Burgmühle in Brandenburg an der Havel
Wärme- und Schallschutz durch Ziegel beim Industriedenkmal
Die von zahlreichen Gewässern umgebende Stadt Brandenburg ist ein traditionsreicher Mühlenstandort. An einem Seitenarm des Flusses Havel gelegen, erhebt sich auf der Dominsel die historische Burgmühle und zieht die Blicke auf sich. Das Ensemble besteht aus zwei, von der Unterhavel getrennten Ziegelbauten: der Mühle und dem Speicher. Beide wurden kurz nach der Jahrhundertwende errichtet und scheinen direkt aus dem Wasser zu ragen. Auf Höhe des vierten Geschosses verbindet die rötlich leuchtenden Massivbauten ein geschlossener Übergang, der an die Seufzerbrücke in Venedig denken lässt. Mittlerweile wird hier kein Korn mehr verarbeitet und gelagert, sondern in insgesamt 64 Wohnungen mit Flächen von 45 bis 85 Quadratmetern sowie zwei Gewerbeeinheiten gelebt und gearbeitet. Eine umfangreiche Sanierung nach Plänen von Jansen Immobilien machte die Umnutzung des denkmalgeschützten Industriekomplexes möglich.
Gallerie
Instandsetzung Mehl- und Kleiespeicher sowie Sanierung Mühle
Der Um- und Wiederaufbau ist in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde sowie in zwei Abschnitten erfolgt. Zunächst wurde der fünfgeschossige Mehl- und Kleiespeicher – unter Beibehaltung des Sichtmauerwerks, der Mehlsackrutsche im u-förmigen Hof und Modernisierungsmaßnahmen wie dem Anbringen von Balkonen – instand gesetzt und umgewandelt. Bei der späteren Sanierung der sechsgeschossigen Mühle war eine teilweise Rekonstruktion notwendig. Denn nach einem Brand im Jahr 2002 war der mittlere Gebäudeteil zerstört und die verbliebenenen Wände waren einsturzgefährdet.
Der Einbau ist zwar behutsam eingefügt, aber sichtbar belassen worden: Zwischen Klinkern ist der westliche Mittelpart der Fassade verputzt und rot gestrichen. Die erhaltenen Mauerwerkswände der Giebelseiten und der Turm auf der Südseite des langgestrecken Mühlengebäudes wurden wieder hergestellt. Die Klinkerfassaden wurden fachgerecht gereinigt und fehlende oder beschädigte Steine durch farblich abgestimmte, glatte Strangpressziegel ersetzt.
Nachhaltig Bauen: Schall-, Brand- und Wärmeschutz beim
Industriedenkmal
Die Burgmühle stellte eine bauliche Herausforderung da: Einerseits
sollte der Charakter des Industriedenkmals erhalten bleiben,
andererseits das Ensemble zum mehrgeschossigen Wohnbau umgenutzt
werden. Mit dem Einsatz von Ziegeln ist eine Lösung gefunden
worden, die die Anforderungen an den Denkmalschutz und
gleichermaßen an Schall-, Brand- und Wärmeschutz erfüllt. Sogar der
Verbindungsgang beherbergt heute behaglich temperierten
Wohnraum.
Erneuerte Innenwände und Geschossdecken
Nicht nur die Außenwände der teilweise zerstörten Mühle mussten erneuert werden, sondern auch die Innenwände und Geschossdecken. Für die Hintermauer wurde ein 36,5 Zentimeter starker Planziegel mit einer Wärmeleitfähigkeit von nur 0,12 W/mK gewählt. Das vollkeramische Material ist frei von Schadstoffen und zeichnet sich durch gute Wärmedämmung und hohe Diffusionsoffenheit aus. Das Mauerwerk nimmt überschüssige Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und gibt sie zeitversetzt an die Umgebung wieder ab, sodass in den Räumen ein angenehmes Klima herrscht.
Für ausreichenden Wärmeschutz auch im Giebelbereich kam hier ein mit Mineralwolle gefüllter, 24 cm starker Hochlochziegel mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,08 W/mK zum Einsatz. Um Wärmebrücken zu vermeiden, entschied man sich dafür, spezielle Stürze und wärmegedämmte U-Schalen in die Lochfassade einzubauen.
Beim Bau der Innenwände spielte die akustische Abschirmung der Wohnungen eine wichtige Rolle, weshalb Schallschutzziegel verbaut worden sind. Anstelle der alten, hellhörigen Holzbalkendecken entschied sich der Bauherr des Weiteren für Ziegelgeschossdecken. Das verwendete System besteht aus vorgefertigten Gitterträgern mit Einhängeziegeln sowie einer vor Ort eingebrachten, sechs Zentimeter starken Aufbetonschicht. Die ruhige Wasserlage und emissionsfreie Baustoffe sorgen für komfortables Wohnen im Denkmal. -cwi
Bautafel
Architektur: Jansen Immobilien, Brandenburg / Havel
Projektbeteiligte: Wienerberger, Hannover (Strangpresszegel Schleswig rubinrot und Heide rot aus der Serie Terca; Planziegel Poroton-T12; Poroton -T8-24 mit Mineralwollefüllung, Schallschutzziegel MZ 5 DF-1,8)
Bauherr/in: Jansen Immobilien, Brandenburg / Havel
Fertigstellung: 2014
Standort: Burgmühle, Krakauer Str. 1, 14776 Brandenburg an der Havel
Bildnachweis: Gerhard Zwickert und Jens Krüger für Wienerberger
Fachwissen zum Thema
Surftipps
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de