Umbau der Großmolkerei Toni in Zürich
Vorgesetzte Fassadenstruktur aus gewelltem Streckmetall
Seit einigen Jahren ist der Züricher Stadtteil Kreis 5, auch Industriequartier genannt, einer stetigen städtebaulichen Wandlung unterworfen. Aus dem früher monofunktionalen Gebiet soll ein gemischt genutzter Stadtteil mit Einrichtungen für Bildung und Kultur sowie Gastronomie und Wohnen entstehen. Ein Teil dieses Quartiers ist das Toni-Areal, benannt nach der gleichnamigen Molkerei, die bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1999 als größter Milchverarbeitungsbetrieb Europas galt.
Gallerie
Nach einem Entwurf der Zürcher EM2N Architekten, der im Rahmen
einer Machbarkeitsstudie mit sieben teilnehmenden Büros entstand,
wurde die Großmolkerei nun umgebaut und erweitert. Das Bauwerk
bietet eine Nutzfläche von insgesamt 108.000 Quadratmeter und
beherbergt neben der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und dem
Museum für Gestaltung / Schaudepot auch zwei Abteilungen der
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). In einer
turmartigen Aufstockung an der südlich gelegenen Pfingsweidstraße
wurden zudem 100 Mietwohnungen untergebracht.
Aufgrund des riesigen Bauvolumens, das sich mit einer Länge von
170 Meter, einer Breite von 90 Meter und Höhen zwischen 25 und 75
Meter auf dem Grundstück erstreckt, stellte die äußere und innere
Gestaltung für die Architekten eine besondere Herausforderung dar.
Bei der Gliederung des Innenraums verfolgten sie daher einen
städtebaulichen Ansatz, nach dem sich die Räume wie Häuser einer
Stadt an eine innere Erschließungsstruktur angliedern. Entstanden
ist eine Abfolge von Hallen, Plätzen, Lufträumen und
kaskadenartigen Treppenanlagen, die weitreichende Sichtbeziehungen
durch das Gebäude ermöglichen. Um die Versorgung mit Tageslicht
und die Orientierung zu verbessern, wurden in den Bestand fünf
Innenhöfe eingefügt, an die sich unterschiedlich gestaltete Pausen-
und Aufenthaltszonen angliedern.
Der Baukörper selbst ist in Volumen mit unterschiedlichen
Abmessungen und Höhen untergliedert. Wesentliche Bestandteile sind
ein Flachbau mit einer Höhe von 25 Meter und der Wohnturm mit einer
Höhe von 75 Meter. Das Dach des Flachbaus ist als begehbarer Garten
gestaltet. Die Wohnungen im 9. bis 22. Geschoss des Hochhauses sind
als Lofts, dreiseitig belichtete Geschosswohnungen oder
Maisonettewohnungen ausgeführt und bieten Ausblicke über die ganze
Stadt.
Den Hauptzugang zum Gebäude bildet eine von Westen und Osten
zugängliche Eingangshalle. Sie ist als öffentlicher Raum konzipiert
und wurde zwischen dem Flachbau und dem Wohnturm angeordnet. Ein
weiteres Haupterschließungselement stellt die bestehende
Rampenanlage im Außenbereich zur Förrlibuckstraße dar. Weil diese
auf verschiedenen Höhen an das Gebäude andockt, gestalteten die
Architekten sie als „vertikalen Boulevard".
Fassade
Der Sockel des Gebäudes besteht aus Sichtbeton. Den darüber
liegenden Bestandsfassaden aus Glas und Beton wurde eine gewellte
Streckmetallfassade vorgehängt, die sich auch über den Wohnturm
erstreckt. Ziel der Architekten war es, den rauen Charakter der
ehemaligen Molkerei beizubehalten und die ursprüngliche
Trapezblechfassade mit einem neuen Material zu interpretieren.
Die gewellten Gitter-Metallpaneele sind vertikal orientiert und auf
einer vorgehängten Metallunterkonstruktion befestigt. Sie
überlagern die geschlossenen Flächen vollständig, die transparenten
Flächen allerdings nur teilweise. Durch die Perforation des
Metalls, den Schattenwurf des Wellprofils und die unterschiedlich
ausgeführte Schichtung der Bauteile entsteht eine lebhafte
Fassadenstruktur, die wesentlich zur Gliederung des enormen
Bauvolumens beiträgt. -cr
Bautafel
Architekten: EM2N Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich (Landschafsarchitektur); Walt + Galmarini, Zürich (Bauingenieure); GKP Fassadentechnik, Aadorf (Fassadenplanung); Gruner, Basel (Brandschutzplanung); ISP und Partner, Hochdorf (MSRL-Planung); Portman Planung mit Büro 349, Zürich (HLKK-Planung / Koordination Haustechnik); GRP Ingenieure, Rotkreuz (Sanitär- und Sprenklerplanung); Wichser Akustik + Bauphysik, Dübendorf (Bauphysik / Akustik); Applied Acoustics, Gelterkinden (Spezialakustik); Bürgin & Keller, Adliswil (Elektorplanung); Vogt & Partner, Winterthur (Lichtgestaltung); B+P Baurealisation, Zürich (Kosten- und Projektmanagement); Realities:United, Berlin (Hybride Kunstinstallation zur Beleuchtung der Haupterschließung); Biv & Hi, Visuelle Gestaltung c/o Bringolf Irion Vögeli, Zürich (Signaletik); Creative Gastro Concept and Design, Hergiswil (Gastroplanung); Conarenco, Zürich (Qualitätssicherung und PQM)
Bauherr: Allreal Toni, Zürich
Fertigstellung: 2014
Standort: Förrlibuckstraße, Zürich
Bildnachweis: Simon Menges, Berlin; Roger Frei, Zürich
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt 0711 / 9751-0 | info@mhz.de