Hauptverwaltung eines Kosmetikkonzerns in Vaduz
Glaskristall aus 112 Prismen
Gleich einem gläsernen Flakon schimmert der kristalline Baukörper eines Bürogebäudes in Vaduz, der Residenzstadt des Fürstentums Liechtenstein. Der Vergleich zu einer Parfümflasche liegt nahe, beherbergt das Gebäude doch die Hauptverwaltung des Kosmetikherstellers Channoine Cosmetics. Entworfen wurde es von Müller Architekten aus Heilbronn. Sie umhüllten den Neubau mit 112 Glasprismen, in denen sich der Himmel und die umliegenden Bergkämme spiegeln.
Gallerie
Das rechteckige, 15 m hohe Gebäude liegt an einer Ausfallstraße am Stadtrand; seine Längsfassade nimmt die Flucht der bestehenden Bebauung auf. Über einem Untergeschoss reihen sich auf vier Geschossen Großraumbüros entlang der inneren Fassade aneinander; die Kernzonen des Stahlbetonskelettbaus dienen als Kommunikationsbereiche. Seine zweischalige Außenhülle setzt sich aus einer inneren Elementfassade und einer äußeren vorgehängten hinterlüfteten Stahlfassade zusammen. Aus dieser kragen insgesamt 112 Glasprismen – 44 pro Längs- und 12 pro Stirnseite – bis zu 80 cm nach außen. Jedes Prisma setzt sich aus jeweils acht ungleichseitigen Glasdreiecken zusammen.
Um die äußere Fassade optisch so wenig wie möglich zu stören, wählten die Architekten einen dunklen Farbton für die Verglasung, der die innere Elementfassade so gut wie kaschiert. Mit Einbruch der Dunkelheit beginnt das Gebäude in verschiedenen Farben zu leuchten und die Kristallform noch deutlicher hervorzutreten. Verantwortlich dafür ist eine LED-Beleuchtung am Fußpunktbereich der inneren Fassade, die unterschiedliche Farbsimulationen und -verläufe generiert.
Glas
Die innere Elementfassade besteht aus nicht tragenden
Fensterelementen aus stranggepressten Aluminiumrahmenprofilen im
RAL Farbton „Signalschwarz“ pulverbeschichtet und einer
Dreifachverglasung. Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) des 70 mm
tiefen Rahmenverbundes beträgt 1,7 W/m²K, der des
Dreischeibenglases 0,5 W/m²K. Der Lichttransmissionsgrad der
Isolierverglasung ist größer als 65%, der Gesamtenergiedurchlassgrad beträgt über 48%.
Insgesamt ist die Verglasung 60 mm stark und setzt sich wie folgt
zusammen: 10 mm VSG aus Floatglas, 18
mm SZR, 5 mm ESG-H (heat-soaked), 18 mm SZR und 8 mm
ESG-H.
Die markante äußere, vorgehängte Fassadenschale besteht aus vier optisch verschiedenen, allerdings konstruktiv äquivalenten Elementtypen. Die Abmessung der einzelnen, gleichmäßig im Raster angeordneten Fassadenelemente beträgt in etwa 4,60 x 3,30 Meter. Die Stahlzargen wurden aus Edelstahl 1.4301 hergestellt; für die Aufnahme der Glasscheiben sind sie auf der entsprechenden Seite angewinkelt. Die Diagonalen und Streben der Kristalle schließen über eine Schweißnaht biegesteif an die Zargen an. Sie bestehen aus Edelstahlprofilen (60 x 15 mm) mit aufgeschweißten 6 mm starken Edelstahlblechen, die die Neigung in den gewinkelten Glaskanten aufnehmen.
Für die Verglasung kamen 13 mm dicke Verbundsicherheitsgläser zum Einsatz. Deren Lichttransmissionsgrad beträgt 85%, der Gesamtenergiedurchlassgrad etwa 74%. Die Dreiecksscheiben sind mit den Stahlzargen verklebt, so dass auf eine sichtbare Klemmhalterung verzichtet werden konnte. Stattdessen kommt eine Structural-Glazing (SG) Befestigung zum Einsatz. Durch die SG-Verklebung konnte eine aussteifende Wirkung der Verglasung gegenüber Windlast statisch berücksichtigt werden. Eine umlaufende Glashalterung sichert die Verglasung mechanisch vor dem Herausfallen.
Bautafel
Architekt: Müller Architekten, Heilbronn
Projektbeteiligte: Feroplan Engineering, Chur/CH (Fassadenplanung); Schüco, Bielefeld (Elementfassade); Frick & Gattinger, Vaduz/FL (Tragwerksplanung); Pernette + Wilhelm Ingenieure, Maienfeld/CH (Bauphysik); Bau Consult Dönz, Vaduz/FL (Bauleitung); Gebrüder Frick, Vaduz/FL (Bauunternehmer)
Bauherr: Channoine Cosmetics, Vaduz/FL
Fertigstellung: 2009
Standort: Austraße 73, 9490 Vaduz, Liechtenstein
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