Mercedes-Benz Vertriebszentrale in Berlin
Zickzackförmig gefaltete Fassade aus Verbundsicherheitsglas
Der Bauboom in Berlin ist seit Jahren ungebrochen. Überall wird die Stadt verdichtet; Baulücken, Brach- und Gewerbeflächen verschwinden, neue Wohn-, Hotel- und Bürogebäude entstehen. Aber Berlin wäre nicht Berlin, wenn es nicht hier und da zu Protesten kommen würde. Einer der Streitpunkte ist die „Mediaspree“-Bebauung an den Spreeufern der Stadtteile Mitte, Friedrichshain, Kreuzberg und Treptow. Bereits 2008 öffnete die Veranstaltungshalle O₂-World als erster Bau des Investorenprojektes, jetzt ist die deutsche Vertriebszentrale des Automobilherstellers Merces-Benz fertig geworden. Statt des befürchteten monotonen Großblocks mit Sandsteinverkleidung und Berliner Traufhöhe zeigt sich der markante Neubau in der Höhe abgestuft und mit fein strukturierter Fassade aus Glas und dunklem Metall. Geplant wurde er vom Berliner Architekturbüro Gewers & Pudewill.
Gallerie
Der Bürokomplex besteht aus einem 13-geschossigen Hochhaus entlang der Mühlenstraße, dahinter schließen nach Norden drei keilförmige Riegel mit je sieben Geschossen entlang eines 110 Meter langen Rückgrats an. Diese öffnen sich mit drei großzügigen Höfen nach Westen zur Marianne-von Rantzau-Straße, während der 54 Meter hohe Büroturm mit seiner Hauptseite nach Süden zur Spree hin ausgerichtet ist. Insgesamt besitzt das Gebäude eine Nutzfläche von 23.700 Quadratmetern und damit viel Platz für die rund 1.200 Mitarbeiter des Unternehmens. Sie arbeiten überwiegend in offen und großzügig gestalteten Bürogeschosse, die von teils 100 Meter langen Mittelfluren erschlossen werden; Rückzugsmöglichkeiten bieten temporär nutzbare Einzelarbeitsplatzkabinen. In der 13. Etage gibt es einen Fitnessraum, in der 8. zwei begrünte und begehbare Dachterrassen. Ein öffentlich zugängliches Restaurant mit Bar und Außenterrasse befindet sich im Erdgeschoss, ebenso ein Showroom für die Automobile des Herstellers. Beide werden über eine große zweigeschossige Eingangshalle erschlossen. Die Atmosphäre in den lichtdurchfluteten Innenräumen ist freundlich, es dominieren helle, warme Materialien.
Dunkel dagegen sind die Fassaden. Einem Flechtwerk gleich umschließt die aus vertikal gefalteten Doppelscheiben zusammengesetzte Außenhülle den Gebäudekomplex. Horizontal gegeneinander versetzt und zickzackförmig gefaltet reflektieren die Glasscheiben das Licht abhängig vom Tagesverlauf auf vielfältige Weise. Damit sorgen sie nicht nur für ein lebendiges Erscheinungsbild, sondern tragen gleichzeitig zur günstigen klimatechnischen Gesamtbilanz des Gebäudes bei. Sein vergleichsweise geringer Energieverbrauch hat dem Baukomplex eine Zertifizierung in Silber der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) eingebracht.
Glas
Das Gebäude ist von einer doppelschaligen
Elementkonstruktion mit Größen von etwa 2,70 x 3,60 Meter
umschlossen. Die innere Schale besteht aus einer 2-fach
Isolierverglasung und basiert auf einem Fassadenraster von 1,35
Meter (halbe Elementbreite). Abwechselnd ist je ein Fensterelement
festverglast, das andere kann zu Reinigungszwecken geöffnet werden.
Zusätzlich ist in jeder zweiten Fassadenachse ein
nichttransparentes Feld aus anthrazitfarbenem Aluminium angeordnet,
hinter der sich die Komfortlüftung verbirgt. Die gläserne
Außenfassade besteht aus teilvorgespanntem Verbundsicherheitsglas. Sie ist über die
Gebäudehöhe im Wechsel nach außen und innen geneigt und überspannt
in der Breite zwei Innenraster, also immer 2,70 Meter.
Der Gesamtenergiedurchlassgrad beider Fassaden beträgt etwa 0,6;
der Wärmedurchgangskoeffizient der Innenfassade liegt
bei Ug = 1,1 W/m²K. Um eine Luftzirkulation im Zwischenraum zu
ermöglichen, ist die Verglasung auf Deckenebene horizontal geteilt.
Der Sonnen- und Blendschutz ist innen liegend angeordnet und
schließt bündig mit der Zwischendecke ab. Der Lüftungsflügel bleibt
dabei unverdeckt.
Bautafel
Architekten: Gewers & Pudewill, Berlin
Projektbeteiligte: Omnicon Gesellschaft für innovatives Bauen, Frankfurt am Main (Projektsteuerung); Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft, Berlin (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Liebert, Berlin/Hülfingen (Haustechnik); Haskamp Fassadentechnik, Edewecht (Fassadenplanung)
Bauherr: CA Immo Deutschland, Frankfurt am Main
Mieter: Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland (MBVD), Berlin
Fertigstellung: 2013
Standort: Mühlenstraße 30, 10243 Berlin
Bildnachweis: H.G. Esch, Hennef-Stadt Blankenberg
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