Wohnbebauung Süderfeld Park in Hamburg
Von der Bauschuttdeponie zum Stadtquartier
Bis 2035 rechnet die Stadt Hamburg mit einem Bevölkerungszuwachs
auf insgesamt über zwei Millionen Einwohnende, so die Prognose des
Statistikamts Nord. Vor diesem Hintergrund hat sich die Hansestadt
den Bau und die Förderung von bezahlbarem Wohnraum zum Ziel
gesetzt. Im Mittelpunkt der Stadtentwicklungsstrategie stehen neben
sozialen Kriterien auch Aspekte der Umweltqualität. Dazu zählen der
Erhalt und die Pflanzung von Stadtgrün, neue Mobilitätskonzepte
sowie ökologische Bauprinzipien.
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Wohnquartier mit Mobilitätskonzept
In die gewachsene Stadtstruktur Hamburg-Lokstedts haben nun die Architekturbüros Tchoban Voss und Henrik Diemann eine neue Wohnbebauung integriert. Im Auftrag einer privaten Bauherrschaft entstand das neue innerstädtische Quartier Süderfeld Park auf dem ehemaligen Betriebshof eines Tiefbauunternehmens. Zuvor musste das rund 4,5 Hektar große Areal allerdings saniert werden, denn die auf dem Gelände vorhandene Deponie für Bauschutt und Hausmüll eignete sich nicht als Wohnbaufläche. Die Lage des Geländes legte jedoch eine Wohnbebauung nahe: In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich Einzel- und Doppelhäuser aus der Jahrhundertwende sowie Zeilenbauten aus den 1950er-Jahren. Der Perimeter grenzt im Westen an einen Park, südlich des Geländes befindet sich das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Buslinien binden das neue Quartier an das öffentliche Verkehrsnetz an und fahren u. a. bis zum Hauptbahnhof. Ladengeschäfte für den täglichen Bedarf liegen fußläufig zum neuen Stadtquartier, Fahrradständer und eine Stadtradstation für Leihräder fördern das emissionsfreie Fahrradfahren. Car-Sharing-Angebote, eine Tiefgarage mit E-Ladestationen sowie eine eigene Kindertagesstätte ergänzen das Mobilitäts- und Versorgungskonzept.
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Städtebauliches Erscheinungsbild
Die insgesamt 47 Neubauten sind auf zehn Baufelder verteilt. Es wurden vier Stadtvillen, 21 Reihen- und 22 Mehrfamilienhäuser realisiert. Die Gebäude variieren zwischen zwei und vier Geschossen. Jeweils vier Gebäude gruppieren sich um einen geteilten, ruhigen Innenhof. Hecken rahmen die Höfe und leiten die Bewohnenden zum Straßenraum oder in den Park. Vor- und Rücksprünge der Fassaden erzeugen vielfältige Gebäudesilhouetten. Unterstützt wird die plastische Maßstäblichkeit durch den Wechsel zwischen hellen Putz- und Verblendsteinfassaden. Hier wurden Wasserstrichziegel in den Farben weiß-grau geschlämmt und beige-grau nuanciert verwendet. Das Farbspiel der wasserstrich-typischen rauen Oberfläche passt sich an den städtischen Kontext an.
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Wohnungsmix für Vielfalt im Quartier
Die insgesamt 401 Wohneinheiten unterteilen sich in 260 freifinanzierte Mietwohnungen, 93 Studierendenappartements, 27 öffentlich geförderte Mietwohnungen, 15 Stadthäuser und 6 Eigentumswohnungen. In den 22 Geschosswohnungsbauten und vier Stadtvillen sollen Studierende, Auszubildende, Alleinlebende, Familien, Paare sowie Seniorinnen und Senioren ein passendes Zuhause finden. Ein Viertel der Wohnungen ist barrierefrei und auf Menschen mit eingeschränkter Mobilität ausgerichtet. Um den Zugang zu Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten zu erleichtern, gehört ein Teil der Wohnungen dem geförderten Wohnungsbau an.
Begrünung und autofreie Wege
Neben der umweltfreundlichen Mobilität spielt auch die Bepflanzung und das effiziente Energiekonzept eine wichtige Rolle bei der städtebaulichen Gestaltung des Quartiers. Die geschaffenen Grünräume verbessern das Mikroklima und tragen zur Lebensqualität bei. Innenhöfe, Spielplätze, Flachdächer und Fassaden wurden bepflanzt. Die Flachdächer sind teilweise als Dachparzellen ausgebaut und dienen als private Erholungsräume. Die Wege zwischen den Gebäuden sind autofrei, sodass sich auch Kinder gefahrenfrei bewegen können. Energetisch erfüllen die Neubauten den KfW-55-Standard. Den zentralen Bestandteil der Energieversorgung bildet ein Blockheizkraftwerk, das durch Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Wärme für Heizung und Brauchwasser sowie Strom für die Wohnungen erzeugt. In Kombination mit den effizienten Fassaden schont das nicht nur die Umwelt, sondern mindert auch die Nebenkosten. -sh
Bautafel
Architektur: Tchoban Voss Architekten, Hamburg (Baufelder A, B und C); hda Henrik Diemann Architekten, Hamburg (Baufelder H, F und K)
Projektbeteiligte: Freiraumplanung Becker Nelson, Norderstedt (Landschaftsarchitektur); Urbainity Development, Hamburg; Wienerberger, Hannover (Ziegelhersteller, Produkt: Terca Wasserstrichziegel LimeLine 415, weiss-grau geschlämmt und LimeLine 430, beige-grau nuanciert)
Bauherr: J. H. Gustav Burmeister, Hamburg
Fertigstellung: 2020
Standort: Lokstedt, Hamburg
Bildnachweis: Christian Lohfink, Hamburg / Daniel Sumesgutner, Hamburg
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