Sir-Duncan-Rice-Bibliothek in Aberdeen
Gestreifte Haut aus Glas und gedämmten Aluminiumpaneelen
Aberdeen, wegen des in der Vergangenheit hier hauptsächlich verwendeten Baumaterials auch Granite City genannt, liegt hoch im Norden Schottlands an dessen Nordseeküste. Die hier seit 1495 ansässige Universität verfügt über eine Bibliothek mit einer Sammlung von über einer Million Büchern, die teilweise aus dem 13. Jahrhundert stammen. Mit dem Neubau der Universitätsbibliothek (Sir Duncan Rice Library) ersetzte das dänische Architekturbüro Schmidt Hammer Lassen die alte Queen Mother Library aus dem Jahre 1965 und schuf 1.200 neue Leseplätze und Raum für mehr als eine Viertelmillion Bücher.
Gallerie
Die Bibliothek ergänzt den Universitätscampus im Norden der Stadt mit seiner Mischung aus gotischen Bauten und Gebäuden aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aufgelockert von Grünflächen, auf denen sich bei annehmbarem Wetter die Studenten tummeln. Der mächtige Baukörper auf quadratischem Grundriss mit etwa 40 Meter Kantenlänge schließt eine ehemalige Durchfahrt zwischen zwei Institutsgebäuden und verwandelt sie dadurch in einen öffentlichen Platz.
Über Rampen und Treppen steigt der Platz zur Bibliothek hin an und geht in ein Sockelgeschoss aus schottischem Granit über, in dem das Archiv untergebracht ist. Auf der massiven Basis ruht ein achtgeschossiger Kubus, dessen strenge Geometrie von einer Hülle aus vertikalen, unregelmäßig geknickten Streifen aus weiß eloxierten Aluminiumpaneelen und Glas überzogen ist. Bei Tag schimmern die Glas- und Paneelflächen unterschiedlich je nach Sonnenstand und Lichtintensität, bei Dunkelheit ist das Gebäude von innen beleuchtet und weithin sichtbar. Zwischen Sockel und gestreifter Haut springt die vollständig transparente Glasfassade des Erdgeschosses etwas zurück und erzeugt dadurch einen überdachten Zugang zum Platz hin.
Der Eingang führt in ein hohes Foyergeschoss mit einem Café und Bereichen für Ausstellungen, Seminare und Lesungen. In der Gebäudemitte verbindet ein beinahe schwindelerregendes Atrium alle Geschosse miteinander und leitet von oben Licht in die tiefen Grundrisse. Organisch geformte, annähernd dreieckige Deckenausschnitte mit abgerundeten Ecken verjüngen sich nach oben und liegen jeweils leicht versetzt und gedreht zueinander, sodass der Luftraum wie ein umgekehrter Strudel wirkt. Eine weiß abgesetzte Verkleidung des Deckenaufbaus in den Ausschnitten gibt dem Luftraum seine Kontur, Glasbrüstungen entlang der Galerien lassen ihn offen und hell erscheinen. Auf den sieben oberen Ebenen befinden sich Bibliotheksflächen, Einzel- und Gruppenarbeitsplätze, Seminar- und Ruheräume sowie Büros. Erschlossen wird das Gebäude über zwei Treppenhauskerne mit Aufzügen und Toiletten, die jeweils entlang der nördlichen und südlichen Fassade liegen.
Wärmedämmung/Konstruktion
Das Gebäude wurde als Stahl- und Stahlbetonkonstruktion errichtet.
Das Sockelgeschoss sowie die tragenden Wände der Erschließungskerne
bestehen aus Stahlbeton. Die Konstruktion der übrigen Geschosse ist
eine Kombination aus Stahlbetonstützen mit Stahlträgern, auf denen
eine Verbunddecke aus Trapezblechen aufliegt, die mit Beton
ausgegossen wurden.
Der verglaste Anteil der Vorhangfassade besteht aus Aluminiumprofilen mit Zweifach-Isolierverglasung. Um eine gute Wärmebilanz zu erzielen, wurden nur 50% der Fassadenfläche aus Glas hergestellt. Die andere Hälfte der Fläche bilden Paneele aus weiß eloxiertem Aluminiumblech, die mit 16 cm Mineralwolle gedämmt sind. Die hier verwendete nicht brennbare Mineralwolledämmung weist eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(mK) auf.
Das Flachdach ist unterhalb der Kunststoffdachabdichtung mit einer Gefälledämmung aus druckfester Steinwolle in einer Mindestdicke von 15 cm belegt. Das Flachdach des begehbaren Sockelteils ist mit 12 cm extrudiertem Polystyrol (XPS) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,029 W/(mK) gedämmt. Sowohl das ausgewogene Verhältnis von transparenten zu opaken Fassadenmodulen als auch die guten U-Werte der Gebäudehülle trugen dazu bei, dass die neue Universitätsbibliothek ein BREEAM-Nachhaltigkeitszertifizikat mit der Bewertung „ausgezeichnet" erhielt.
Bautafel
Architekten: Schmidt Hammer Lassen Architects, Aarhus
Projektbeteiligte: Arup & Partners, Kopenhagen (Tragwerksplanung); Davis Langdon, Edinburgh (Kostenplanung); SHL Design, Aarhus (Innenarchitektur)
Bauherr: University of Aberdeen
Fertigstellung: 2011
Standort: University of Aberdeen, Bedford Road, Aberdeen
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen
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