Kindergarten der Hochschule Merseburg
Spielen in der Telefonzentrale
Obwohl erst 1992 gegründet, prägen den Campus der Hochschule Mersebrug typische DDR-Bauten aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Auf dem Gelände befand sich zuvor seit 1954 bestehende Technischen Hochschule Carl Schorlemmer Leuna-Merseburg. Ein Teil des Bestands wurde bereits abgerissen, die meisten Gebäude aber von 2006 bis 2010 saniert und nur wenige befinden sich noch im Urzustand. Dazu gehört zum Beispiel ein vom Wohnheim 8 abstehender zweigeschossiger Riegel, in dem einst die zentrale Telefonanlage der Hochschule untergebracht war. Im Sommer 2023, nach zweijähriger Umbauphase, bezog hier die Forschungskita CampusKids weitere Räume, für die das Leipziger Architekturbüro Aline Hielscher Architektur (AHA) zuständig war.
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Dank der Erweiterung verdoppelte sich die Anzahl der Betreuungsplätze, sodass nun insgesamt 42 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren die Tagesstätte besuchen können. Bevorzugt richtet sich das Angebot an Kinder, deren Eltern an der Hochschule studieren oder arbeiten, aber auch Kinder von Eltern ohne Hochschulbezug sind willkommen.
Das in den 1960er-Jahren errichtete Gebäude liegt halb im Gelände eingegraben, sodass nur das Erdgeschoss auf beiden Seiten über Fenster verfügt. Zentraler Ausgangspunkt für die Planung war der fast kathedralenartige, einseitig belichtete Raum im Untergeschoss. Dass er sich als großzügiger Bewegungsraum für die Kinder eignen würde, lag für die Planer*innen sofort auf der Hand. Weiterhin erwies sich das bestehende Drei-Meter-Raster des Gebäudes als erstaunlich flexibel, was die Anordnung von Gruppenräumen, Küche und Sanitärräumen anbelangte.
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Bewegungsraum im Untergeschoss
Das Herzstück des Kindergartens ist der sogenannte Bewegungsraum, in dem die Kinder spielen und toben können. Durch die großzügige Raumhöhe ließ sich ein Plateau einbauen, das den kleinen Nutzer*innen unter anderem eine Rutsche und eine Kletterwand bietet. Eine offene Regalwand trennt den Spielbereich vom breiten Erschließungsgang, an dessen Ende eine neue Treppe nach oben führt. Daneben befinden sich die WCs und der Schlafraum für die Kinder. Am anderen Ende des Riegels, zum Wohnheim hin, sind die Personalräume angeordnet. Von hier, dem Bewegungs- und dem Schlafraum kann außerdem der von der Fassade weg ansteigende Garten betreten werden.
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Kinderrestaurant im Erdgeschoss
Im Erdgeschoss reihen sich Gruppenräume, Garderoben und Sanitärräumen sowie ein Kinderwagenraum aneinander. Parallel dazu verläuft hier ebenfalls eine großzügige Flurzone, in deren tiefen Fensterbänken wartende Eltern Platz nehmen können. Der neue Haupteingang liegt bei dem sogenannten Kinderrestaurant, das der Küche angegliedert ist. Hier wird selbst gekocht – das bedeutet sowohl Spaß für die Kinder als auch eine Möglichkeit, das Ernährungsverhalten positiv zu beeinflussen. Das Kinderrestaurant öffnet sich zum Flurbereich und zum Garten hin und kann überdies für Elternabende oder andere Veranstaltungen genutzt werden.
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Beide Fassadenseiten erhielten großformatige neue Fenster in einer Holz-Alu-Konstruktion. Das Farbkonzept umfasst die Grundfarben Englisch-Rot und Türkis. Zusammen mit hellem Fichtenholz sind sie im gesamten Gebäude zu finden. In den Bädern wurden die Rottöne von Boden- und Wandfliesen aufeinander abgestimmt sind. Auf diese Weise entstand eine monochrome Farbwelt, die mit den weißen Sanitärobjekten und dem warmen Holzfarbton der Fenster kontrastiert. Auch für die Treppe, die Möbeleinbauten und das Plateau im Bewegungsraum kam Fichtenholz zum Einsatz.
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Dämmung: Mineralwolle statt Styropor
Der Bestandsbau verfügte im Erdgeschoss über ein Wärmedämmverbundsystem mit einer Styropordämmung aus den 1990er-Jahren, die auch im Dach gefunden wurde. Das partiell eingegrabene Untergeschoss war hingegen ungedämmt. Im Zuge der Umbaumaßnahmen entkernte man das Gebäude und entfernte dabei die komplette Styropordämmung. Durch die großzügigen Fensterflächen reduzierten sich zwar die zu dämmenden Bereiche, eine neue Außendämmung war jedoch für die freiliegenden Wände wie für das Dach unabdingbar. Daher wurde ein Verbundsystem aus Mineralwolle und Außenputz wurde aufgebracht. Das Untergeschoss erhielt an den im Erdreich verorteten Innenwänden eine Wärmedämmung in Form von mehrschichtigen weißzementgebundenen Holzwolle-Mehrschichtplatten mit Steinwollekern. Diese sollen zugleich die Raumakustik verbessern.
Bautafel
Architektur: Aline Hielscher Architektur; Leipzig
Projektbeteiligte: Dr. Manfred Arlt, von Architektur und Denkmalpflege Thomas Zaglmaier (Bauüberwachung); DSH (Tragwerksplanung); Wohlrab, Landeck & Cie. (Wärmeschutz und HLS); Joachim Maske (Brandschutz); Schimmel + Schönemann (ELT); Triebe und Triebe (Küchenplanung); Sascha Kleine (Freianlagenplanung);
Bauherrschaft: Studentenwerk Halle
Fertigstellung: 2023
Standort: Friedrich-Zollinger-Straße 1, 01627 Merseburg
Bildnachweis:Célia Uhalde (Fotos); Aline Hielscher Architektur (Pläne)
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