Dingli Sculpture Museum in Chongwu
Geknickte Fassdenbänder aus anthrazitfarbenem Granit
In der südostchinesischen Provinz Fujian liegt die Großgemeinde Chongwu auf einer Halbinsel rund 30 Kilometer von der Stadt Quanzhou entfernt. Die Region verfügt über zahlreiche Steinbrüche und gilt als Zentrum der Steinmetzerei. Die Altstadt von Chongwu wurde im Jahr 1387 errichtet und ist mit ihrer rund 2,5 km langen Stadtmauer aus Granit als eine der am besten erhaltenen Stein-Städte Chinas bekannt. Noch heute spielt die Granitbearbeitung in diesem Gebiet eine wichtige Rolle. Neben Tempelfiguren und Steinlampen entstehen Fliesen, Statuen und Skulpturen, denen nun mit dem Dingli Sculpture Art Museum ein besonderer Ort gewidmet wurde.
Gallerie
An der Zufahrtstraße zur Altstadt von Chongwu gelegen bildet der Neubau den Auftakt zu einer Reise in die Vergangenheit. Für die Architekten des beauftragten ATR Ateliers war von Anfang klar, dass die Architektur einen Bezug zum Ort und zu den Exponaten haben sollte. Sie entwickelten eine Gebäudehülle aus sechs horizontalen, mehrfach geknickten Granitbändern, deren plastische Form auf dem Bild eines Steinstapels basiert.
Im städtebaulichen Kontext wird das dreigeschossige Museum als wichtigster Baukörper eines Ensembles hervorgehoben: Der nach Süden orientierte Bau steht leicht erhöht und ist von einem neuen Empfangsgebäude im Westen sowie einem renovierten Bürogebäude im Osten flankiert. Gemeinsam umfassen die Baukörper einen Eingangshof mit Wasserbecken, der, wie auch das Museum, auf der Mittelachse positioniert ist. Durch die strenge geometrische Anordnung und Gestaltung der Nebenbaukörper tritt das Museum mit seiner dreidimensionalen Fassade in den Vordergrund.
Im Inneren des Gebäudes setzt sich die strenge Geometrie des Außenraums fort: Auf allen drei Geschossen sind jeweils vier Ausstellungsräume um einen zentralen, runden Innenhof gruppiert. Die im Norden angeordneten Werkstätten treten in den Hintergrund und sind nur über eine Brücke im 1. Obergeschoss mit dem Museum verbunden. Ausblicke in die Umgebung und den Innenhof wechseln sich im Gebäude ab. Eine Terrasse über dem zweiten Obergeschoss lädt die Besucher zum Verweilen ein und bietet ihnen Ausblicke auf das nahe gelegene Meer.
Fassade
Die Plastizität der Fassade entsteht nicht durch die Verwendung
vieler verschiedener Elemente, sondern durch die um jeweils ein
Raster gegeneinander verschobenen Bänder. Ihre Knickkanten liegen
in jeder zweiten Horizontalen direkt übereinander, diese strikte
Ordnung wird allerdings erst auf den zweiten Blick erkennbar. Durch
das Zusammenspiel von glatten und geknickten Glasflächen mit
kleineren zurückgesetzten Öffnungen wird die Massivität des
Gebäudes aufgelöst. Über Eck betrachtet wirkt die Fassade wie ein
Flechtwerk aus massiven und transparenten Bändern.
Jedes Granitband setzt sich aus mehreren Platten zusammen, die
als vorgehängte hinterlüftete
Fassade (VHF) mit einer nicht sichtbaren Befestigung auf einer
Metallunterkonstruktion montiert sind. Die Metallprofile wurden in
verschiedenen Winkeln zum Gebäude angebracht, sodass weder die
Fassadenbekleidung noch die Unterkonstruktion geknickt werden musste. Der
verwendete Granit ist ein Material aus der Region und damit eine
Referenz an die Häuser der Altstadt. -cr
Bautafel
Architekten: ATR Atelier, Shanghai
Projektbeteiligte: Wang Yan, Gao Guangye, Zhang Xu, Shanghai (Planungsteam); Fujian Fengying Construction (Bauausführung); Shanghai Tong Zhu Structure Design (Tragwerksplanung); ATR Atelier, Shanghai (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Fujian Dingli Sculpture
Fertigstellung: 2013
Standort: Quanzhou, China
Bildnachweis: Lu Hengzhong, Shanghai
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