Stadthäuser Hannover 05
Revitalisierung einer innerstädtischen Brachfläche
Wie lässt sich innerstädtischer Raum
gemeinschaftsfördernd weiterentwickeln? Mit dieser Frage
beschäftigt sich die Stadt Hannover seit über 10 Jahren im Rahmen
des Stadtentwicklungskonzepts City 2020+. Das Entwicklungsgebiet
konzentriert sich auf fünf Areale, auf denen im Dialog mit der
Bevölkerung öffentliche wie private Modellprojekte umgesetzt
werden, die den Auftakt für eine nachhaltige, inklusive
Stadtverdichtung bilden.
Gallerie
Eines dieser Areale ist der Klagesmarkt. Nur wenige Gehminuten
vom Campus der Leibniz Universität und dem Stadtzentrum entfernt,
wurde er bisher als Parkplatz und Wochenmarkt genutzt. Eine neue
Blockrandbebauung auf dem südöstlichen Teil des Grundstücks bietet
nun dringend benötigten Wohnraum in zentraler Lage. Zwei der
insgesamt sechs Bauten realisierte das Frankfurter
Planungsbüro Stefan Forster Architekten.
Stadthaus mit Gewerbeeinheiten
Die zwei sich gegenüberliegenden Häuser mit dem Namen
Hannover 05 sind an der Nordost- und Südwestgrenze des
Areals angeordnet. Typologisch orientieren sich Kubatur und
Grundrissgestaltung am Stadthaus: Das viergeschossige Gebäude im
Südwesten ist ein reines Wohnhaus, das Erdgeschoss des
fünfgeschossigen Gebäudes im Nordosten bietet Platz für kleine
Einzelhandelsflächen. Beide öffnen sich mit großzügigen Balkonen
zum gemeinsamen Innenhof. Auf einer Bruttogrundfläche von 2.670
Quadratmetern entstanden 32 barrierefreie Wohnungen. Die Grundrisse
sind einfach und symmetrisch: Schlafzimmer und Arbeitsräume sind
zur Straße ausgerichtet, die offenen Wohnbereiche zum Innenhof.
Nasszellen und Küchenzeilen bilden eine innenliegende
Einheit.
Gallerie
Einfach lesbare Fassade
Zwar haben alle Gebäude der Blockbebauung Mauerwerksfassaden,
die zwei vom Büro Stefan Forster geplanten Häuser sind mit ihren
rot-orangefarbenen, zu Streifenreliefs verbundenen Klinkern und
ihrem symmetrischen Fassadenaufbau leicht erkennbar. Weiße
Mörtelfugen zwischen den niedrigen Verblendklinkern erzeugen ein
zusätzliches, feines Linienmuster; helle Gesimse aus Betonwerkstein
gliedern die Fassade in größere horizontale Abschnitte. Die
Eingänge und Treppenhäuser liegen leicht zurückversetzt mittig in
der Fassade und werden durch abgeschrägte Wände und einen
Materialwechsel betont. Auch die Fensterlaibungen sind für einen
verbesserten
Lichteinfall schräg nach innen ausgebildet.
Gallerie
Die „grüne Fuge“
Das Gesamtprojekt Wohnen und Arbeiten am Klagesmarkt ist ein Beispiel für städtebauliche und soziale Nachhaltigkeit. Die Nachverdichtung teils ungenutzter Areale reaktiviert städtische Strukturen, schafft Wohnraum und wie in hier auch inklusive Räume für mehr Gemeinsaft. Ziel der gemischten Nutzung ist die Schaffung eines belebten, urbanen Quartiers mit kurzen Wegen.
Gallerie
Eine kompakte Bebauung verlangt aber auch Maßnahmen zur Vermeidung urbaner Hitzeinseln. Am Klagesmarkt wirkt deshalb eine intensive Begrünung des Innenhofs nach Plänen des Landschaftsarchitekturbüros Birgit Hammer. Die Planer*innen setzten zudem auf das Konzept der grünen Fuge, die eine Aufwertung versiegelter Flächen unterstützen soll. Konkret zeigt sich das am Bodenbelag aus Basaltkleinsteinpflaster: hier wurden Bänder aus hellem Naturstein und offene, begrünte Fugen eingewebt. In der Folge erwärmt sich die Fläche weniger stark, nimmt mehr Niederschlagswasser auf und verbessert durch Verdunstungskühle das Mikroklima. -sh
Bautafel
Architektur: Stefan Forster, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Landschafts.Architektur Birgit Hammer, Berlin (Freiraumplanung); Ingenieurbüro Hinniger, Sittensen (Tragwerk); IMF – Ingenieurgesellschaft Meinhardt Fulst, Hannover (Haustechnik); ZEBAU, Hamburg (Wärmeschutz); freie ingenieure bau, Berlin (Brandschutz); AiR Ingenieurbüro, Hannover (Schallschutz); ahb – Haase & Bette Vermessungsbüro, Hannover (Vermessung); energydesign braunschweig, Braunschweig (Energie- und Qualitätsmanagement); wienerberger, Hannover (Ziegelhersteller)
Bauherrschaft: Am Klagesmarkt Immobilien, Hamburg; PBA ProjektBau Alsterufer Entwicklungs-GmbH, Hamburg
Fertigstellung: 2022
Standort: Am Klagesmarkt 39, 30159 Hannover
Bildnachweis: Stefan Forster, Frankfurt am Main, Lisa Farkas
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Surftipps
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de