Bürohochhaus in Wien
Fassade aus ebenen und zylindrisch gebogenen Glasscheiben
In unmittelbarer Nähe zum Wiener Prater entsteht zur Zeit das sogenannte Viertel Zwei - ein Stadtquartier, das sich von der Messe Wien bis zur Trabrennbahn Krieau erstreckt. Geplant ist ein urbanes und zugleich durchgrüntes Viertel mit Büros, Gewerbe, Wohnungen und einem Hotel sowie abwechslungsreichen Außenräumen und unverwechselbarer Identität.
Gallerie
Der Entwurf des ersten fertigen Gebäudes stammt vom
Architekturbüro Henke und Schreieck. Sie schufen ein 80 m hohes
Bürohochhaus mit konkav-konvexer Form, Hoch Zwei genannt.
Seine markant geschwungene Linienführung weitet sich nach oben
trichterförmig auf. Diese spezielle Form sorgt für eine hohe
Wirtschaftlichkeit und ermöglicht gleichzeitig unterschiedliche
Büroorganisationsformen im Inneren. Hier erzeugen differenziert
gestaltete Raumzonen und viel einfallendes Tageslicht eine
besondere Arbeitsatmosphäre in den rund 900 Büros, die sich auf 23
Geschosse verteilen. Die Nutzfläche beträgt insgesamt 20.000
m².
Glas
Die rund 13.500 m² große Glasfassade teilt sich in zylindrisch
gebogene und ebene Glasscheiben. Für die 10.500 m² der ebenen
Isoliergläser kam eine Funktionsverglasung zum
Einsatz, die Sonnenschutz- und Sicherheitseigenschaften vereint und
dabei ein neutrales Erscheinungsbild aufweist. Es schützt nicht nur
vor zuviel Licht, sondern auch vor Wärme – und anders als bei einem
außen liegenden Sonnenschutz bleibt der freie Blick nach draußen
erhalten. Die Abmessungen der meisten Scheiben betragen 1,35 x 3,50
m, der Wärmedurchgangskoeffizient Ug =
1,1 W/m²K, die Lichttransmission liegt bei 50%, während nur 25% der
Energie durch das Glas gelangen.
Im oberen und unteren Bereich sind die Scheiben mit einem Siebdruck. versehen, der auf der Innenscheibe der Isoliergläser aufgetragen wurde. Der Bedruckungsgrad weist einen Verlauf von 8 bis 20 Prozent auf. Der Druck kaschiert die Geschossdecken und vermittelt speziell im unteren Bereich der nach außen geneigten Fassade ein Gefühl der Sicherheit – bei raumhohen Scheiben ein nicht zu unterschätzender Aspekt.
Der Aufbau der ebenen Isoliergläser besteht aus 2 x 4 mm Floatglas, der Scheibenzwischenraum (SZR) beträgt 16 mm, abschließend kommt ein 10 mm starkes Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG), das einem Heißlagerungstest unterzogen wurde. Mit dem Test wird sichergestellt, dass die nur eine sehr geringe Gefahr des Spontanbruchs verbleibt. Bei gleichem Scheibenzwischenraum bestehen die gebogenen Isolierglasscheiben innen wie außen aus 2 x 6 mm Floatglas. Die im Schwerkraftbiegeverfahren gebogenen Gläser sind mit einer Sonnen- und einer Wärmeschutzbeschichtung ausgestattet. Bei einem Wärmedurchgangskoeffizienten von Ug = 1,5 W/m²K erreichen sie eine Lichtdurchlässigkeit von 39% und eine Gesamtenergiedurchlässigkeit von 34%.
In Verbindung mit einer Druckbelüftungsanlage kann die Fassade
an 114 Stellen durch Parallelausstellfenster geöffnet werden. Die
Klimatisierung der Büroräume wird zentral gesteuert.
Bautafel
Architekten: Henke und Schreieck Architekten, Wien
Projektbeteiligte: KS Ingenieure, Wien (Tragwerksplanung); Saint-Gobain Glass, Aachen (Gebogene Verglasung); Pilkington, Gladbeck (Sonnenschutzverglasung); Haskamp, Edewecht (Fassadenkonstruktion); Saint-Gobain Glassolutions, Glasbiegerei und Veredelung Franz Döring, Berlin (Glasveredelung, Gebogene Gläser)
Bauherren: OMV Aktiengesellschaft, Wien
Standort: Trabrennstraße 6, Wien, Österreich
Fertigstellung: Dezember 2008
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