt nur wenige Meter von der Grundschule entfernt. Nicht ganz einfach war es, den 1,8 m messenden Geländesprungs in das Raumkonzept zu integrieren. Die Architekt*innen entschieden sich für einen angewinkelten Baukörper mit Splitleveln im Inneren. Der Haupteingang dreht sich aus dem höher gelegenen Gebäudearm heraus. Hinter dem Windfang befindet sich ein zweigeschossiges Foyer mit breiter Treppe, Fahrstuhl und 60 Speiseplätzen für den angrenzenden Imbiss. Über einige Stufen wird der etwas tiefer gelegene Gebäudearm erreicht.
Auf die beiden Geschosse verteilen sich vier Gruppenräume für insgesamt 80 Kinder, Hausaufgabenräume sowie einen Bewegungs-, einen Fachunterrichts- und einen Werkraum mit angegliederter Werkstatt. Über die außenliegende Treppe ist das Obergeschoss separat erreichbar. Hinter den Seiteneingängen stehen den Kindern Garderoben zur Verfügung. Vormittags wird das Gebäude auch für schulische Aktivitäten genutzt.
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Nachhaltiges Gebäudekonzept
Das Hamburger Architekturbüro plante den Hort nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip und schuf zugleich das bundesweit erste Schulgebäude, das komplett in Holz-Strohbauweise errichtet wurde. Im Rahmen einer umfangreichen materialökologischen Beratung wurden Vorschläge für Gebäudebauteile erarbeitet und bewertet. Ziel war es, nachhaltig erzeugte, nachwachsende oder wiederverwertbare Baustoffe einzusetzen. Zudem achtete man auf kurze Lieferwege und auf die Demontage- und Recyclingfähigkeit der Bauteilaufbauten. Beispielsweise wurden für das Tragwerk heimische Hölzer verwendet. Der Beton für das Fundament stammte aus einem Bestandsgebäude, wurde dann für den Hort geschreddert und wiederverwertet.
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Holz als dominierendes Material
Die Architekt*innen setzten ein Tragwerk in Holzrahmenbauweise um, das mit Stroh ausgefacht und außen wie innen mit Lehm verputzt wurde. Die vorgehängte, hinterlüftete Holzfassade ist leicht demontierbar und mit robusten Holzaluminiumfenstern ausgestattet. Auch im Innenraum dominiert der Werkstoff Holz, von den Brettsperrholzdecken bis zum Bodenbelag mit Eichendielen. Leitungen und Rohre der technischen Gebäudeausrüstungen sind sichtbar verlegt und können daher leicht nachgerüstet oder ausgetauscht werden. Durch den Verzicht auf abgehängte Decken ließ sich Material sparen und zugleich die Raumhöhe optimieren. Auf dem extensiv begrüntem Dach ist eine Photovoltaikanlage installiert.
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Dämmung mit Stroh, Perlite und Steinwolle
Auch bei der Dämmung des Gebäudes suchte man bewusst nach nachhaltigen Lösungen. So wurden die Außenwände mit Stroh gedämmt, das aus dem eine Stunde entfernten Boizenburg stammt. Der Lehmputz der Wände sorgt für ein gesundes Raumklima und qualitativ hochwertige Innenräume. Auf der Sohle kam Perlitedämmung zum Einsatz und beim Dach Steinwolle.
Das Hortgebäude gehört zu den Preisträgern des Wettbewerbs Klimaaktive Kommune 2024. Es wurde in der Kategorie Mittel- und Kleinstädte vom Deutschen Institut für Urbanistik ausgezeichnet.
Bautafel
Architektur: Dohse und Partner Architekten, Hamburg
Projektbeteiligte: BSI Burmester und K. Sellmann (Tragwerksplanung); Büro Planer-Kontor (TGA-Planung); ibl Ingenieurbüro für Elektrotechnik (Elektroplanung); Bunk & Münch Landschaftsarchitekten (Landschaftsarchitektur); Ingenieurbüro Naunin (Energieberatung); Schlüter+Thomsen (Brandschutz); Matthias Middelkamp (Schallschutz, Raumakustik); deltagrün Architektur (Materialökologische Beratung); Steffen Ammon (Zertifizierung)
Bauherrschaft: Hansestadt Lüneburg
Fertigstellung: 2024
Standort: Graf-Schenk-von-Stauffenberg-Straße 3a, 21337 Lüneburg
Bildnachweis: Dorfmüller | Klier (Fotos); Dohse und Partner Architekten, Hamburg (Pläne)
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