DZ Bank in Berlin
Schalentragwerk aus Dreiecksmaschen mit Isolierverglasung
1995 konnte der Architekt Frank O. Gehry den Wettbewerb für den Neubau der Deutschen Genossenschaftsbank am Pariser Platz für sich entscheiden. Der Baukörper auf einer Grundfläche von 102 x 42 m beinhaltet zwei Gebäudeteile: ein Bürogebäude, das von der DZ Bank (früher DG Bank) als Hauptsitz genutzt wird und sich zum Platz hin orientiert sowie ein zur Beherensstraße nach Süden ausgerichtetes Wohngebäude. Bei einer Nutzfläche von 13.500 m² sind 2.230 m² Wohnfläche (40 Wohneinheiten) entstanden.
Gallerie
Die von der Planungsbehörde festgelegte Gestaltungssatzung zur Bebauung des Pariser Platzes gab strenge Vorgaben bezüglich Größe, Form und Material. Zum Platz hin entwarf Gehry deshalb eine fünfgeschossige, streng symmetrische Lochfassade aus Kalkstein mit zurückgesetzten rahmenlosen Fensterscheiben. Seine Berücksichtigung der Vorgaben schloss damit gleichzeitig eine Neuinterpretation dieser ein, die zu einer der schönsten modernen Fassaden in Berlin geführt hat. Nach Süden entstand über zehn Geschosse eine geschwungene, wellenförmige Fassade mit vorgesetzten Fensterelementen. An die Westfassade soll die US-Botschaft angebaut werden, an der Ostfassade wurde bereits mit dem Bau der Akademie der Künste begonnen.
Die Belichtung der Büroräume erfolgt über einen siebengeschossigen Innenhof. In diesem Hof wölbt sich im nördlichen Teil auf der Erdgeschoss-Ebene ein gewölbtes Glasdach (North Shell) für das im Untergeschoss liegende Kasino hervor. Weitere Glasdächer auf der EG-Ebene (Glass Floors) sind durch Rampen und Treppen voneinander getrennt, die Zugänge zu dem südlich gelegenen Konferenzsaal gewähren. Das Dach des Konferenzsaales besteht aus einer mit Edelstahl verkleideten Muschelskulptur, in dem ein sogenanntes Glasauge eingebaut wurde.
Glas
Das den gesamten Hof überspannende skulptural geformte Dach, das
Atrium-Skylight, misst ca. 61 x 20 m und hat eine Gesamtfläche von
1856 m². Die Tragstruktur dieses walfischförmig gewölbten Daches
besteht aus einem Schalentragwerk mit unterschiedlichen
Dreieckfeldern, die insgesamt aus 2.490 Stäben und 826
Knotenpunkten aufgebaut sind. Die Knotenpunkte wurden aus
Edelstahlplatten geschnitten und anschließend gefräst. Die
Glasbefestigung erfolgt über Edelstahlteller, die von außen an den
Knoten befestigt sind.
Ca. 1.500 verschiedene Dreieckscheiben aus Zweischeiben-Wärmeschutzglas (Weißglas) wurden mit Edelstahlabstandshaltern eingebaut. Die Aussteifung dieses Daches erfolgt mittels vorgereckten Edelstahlseilen, die von Stahlscheiben aus sonnenstrahlenförmig an verstärkten Primärbögen befestigt sind. Die Primärbögen entsprechen im Querschnitt T-Profilen, die an vier Achsen aufgelagert sind. Montiert wurde das Dach mithilfe eines Gerüstes, welches zur Abstützung der Knotenpunkte diente.
Im südlichen Teil des Gebäudes befindet sich zwischen Büro- und Wohntrakt ein zweiter verglaster Innenhof (Housing Skylight). Er belichtet und belüftet das Wohngebäude und wird im EG als Eingangshalle benutzt. Ein Glasdach von ca. 175 m² (aus T-Profilen an zylinderförmigen Knotenpunkten) überspannt diesen Bereich. -bo
Bautafel
Architekten: Frank O. Gehry & Associates, Santa Monica, California
Projektbeteiligte: Planungsgesellschaft Neufert Mittmann Graf Partner, Köln (Kontaktarchitekt und Realisierung); Ingenieurbüro Müller-Altvatter, Stuttgart; Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart (leichte Tragwerke); Josef Gartner, Gundelfingen (Glasfassaden); Saint-Gobain Glass, Aachen (Glashersteller); Saint-Gobain Glassolutions, Aachen (Glasveredelung)
Bauherr: Pariser Platz 3 Grundbesitzgesellschaft, Berlin
Realisierung: 2000
Standort: Pariser Platz 3, Berlin
Bildnachweis: Planungsgesellschaft Neufert Mittmann Graf Partner, Köln
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