Wohnhaus am Bodensee
Holzelementbau auf bestehendem Kellergeschoss
Mit seiner hellen, von schmalen Kanthölzern vertikal strukturierten Fassade hebt sich das Wohnhaus, das der Architekt Tom Munz für eine junge Familie unweit des Bodensees plante, wohltuend von seiner Umgebung ab. Prägend sind hier Einfamilienhäuser der 1960er-Jahre mit Satteldächern, deren Konturen sich auch beim neuen Holzelementbau wiederfinden. Es ist zwei Geschosse hoch und entstand mit geringem Budget in Leichtbauweise auf dem Fundament und Untergeschoss eines Vorgängerbaus. Nicht allein die Hülle ist ungewöhnlich, sondern auch der Grundriss des Hauses, das dank Split-Level und vielfältigen Blickbezügen erstaunlich großzügig wirkt.
Gallerie
Der Baukörper ist mit seiner schmalen Front zur Straße nach Süden ausgerichtet. Eine Treppe erschließt den höher gelegenen Eingang, auf einer Ebene mit einem Arbeits- und einem Schlafraum, Gäste-WC und Bad. Diese liegen weitgehend verborgen hinter Einbauschränken und Garderobe. Ein Flur an der Ostwand mündet in einigen Stufen, die hinab zum großen Wohn- und Essraum führen. Er ist bis unters Dach offen konzipiert. Während nach Norden nur ein großes quadratisches Fenster den Ausblick zum Garten rahmt, öffnet er sich zur Terrasse im Westen mit dicht gereihten, hohen Glaselementen. Ein gusseiserner Ofen an der Nordwand sorgt in der kalten Jahreszeit für Wärme. Ihm gegenüber liegt die offene Küche mit Kochinsel, die rückseitig an den Funktionskern mit den Sanitärräumen anschießt. Wohn- und Essraum nehmen die gesamte Nordhälfte des Hauses ein. Sie dienen auch als Verteiler zu den privaten Räumen: Über eine zentrale Treppe quer zum Flur wird das galerieartige Dachgeschoss mit Arbeitsplatz und zwei Schlafzimmern erschlossen; mittig von der Küche führt eine weitere Treppe ins Untergeschoss, während es an der Westseite wieder einige Stufen hoch zur Eingangsebene geht.
Die tragende Konstruktion des Wohnhauses besteht wie die Fassade aus massivem Lärchenholz. Die Fassadenbekleidung bilden vertikale Latten, deren Stoßkanten von massiven Kanthölzern verdeckt sind, die als Sichtschutz teilweise über die Fenster hinwegführen. Auf diese Weise entsteht ein markantes Relief, das das Gebäude optisch streckt. Geneigt sind nicht nur seine seitlichen Dachflächen, sondern auch der First, und zwar von Süden nach Norden. Am höchsten Punkt befindet sich ein turmartiger Kaminschacht. Der Dachraum öffnet sich mit einer Gaube nach Osten – diese Fassade ist im Übrigen bis auf ein schmales Fensterband geschlossen ausgebildet.
Nachhaltig Bauen
Sämtliche Innenwände und Dachuntersichten sind mit Sperrholzplatten
aus französischer Seekiefer bekleidet. Das Holz entstammt
nachhaltiger Forstwirtschaft aus einer Region im Westen
Frankreichs, wenige Kilometer vom jährlichen Urlaubsort der
Bauherrn entfernt. Es wirkt temperaturausgleichend und
feuchtigkeitsregulierend, ist demnach günstig für das Raumklima.
Die Fassade aus Lärchenholz ist unbehandelt. Als Energiequelle zur
Wärmeerzeugung dient eine Luft/Wasser-Wärmepumpe. Sie nutzt die in
der Außenluft enthaltene Wärmeenergie und wandelt sie über den
Kältemittelkreislauf der Wärmepumpe in Heizwärme um.
Das Haus ist mit Dreischeiben-Isolierglas ausgestattet, als
Dämmmaterial kamen Zellulose und Holzwolle zum Einsatz. Die
Zellulose wurde aus schadstofffreiem Altpapier gewonnen und in
einem umweltfreundlichen Verfahren hergestellt. Zugesetzte Borsalze
erhöhen der Brandschutz und beugen gleichzeitig Schimmel und
Ungeziefer vor. Die Dämmplatten aus Holzwolle enthalten ebenfalls
keine Schadstoffe oder künstliche Bindemittel. Für den Bodenbelag
im Erdgeschoss wurde eingefärbter Recycling-Beton verwendet.
Sämtliche Bauteilfügungen sind ohne Klebstoffe verarbeitet und
damit beim Rückbau trennbar.
Bautafel
Architekt: Tom Munz, St. Gallen
Projektbeteiligte: Furrer & Partner, Will (Bauingenieur); Fecker Holzbau, Arbon (Holzbauingenieur); PSP Energietechnik, St. Gallen (HLKS-Planung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2015
Standort: Bodensee, Schweiz
Bildnachweis: Katja Rudnicki, Tom Munz Architekt, St.Gallen
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