Wohnhaus in München-Langwied
Musikalische Plusenergie
Als professionelle Pianistin braucht man nicht nur viel Talent, sondern auch Platz – zumindest dann, wenn der eigene Konzertflügel im eigenen Heim untergebracht werden soll. In der Planung eines Neubaus wird das sperrige Musikinstrument am besten frühzeitig berücksichtigt. Ein Haus für Musik und Gäste wünschte sich die Bauherrin für ihre Liegenschaft am grünen Stadtrand von München. Ihr Flügel sollte einen prominenten Platz im Wohnraum einnehmen, an dem auch mit Chor geprobt werden kann. Die adäquate Bühne dafür entwarf Architekt Stefan Bannert in Form eines Plusenergiehaus aus überwiegend ökologischen Baumaterialien.
Gallerie
Archetypische Hausform
Von der Straße her offenbart
das Wohnhaus sein markantes Aussehen: Eine verglaste Giebelseite
wird von einem schwarzen Aluminiumabschluss eingefasst und zeichnet
so die Umrisse eines archetypischen Satteldachhauses nach. Der
Besucher schreitet entlang der beiden Nebengebäude mit Garage und
Technikräumen, welche durch eine Pergola verbunden sind, bis zum
Eingang des Hauses an der Nordseite. Im Erdgeschoss befindet sich
der Ess- und Musizierbereich. Der Flügel steht hier eine Sitzstufe
tiefer als der Essplatz, sodass sich die Chorsänger in zwei Reihen
auf unterschiedlichen Ebenen aufstellen können. Unter dieser
Abstufung befinden sich Schubfächer für zusätzlichen Stauraum, da
das Gebäude aufgrund des hohen Grundwasserspiegels nicht
unterkellert wurde.
Eine große Schiebetür verbindet die Küche mit dem Gartensitzplatz. Vorhänge dienen der Regulierung der Sonneneinstrahlung durch die verglaste Westseite. Die Verglasung der Ostseite wird durch außen liegende, drehbare Holzlamellen verschattet und strukturiert. Anhand von Simulationsmodellen hat der Architekt den Abstand der Lamellen so ermittelt, dass kein beklemmendes Gefühl entsteht. Mithilfe eines Querriegels können die Lamellen geöffnet oder geschlossen werden. Im Obergeschoss findet sich ein Schlaf- und Wohnbereich sowie ein Bad mit Sauna.
Nachhaltig Bauen: Ökologisches Holzhaus mit Hülle aus
recycelbarem Aluminium
Schlicht und elegant präsentiert sich
das Holzhaus, für welches der Architekt mit Zimmereien aus dem
Vorarlberg zusammengearbeitet hat. Der Holzrahmenbau aus Fichte ist
mit einem sehr hohen Dämmstandard aus Holzwolle ausgestattet, wobei
die Fensterabdichtungen nicht mit Bauschaum, sondern mit Schafwolle
realisiert wurden. Der Rohbau konnte dadurch innerhalb von nur
einer Woche auf dem Betonfundament errichtet werden. Durchgehend
kam hier unbehandeltes Holz zum Einsatz: Der Innenausbau wurde mit
gehobelter Weißtanne erstellt am Boden mit sägerauer Oberfläche.
Die hinterlüftete Fichtenschalung an der Fassade ist mit
Stehfalzblechen aus Aluminium verkleidet. Die Bahnen sind mit einer
Coil-Cating-Beschichtung in Anthrazit versehen. Dabei
durchlaufen die Bänder bis zu 20 Bearbeitungsstufen. Nach der
Vorbehandlung wird die Grundierung beidseitig aufgebracht und
eingebrannt. Das Produkt entspricht mit einer
Dauertemperaturbeständigkeit von - 30°C bis + 80°C den
Anforderungen in der Außenarchitektur. Die
Holzlamellenstruktur an der Ostseite wird in Zukunft, bedingt durch
die Witterung, vergrauen.
Traditionshandwerk und Technik
Die dunkel eingehüllte
Fassade des Hauses bezieht auf dem Dach platzierte
Photovoltaik-Elemente (PV) stimmig mit ein. Die PV-Anlage liefert
Strom für den Betrieb der Grundwasserwärmepumpe, über welche das
Haus mehr Energie produzieren kann, als es verbraucht.
Dabei wird durch einen Saugbrunnen Grundwasser aus vier Metern
Tiefe angesaugt und daraus Wärme gewonnen. Danach versickert das
Wasser im Schluckbrunnen in Fliessrichtung des Grundwassers. Auch
bei der Wahl der Handwerker und Betriebe stand für den Architekten
die Nachhaltigkeit im Vordergrund: Für Fundamente,
Elektrik und Haustechnik hat er Betriebe aus dem direkten Umland
engagiert, während er für Zimmerei, Innenausbau und Spenglerei
Unternehmen aus dem Vorarlberg wählt, wo der Bau mit Weisstanne
eine lange Tradition hat. Dies spiegelt sich auch im Gebäude wider,
das mit seinem schwarzen Aluminium- und PV-Kleid der Technik
huldigt, während im Innern warme Holztöne und Traditionshandwerk
eine behagliche Atmosphäre schaffen. –sh
Bautafel
Architektur: Stefan Bannert Architekten, München
Projektbeteiligte: Merz Kley Partner, Dornbirn (Statik); Kaufmann Zimmerei und Tischlerei, Reuthe (Zimmerei, Innenausbau); Zimmerer Nenning, Hittisau (Zimmereien, Innenausbau); Rusch Dachdeckerei/Spenglerei, Alberschwende (Spenglerarbeiten); Prefa, Wasungen (Aluminiumelemente, Produkt: Prefalz)
Bauherrin: Privat
Fertigstellung: 2015
Standort: München-Langwied
Bildnachweis: Matthias Kestel, München
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