Gymnasium Nord in Frankfurt am Main
Mineralisch gedämmter Holz-Beton-Modulbau
Frankfurt am Main wächst und damit auch der Bedarf an Schulräumen. 2018 wurde daher im Stadtteil Westhausen innerhalb weniger Monate ein Interimsgebäude für das Gymnasium Nord errichtet. Mittlerweile wurde die dritte Ausbaustufe vollendet, mit Platz für rund 2.000 Schüler*innen. Die von den Büros Raumwerk und Spreen Architekten geplanten Modulbauten sollen mindestens bis 2025 stehen bleiben und lassen sich anschließend wieder zurückbauen.
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Die Anlage besteht aus drei versetzt angeordneten, an den Ecken verbundenen Schulhäusern, einer Dreifeld-Sporthalle und einer Mensa. Zwischen den unterschiedlich proportionierten, qauderförmigen Baukörpern spannt sich ein Schulhof auf, in den sich das mittlere Schulhaus hineinschiebt. Das von Birken umrandete, erhöhte Gelände ist annähernd quadratisch und von drei Seiten zugänglich. Im Osten, wo die Schulbusse ankommen, führt eine grün flankierte Freitreppe auf den Schulhof.
Orientiert an den südlich und nördlich angrenzenden Siedlungen
Praunheim West und Westhausen sind die Schulgebäude dreigeschossig,
die Sporthalle hat maximal zwei Geschosse und die Mensa nur eines.
Vorvergraute Weißtannenholzleisten und raumhohe Fenster im
stehenden Format prägen die Längsseiten der Lernhäuser. Die
Sporthalle und Mensa unterscheiden sich davon: Erstere ist im
Erdgeschoss weitgehend geschlossen ausgebildet, der Speisesaal der
Mensa hingegen wendet sich mit großen Verglasungen zum Hof. Die
Attika ist mit gelochten Aluminiumprofilen bekleidet.
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Als Dreibund organisiert
Zentrum des Hauptschulhauses ist eine gebäudehohe Eingangshalle mit einer breiten Treppe und einem großen Oberlicht. Die Flure durchkreuzen das Atrium – alle Schulgebäude sind dreibündig organisiert. Die insgesamt 60 Klassenzimmer, die Räume der Verwaltung und das Lehrerzimmer orientieren sich an den Längsseiten nach außen, während die Mittelzone Sanitär-, Technik-, Lager- und Facharbeitsräumen vorbehalten ist. Die Innenwände sind mit weiß lasiertem Fichtenholz bekleidet, die Böden mit grünem und anthrazitfarbenem Linoleum belegt. Von den Decken abgehängte, perforierte Alupaneele sind akustisch wirksam und verbergen die Haustechnik.
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Hybride Module
Die insgesamt 210 Holz-Hybridmodule wurden zu 70 Prozent im Werk vorfabriziert, inklusive Fenster und Haustechnik, und vor Ort auf eine massive, vorbereitete Bodenplatte montiert. Pro Tag konnten fünf Module abgeladen und installiert werden. Die Abmessung eines Grundmoduls beträgt 7,90 x 2,80 Meter; basierend darauf können alle erforderlichen Raumgrößen durch Zusammenfügen einzelner Zellen gebildet werden. Drei Elemente ergeben zum Beispiel ein rund 60 Quadratmeter großes Klassenzimmer. Die Module sind aus speziellen großformatigen OSB-Platten gefertigt, deren Holz aus dem Südschwarzwald stammt.
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Wärme speichern im Beton
Eine acht Zentimeter dicke Betonschicht im Deckenaufbau gewährt effektiven Schallschutz, hohen Brandschutz und wirkt als passive Speichermasse größeren Temperaturschwankungen entgegen. In die Holz-Beton-Verbunddecke ist ein mit Wasserleitungen funktionierendes Heiz- und Kühlsystem integriert. Der aktivierte Beton nimmt dabei die Temperatur des Wassers auf und gibt sie langsam an den Raum ab. Im Winter wird so die Raumluft erwärmt und im Sommer gekühlt. Das System benötigt rund 30 Prozent weniger Energie als eine mechanische Luftkühlung mit integrierter Nachtauskühlung. Ein weit auskragendes Vordach schützt die verglaste Südfassade der Mensa vor Überhitzung im Sommer.
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Mineralisch gedämmt
Die Außenwände der Raumeinheiten sind ab Werk mit 2 x 140 mm Glaswolle gedämmt. Vor Ort wurden auf den Betondecken der Module 40 mm starke Steinwolle-Platten verlegt. Diese Schicht soll einen Brandüberschlag zwischen den Geschossen verhindern. Auf die Steinwolle folgen die nächsten Module. Die 40 mm dicken Bodenplatten bedecken 20 mm Trittschalldämmung aus EPS und 60 mm Kalziumsulfatestrich. Linoleum und PVC wurden als Bodenbeläge gewählt.
Bautafel
Architektur: ARGE raumwerk, Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung, Frankfurt und Spreen Architekten, München
Projektbeteiligte: Erne Holzbau, Laufenburg (Generalunternehmer); BGG Architekten + Ingenieure, Bad Homburg (Bauleitung); Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerksplaner); IB Schmid Janutin, München (TGA-Planer); IB-Heinrichs, Köln (Bauphysik); Pfrommer + Roeder, Stuttgart (Außenanlagen); Swiss Krono Tex, Heiligengrabe (Hersteller Longboard OSB für Module); Sager, Dürrenäsch (Hersteller EPS und Glaswolle); Rockwool, Gladbeck (Hersteller Steinwolle)
Bauherr: Stadt Frankfurt, Amt für Bau und Immobilien
Fertigstellung: 2019
Standort: Muckermannstraße 1, 60488 Frankfurt am Main
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart (Fotos); Thomas Koculak, raumwerk, Frankfurt (Baustellefotos); ARGE raumwerk, Frankfurt und Spreen Architekten, München (Pläne)
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