Kinderhaus Im Weckholder in Aichtal
WDVS mit expandiertem Polystyrol und hellgrauem Kratzputz
Klar strukturiert und komplett in Weiß gehalten, wirkt das neue Kinderhaus Im Weckholder kühl, fast steril. Doch sobald die Kleinen den Neubau in Aichtal bei Stuttgart betreten, füllen sie die Räume mit ihrer bunten Kleidung, ihren farbenfrohen Zeichnungen und Spielen. Und das ist genauso von Simon Freie Architekten gewünscht, die das Gebäude planten, nachdem sie im Jahr 2012 den ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatten. Der Bau sollte sich mit seiner reduzierten Farb- und Formensprache dezent zurücknehmen, um den Kindern und Erzieherinnen die Möglichkeit zur „individuellen Inbesitznahme“ zu ermöglichen.
Gallerie
Das zweigeschossige Gebäude befindet sich am Rand eines Neubaugebiets mit lockerer Einfamilienhausbebauung, bei dessen Planung Kinderfreundlichkeit eine große Rolle spielte. Richtung Norden erstrecken sich Felder, direkt westlich grenzt der neue Quartiersplatz an und bildet den passenden Auftakt für das Haus. Seine Grundstruktur basiert auf versetzt angeordneten Kuben, die in Längsrichtung ein Wechselspiel aus geschlossenen und verglasten Flächen ergeben. Auf der Nordseite wird die relativ geschlossene Fassade durch kleine Freibereiche im Obergeschoss gegliedert, nach Osten, Süden und Westen bilden weit auskragende Geschossdecken wettergeschützte Außenräume in beiden Etagen.
Erschlossen wird das Kinderhaus über den an der nordwestlichen Ecke gelegenen, zurückversetzten Eingang gegenüber des Quartiersplatzes. Durch einen Windfang geht es ins Erdgeschoss, das die Räume für zwei Krippengruppen beherbergt, außerdem ein Büro und einen Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter, ein Sanitätszimmer, die Küche mit Speiseraum sowie einen Mehrzweckraum, der sich bei Bedarf mit dem Foyer zusammenschließen und zum Platz öffnen lässt. Zwei Treppen und ein Aufzug führen ins obere Stockwerk, wo die über dreijährigen Kinder in drei Gruppen untergebracht sind. Neben den Aufenthalts- und Spielzimmern steht ihnen ein Musik- und Atelierraum zur Verfügung. Lager- und Technikflächen befinden sich ebenfalls hier; in zwei Ausbuchtungen im ohnehin breiten Flur sind Teeküchen angeordnet, die von allen genutzt werden können. Gläserne Trennwände zu den Gruppenräumen belichten die mittig verlaufenden Flure in beiden Geschossen und erlauben Sichtbeziehungen. Ist dies nicht gewünscht, lassen sich die Räume durch hellgraue Vorhänge abgrenzen.
Ebenfalls grau, aber eine Nuance dunkler ist der Kautschukbelag auf den Böden; Wände und Decken sind weiß gestrichen. Für ein klein wenig Farbe sorgen lediglich die lasierten Holzrahmen der Türen und dreifachverglasten Fenster mit den sperrholzverkleideten Öffnungselementen. Etwas bunter dürften die Zeichnungen der Kinder sein, die an den dafür vorgesehenen Bilderschienen an den Wänden aufgehängt werden sollen.
Wärmedämmung/Konstruktion
Das Gebäude wurde in Massivbauweise in Ortbeton errichtet. Die
Geschoss- und Dachdecken lagern auf Betonschotten, die das Tragwerk
bilden. In Bereichen mit kleinen Räumen wurden die Schotten zu
Kuben komplettiert und steifen damit das Gebäude aus. Die
Außenwände erhielten ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus 20 cm dicken
expandierten Polystyrol (EPS) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK und einen
abschließenden hellgrauen Kratzputz. Das EPS wurde im Bereich
des Sockels und der erdberührten Bauteile als Perimeterdämmung fortgeführt. Es ist gemäß DIN
EN 13501-1 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem
Brandverhalten als schwer entflammbar (B1) eingestuft.
Das Flachdach wurde ebenfalls mit EPS ausgeführt, hier aber
zweilagig. Die Grunddämmung hat eine Dicke von 10 cm, die
Gefälledämmung eine Mindestdicke von 4 cm. Die dreiseitig um das
Kinderhaus verlaufenden Auskragungen wurden mit Isokörben an die
Stahlbetondecken angeschlossen und unterseitig mit 10 cm Schaumglas
gedämmt. Die Bodenplatte des nicht unterkellerten Gebäudes wurde
unterseitig mit 12 cm extrudiertem Polystyrol (XPS) gedämmt. Der
geschlossenzellige, harte Dämmstoff ist unempfindlich gegenüber
Feuchtigkeit und mechanisch hoch belastbar. Er erreicht eine
Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/mK. Die Verglasungen wurden mit
einer hochwertigen Dreifachverglasung ausgeführt.
Bautafel
Architekten: Simon Freie Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: IB Fischer + Friedrich, Waiblingen (Tragwerksplanung); IB Curatherm, Esslingen (HLS); IB Schwarz, Stuttgart (Elektroplanung); IB Horstmann + Berger, Altensteig (Bauphysik); Fritzen 28, Esslingen (Brandschutz); Unseld-Eisele, Unterensingen (Landschaftsplanung)
Bauherr: Gemeinde Aichtal
Fertigstellung: 2016
Standort: Schwabstraße 38, Im Weckholder, 72613 Aichtal
Bildnachweis: Brigida Gonzalez, Stuttgart; Simon Freie Architekten, Stuttgart
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