Wärmedämmstoffe
Arten, Zusammensetzung und Nachhaltigkeitsaspekte
Seit Jahrtausenden nutzt der Mensch das Prinzip der geringen Wärmeleitfähigkeit ruhender Luftschichten für den Wärmeschutz. Motivation für den Einsatz von Dämmstoffen waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Kühlhäuser, die mit der Entwicklung der Kältetechnik möglich wurden. Als erste Wärmedämmstoffe kamen Kork, Glaswolle und Vulkanfiber zum Einsatz.
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Durch die technischen Möglichkeiten Decken, Wände und die Gebäudehülle auf das statisch erforderliche Maß zu beschränken und die steigenden Anforderungen an Wohnkomfort und Feuchteschutz gewann der bauliche Wärmeschutz an Bedeutung. Weitere Impulse für die Entwicklung und den Einsatz von Dämmstoffen gab in den 1970er Jahren die sogenannte Energiekrise. Im Rahmen des Bewusstwerdens für nachhaltige Entwicklung und die Verteuerung von Energie in den 1990er-Jahren hat die Wärmedämmung von Gebäuden zur Einsparung von Energie einen hohen Stellenwert erhalten, nicht zuletzt wegen der zeitgleich beschlossenen gesetzlichen Vorschriften. Einen Höhepunkt der Entwicklung und des Einsatzes von Dämmstoffen markiert die Passivhaustechnologie, die Gebäude ohne aktive Heizsysteme auskommen lässt.
Die Wärmedämmung sollte aber nicht nur unter dem Aspekt der erhöhten Energieeffizienz, sondern auch im Hinblick auf gesundheitlich und ökologisch relevante Eigenschaften untersucht werden.
Organische Faserdämmstoffe
Die geringe Wärmeleitfähigkeit von Dämmstoffen aus natürlichen, organischen Fasern wie Zellulose, Holz, Schafwolle, Baumwolle, Kokos, Flachs, Hanf etc. entspricht den Werten konventioneller Materialien. Durch ihre hohe spezifische Wärmekapazität sorgen sie im Sommer für eine Verminderung und zeitliche Verschiebung des Wärmeintrags in den Wohnbereich. Da zu den organischen Faserdämmstoffen sehr unterschiedliche Materialien gehören, schwankt auch der Primärenergieinhalt stark.
Nicht zuletzt aufgrund einer Optimierung der Produkte ist der Marktanteil von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen in den letzten Jahren gewachsen. Diese sind ressourcenschonend, die CO2-Bilanz bei Rohstoffgewinnung, Transport, Produktion und Verarbeitung kann besonders günstig sein. Im Falle eines Rückbaus ist in der Regel eine Wiederverwendung möglich, ansonsten eine Entsorgung ohne Umweltbelastung (es sein denn, die Produkte sind mit Bioziden gegen Insektenbefall oder chemischen Flammschutzmitteln behandelt). Laut der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) können heute „aus nachhaltiger und gesundheitlicher Betrachtungsweise vor allem zahlreiche Produkte aus
- Holzweichfasern, Holzspänen
- Hanf
- Schafwolle
- Flachs
- Seegras
Mineralische Dämmstoffe
Anorganische Dämmstoffe bestehen aus künstlichen mineralischen Stoffen, zu ihnen gehören Mineralwolle wie Stein- oder Glaswolle und geschäumtes Glas. Früher setzten einige der anorganischen Stoffe lungengängige Faserstäube frei, die ein krebserzeugendes Potenzial aufwiesen. Die heute hergestellten Mineralwolledämmstoffe sind frei von Krebsverdacht. Allerdings wird Glas- und Steinwolle, die vor 1996 eingebaut wurde, als krebsverdächtig eingestuft. Seit der Jahrtausendwende sind in Deutschland nur noch Mineralwolledämmstoffe zugelassen, die nicht krebsverdächtig sind. Beim Ein- und Ausbau sollte dennoch auf konsequent staubarmes Arbeiten und geeignete Schutzmittel (Schutzhandschuhe, ggf. Schutzbrille und Maske) geachtet werden.
Ein Vorteil mineralischer Dämmstoffe ist die Nichtbrennbarkeit,
weshalb beispielsweise Steinwolle als Dämmstoff in mehrgeschossigen
Holzbauweisen zum Einsatz kommt.
Dämmstoffe mit zellulärer Struktur
Zu den mineralischen Schäumen zählen Perlite, Blähton,
Calciumsilikat-Platten und Schaumglas. Sie sind unter stofflichen
Gesichtspunkten weitgehend unproblematisch. Ihre
Anwendungsmöglichkeiten sind jedoch wegen ihrer mechanischen
Eigenschaften und der daraus resultierenden anderen Verarbeitung
eingeschränkt.
Zu den künstlichen organischen Dämmstoffen zählen Polyäthylen,
Polystyrol oder Polyurethan. Sie werden wegen ihrer Brennbarkeit
mit Flammschutzmitteln ausgerüstet; häufig kommen für diesen Zweck
brom-organische Verbindungen mit Dioxinbildungspotenzial im
Brandfall zum Einsatz. Als Treibmittel sollten keine Stoffe mit
Ozonabbaupotenzial und hohem Treibhauspotenzial verwendet werden.
Für einige Dämmstoffprodukte werden immer noch derartige
Treibmittel eingesetzt.
Die Entscheidung, welcher Dämmstoff zum Einsatz kommt, verbleibt
letztendlich beim Anwender. Wichtig ist jedoch, dass dieser neben
den technischen und wirtschaftlichen Aspekten des
Dämmstoffeinsatzes auch den Arbeits-, Verbraucher- und Umweltschutz
hinreichend berücksichtigt. Nicht nur der unmittelbare Einbau,
sondern die gesamte Lebensdauer des Dämmstoffproduktes –
einschließlich des späteren Recyclings (z.B. Wiederverwendung oder
Wiederverwertung) bzw. Deponierung – sollten in Betracht gezogen
werden. Eine einfache Schlussfolgerung, wie z. B. „Dämmstoffe aus
nachwachsenden Rohstoffen sind prinzipiell empfehlenswert", kann
dem Aspekt des präventiven Umwelt- und Gesundheitsschutzes nicht
angemessen Rechnung tragen.
Auf der unten genannten Webseite zum Nachhaltigen Bauen des
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sind die
Umweltindikatoren von Wärmedämmstoffen und anderen Produkten
zusammengestellt: Über ÖKOBAUDAT und WECOBIS gibt es
Informationen und Kennwerte im Detail, weiterhin sind Tabellen zur
Nutzungsdauer von Bauteilen sowie die
Umweltproduktdeklarationen (EPD) abrufbar.
Fachwissen zum Thema
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de