Louise-Otto-Peters-Schule in Hockenheim
Modellprojekt Bildungsbauten im Effizienzhaus Plus Standard
Beigefarbene Fassade, sachliche Formen und zwei Geschosse mit Flachdach: Die neue Berufsschule in Hockenheim, benannt nach der Hauptinitiatorin der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert Louise Otto-Peters, mutet nach außen bescheiden an. Im Inneren jedoch ist das Gebäude ein Kraftprotz, denn es produziert mehr Energie als es selbst verbraucht. Entworfen haben den nachhaltigen Vorzeigebau die Architekten vom Büro Roth. Es ist das erste Modellprojekt, das im Förderprogramm Effizienzhaus Plus Bildungsbauten des Bundesministeriums aufgenommen wurde.
Gallerie
Das klimaneutrale Gebäude ersetzt einen Vorgängerbau aus den 1970er-Jahren und bietet Platz für 280 Schüler. Sein Grundriss setzt sich aus zwei gegeneinander versetzt angeordneten Rechtecken zusammen. Verkleidet ist der schlichte Baukörper mit weiß-beigefarbenen Klinkerriemchen. In die Hülle eingeschnittene Fensterbänder und quer gelagerte Einzelfenster betonen die Horizontale. Während die Fenster im Erdgeschoss mit dunkelgrauen Aluminiumrahmen versehen sind, erhielten die Öffnungen des Obergeschosses Faschen aus hellem Muschelkalk, ebenso die teilweise schräg verlaufenden Laibungen. Der gläserne, überdachte Zugang befindet sich an der Schnittstelle der beiden Gebäudetrakte und leitet in das Foyer mit zentralem Luftraum. Es dient der Erschließung und als Aula. Im nordwestlichen Flügel ist der Verwaltungsbereich, im südöstlichen sind Unterrichtsräume wie zum Beispiel die Lehrküche untergebracht. Im Obergeschoss liegen die Klassen- und Fachräume.
Für die Raumtemperierung sorgt eine Sole-Wasser-Wärmepumpe in
Kombination mit einem Eisspeicher. Dabei wird nicht nur im Winter
geheizt, sondern auch im Sommer gekühlt. Die Belüftung erfolgt über
eine zentrale mechanische Lüftungsanlage, die über einen
Wärmerückgewinnungsgrad von 75 Prozent verfügt. Eine auf dem Dach
installierte 1.048 Quadratmeter große Photovoltaikanlage versorgt
das Gebäude mit Strom. Dieser wird mithilfe von Durchlauferhitzern
auch zur Warmwasserbereitung genutzt. Die Endenergiebilanz des
Neubaus beträgt einen errechneten Überschuss von 15.850
kWh/a.
Wärmedämmung / Konstruktion
Um den Plus-Energie-Standard zu erfüllen, war nicht nur eine moderne Anlagentechnik, sondern auch eine hoch wärmegedämmte Gebäudehülle notwendig. Das Tragwerk des zweigeschossigen Massivbaus besteht aus Stützen sowie Außenwänden und Decken aus Stahlbeton. Die Innenwände sind weitgehend nichttragend als Trockenbauwände errichtet, im Untergeschoss teilweise auch in Kalksandstein gemauert. Die 20 cm starken Außenwände wurden mit einer ebenfalls 20 cm dicken Dämmung aus expandierten Polystyrol (EPS) mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK gedämmt und mit 1,5 cm dicken Klinkerriemchen und Naturstein verkleidet. Der Wärmedurchgangskoeffizient der Außenwand hat erreicht so einen U-Wert = 0,17. Im Sockelbereich kommt eine Perimeterdämmung aus EPS in gleicher Stärke und einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK zum Einsatz.
Raumhohe Verglasungen sind als Pfosten-Riegel-Fassade
konstruiert, die Einzelfenster in Holz-Aluminium. Die Fenster sind
alle als Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung und teilweise als
Sonnenschutzverglasung als Ergänzung zu sonst außen liegenden
Raffstores ausgeführt. Um die Wärmeverluste im Bereich des
außenliegenden Sonnenschutzes zu minimieren, wurden Jalousiekästen
aus EPS-Hartschaum mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK
verbaut. Außenseitig sind die Kästen mit einer Putzträgerplatte
versehen.
Die Flachdächer erhielten eine Wärme- und Gefälledämmung aus EPS in
einer mittleren Dämmstärke von 30 cm und einer Wärmeleitfähigkeit
von 0,035 W/mK. Die Betonattika wurde zusätzlich innenseitig
gedämmt und mittels tragendem Wärmedämmelement für auskragende
Bauteile mit einem 12 cm dicken Dämmstreifen aus extrudierten
Polystyrol (XPS) an die Stahlbetondecke angeschlossen. Nicht
unterkellerte Bereiche erhielten eine 20 cm starke, unter der
Bodenplatte verlegte Perimeterdämmung mit einer Wärmeleitfähigkeit
von 0,035 W/mK, die auch im Bereich der Kelleraußenwände und der
Untergeschossbodenplatte aus 50 cm wasserundurchlässiger (WU) Beton
zum Einsatz kam. Dach und Bodenplatte erreichen einen U-Wert von
0,13.
Bautafel
Architekten: Roth Architekten, Schwetzingen
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Bruder & van den Bergh, Hockenheim (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Willhaug, Mosbach (HLS); Ingenieurbüro Beck, Helmstadt (Elektro); ina Planungsgesellschaft, Darmstadt (Monitoring);
Bauherr: Rhein-Neckar-Kreis, Eigenbetrieb Bau und Vermögen, Sinsheim
Fertigstellung: 2017
Standort: Schubertstraße 11, 68766 Hockenheim
Bildnachweis: Dorothea Burkhardt, Heidelberg; Roth Architekten, Schwetzingen
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