Kindergarten in Lugano
Hauslandschaft in Holz
Das mediterrane Klima und die idyllische Lage zieht nicht nur Touristen nach Lugano, immer mehr Menschen wollen dauerhaft in der Schweizer Stadt im Tessin leben. In der Folge breitet sie sich in alle Richtungen aus. Abseits der Seepromenade und der schmucken Altstadt entstehen neue Wohn- und Dienstleistungsquartiere, deren Qualität leider oft zu wünschen übrig lässt. Im Stadtteil Cassarate östlich des Zentrums ist die Bebauung zwar älter, aber nicht besser. Trotz Seenähe ist das Viertel von einer heterogenen Mischung aus drei- bis achtgeschossigen Gebäuden geprägt. Mitten dazwischen liegt etwas versteckt ein architektonisches Highlight. Es handelt sich um einen Kindergarten, der nach Plänen von Bruno Fioretti Marquez Architekten zwischen einer bestehenden Grundschule und einer Sporthalle errichtet worden ist.
Gallerie
Der niedrige Baukörper schafft mit seinem großflächigen Volumen stadträumlich wirksame Kanten und entspricht in seiner Maßstäblichkeit dennoch den kleinen Gebäudenutzern. Wie eine eigene kleine Stadt, die sich von der Umgebung weitgehend abgrenzt, umschließt er drei Innenhöfe, die den insgesamt fünf Gruppen des Kindergartens als geschützter Außenraum dienen. Zu jeder Gruppeneinheit gehören außerdem eine Garderobe, ein Sanitärtrakt, ein Speisesaal und zwei Spiel- und Aufenthaltsräume. Dazu kommen gemeinschaftlich genutzte Räume, wie die Küche oder das Erste-Hilfe-Zimmer. Mittig verläuft von Nord nach Süd die überdachte, aber unbeheizte Erschließungsachse. Sie dient überdies als Spielflur und kann mittels Glasschiebeelementen zu den Höfen geöffnet werden. Der Eingang befindet sich an der östlichen Ecke, wo auch die Verwaltung angeordnet ist. Nur hier ist der Kindergarten zweigeschossig ausgebildet.
In der Grundstruktur setzt sich das Gebäude aus einem Raster von
sieben mal acht, also insgesamt 56 im Grundriss trapezförmigen
Modulen mit unterschiedlich geneigten Dächern zusammen. Vollständig
in Holz gehüllt, hebt es sich deutlich vom steinernen städtischen
Umfeld ab: Die Wände sind mit profiliertem Pappelholz verkleidet,
die bewegte Dachlandschaft ist mit Holzrosten gedeckt. Nach außen
zeigt sich der Kindergarten mit nur wenigen Fassadenöffnungen
ziemlich verschlossen. Stattdessen öffnen sich die schachtelartig
angeordneten Räume mit großen Verglasungen nach innen zu den
Gartenhöfen und bieten immer neue, spannende Durchblicke.
Wärmedämmung/Konstruktion
Der bis auf den Eingangsbereich eingeschossige Gebäudekomplex wurde
in Holzmodulbauweise auf einem umlaufenden Betonsockel errichtet.
Die im Werk vorgefertigten 80 mm dicken Massivholzwände bestehen
aus zwei Lagen Brettschichtsperrholzplatten aus Fichte, die auf der
Innenseite unverkleidet blieben, aber hell lasiert wurden. Auf der
Außenseite wurden Stegträger befestigt und ihre Zwischenräume mit
steifen, hydrophobierten 16 cm dicken Glaswolledämmplatten
ausgefüllt. Die nicht brennbare Mineralwolle erreicht einen Nennwert der Wärmeleitfähigkeit λD von 0,031 W/mK.
Wärmebehandelte Pappelholzbretter bilden die abschließende Schicht
der hinterlüfteten Außenwände Eine Schattenfuge zeigt außen wie
innen, wo die beiden übereinandergesetzten Massivholzwandelemente
aneinanderstoßen.
Die sichtbare Konstruktion der verschieden zueinander flach geneigten Dächer besteht von unten nach oben aus Brettschichtsperrholzsparren 60/800 mm und einer darauf aufgebrachten Dreischichtplatte, die gleichzeitig als horizontale Aussteifung dient. Als Dachdämmung wurde zwischen quer zur Sparrenlage verlaufenden Brettsperrholzbalken eine 26 cm dicke, trittfeste und nicht brennbare Steinwolledämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit von λD von 0,036 W/mK hohlraumfrei eingebracht. Die Dämmung der Bodenplatte erfolgte oberseitig mit einer zweilagigen, 16 cm Dämmung aus expandierten Polystyrol (EPS) der Wärmeleitfähigkeit λD von 0,033 W/mK und einer 3 cm dicken EPS-Trittschalldämmung.
Die Fußbodenheizung wird über mehrere dezentral angeordnete
Wärmepumpen versorgt. In Kombination mit einer kontrollierten Be-
und Entlüftung erreicht das Gebäude den Minergie P Standard, einen
am niedrigen Energieverbrauch orientierten
Gebäudezertifizierungssystem der Schweiz, das dem deutschen
Passivhaus-Standard ähnelt.
Bautafel
Architekten: Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Zanini & Borlini, Lugano (Tragwerksplanung); Comunità di lavoro, A. Reichlin, M.Gavazzini (HLS); C&C Electric, Lugano (Elektroplanung); phys ARCH Sagl, Viganello (Bauphysik); Capatti Staubach, Berlin (Landschaftsplanung)
Bauherr: Città di Lugano
Fertigstellung: 2014
Standort: Via Concordia 7, Lugano
Bildnachweis: Alessandra Chemollo, Venedig; Bruno Fioretti Marquez Architekten
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