Mehrfamilienhaus in Berlin
Sieben Geschosse in Holzbauweise
Die Architekten Kaden und Klingbeil realisierten im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg einen ungewöhnlichen Neubau: Ein mehrgeschossiges Wohnhaus in Holzbauweise. In nur zehn Monaten Bauzeit fertig gestellt schließt es eine Baulücke und bietet auf sieben Geschossen Raum für sechs Wohnungen und eine Gewerbeeinheit mit Nutzungsflächen zwischen 105 und 148 Quadratmetern. Aufgrund des statischen Systems ohne tragende Innenwände konnte jeder Eigentümer seine Wohnung individuell gestalten, so dass geschlossene und sehr offene Grundrisse entstanden.
Gallerie
Die tragende Konstruktion ist ein Holzfachwerk aus massivem Brettschichtholz und Verbunddecken aus Holz und Beton. Alle Elemente wurden vorgefertigt, die Auflager der Decken auf Riegel und Unterzüge im Detail neu entwickelt, um die Sturzhöhen zu minimieren. Zwei interne Versorgungsschächte aus Beton bleiben über alle Geschosse sichtbar. Die Aussteifung erfolgt über Windverbände in den Außenwänden aus Massivholz.
Das Treppenhaus steht separat an der Brandwand zum Nachbarn, schmale Stege überbrücken den Luftraum zu den Wohnungen. Alle Fassaden sind schachbrettartig aus transparenten und geschlossenen Elementen strukturiert, die als gestapelte Kuben in Erscheinung treten. Drei der Geschosse verfügen über Gemeinschaftsterrassen mit Anbindung zum Treppenhaus, das Dachgeschoss über eine private. Unterschiedlich große Balkons für alle Wohnungen richten sich zur Gartenseite.
Hinsichtlich des Brandschutzes hat das Projekt Modellcharakter, denn gemäß der neuen Berliner Bauordnung dürfen Holzbauten höchstens fünfgeschossig sein. Durch geschickte Planung zusammen mit Brandschutzingenieuren wurde jedoch ein Sicherheitsniveau erreicht, das mit dem eines Gebäudes in Massivbauweise vergleichbar ist.
Nachhaltig Bauen
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff mit einer günstigen Energiebilanz. Der Energieverbrauchsstandard des
Hauses ist als KfW 40 definiert, der
Jahres-Primärenergiebedarf Qp darf 40 kWh/m² Nutzfläche nicht
übersteigen. Zudem muss der spezifische Transmissionswärmeverlust
der wärmeübertragenden Umfassungsfläche den in der EnEV angegebenen
Höchstwert um mindestens 45% unterschreiten. Um diesen Standard zu
gewährleisten und die Brandschutzauflagen zu erfüllen, wurde ein
Wärmedämmverbundsystem WLG 040 mit einer Stärke
von 10 cm aufgebracht. Die Decken der Balkonterrassen sind mit
einer Dämmung in einer Stärke von 16 cm, das Flachdach mit 20 cm
gedämmt. Die Fenster sind mit Wärmeschutzglas versehen, mit dem
sich ein Ug-Wert von 0,9 W/m²·K ergibt.
Eine dezentrale, kontrollierte Wohnungslüftung gewährleistet die
erforderlichen Luftwechselraten und sorgt für den Abtransport von
Feuchtigkeitsspitzen durch Duschen oder Kochen. Die Montage einer
Solaranlage auf dem Dach zur Brauchwassererwärmung und
Heizungsunterstützung ist geplant. Ebenso der Einsatz einer
Sole-Wasser-Wärmepumpe einschließlich der Bohrung der Sonden. Ein
Regenwasserspeicher dient zur WC-Spülung und Bewässerung der
Außenflächen (Gartenbepflanzung). -us
Bautafel
Architekten: Kaden + Klingbeil Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Merkle, Bissingen u. Teck (Holzbau)
Bauherr: Baugruppe E3
Fertigstellung: 2008
Standort: Esmarchstraße 3, Berlin
Bildnachweis: Kaden + Klingbeil Architekten
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