Sanierung: Universitätsgebäude in Düsseldorf
Im Geist der 1960er-Jahre
23.21 – wofür steht dieser Code? Klar, für Philosophie und Geisteswissenschaften! Das wissen zumindest all jene, die die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf gut aus Präsenzveranstaltungen kennen. Auf dem Campus mit 30.000 Studierenden – geplant ab 1966 vom Hochbauamt Düsseldorf unter Beteiligung von Architekten wie Konstanty Gutschow, Georg Lippsmeier und Christoph Parade – sind die Gebäude durchnummeriert wie Regale eines Großmarktlagers: 14.75 etwa bezeichnet das Kinderwunschzentrum der Uniklinik, 21.11 die Mensa, 24.41 die Bibliothek und 23.21 ist eben ein Teilgebäude der Philosophischen Fakultät. Für dessen Kernsanierung konnte sich das ortsansässige Büro RKW Architektur + mit einem Entwurf durchsetzen. Jetzt atmet der Bau zwar nicht mehr ganz ungebrochen den Geist der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, hat aber in wesentlichen Grundzügen seinen Charakter gewahrt, was vor allem am Erhalt der prägenden Betonstruktur liegt.
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Der vier- bis sechsgeschossige, kreuzförmig organisierte Einbünder mit mehr als 9.500 Quadratmetern Nutzfläche ist als Teil des Gebäudekomplexes 23 der Philosophischen Fakultät im Norden und Süden an die Nachbargebäude 23.11 und 23.31 angeschlossen. Westseitig sind zwei Hörsaalbauten vorgehängt, ein flacher Rechteckbaukörper mit zwei kleinen und ein etwas höherer, fünfeckiger Baukörper mit dem großen Hörsaal.
Schadstoffsanierung bei laufendem Betrieb
Nachdem 2011 hohe Schadstoffbelastungen festgestellt wurden, konnte nach Freizug des Gebäudes 2017 eine umfangreiche Schadstoffsanierung und Modernisierung beginnen. Im laufenden Betrieb der Nachbarbauten wurde das Institutsgebäude bis auf den Rohbau zurückgebaut. Neben der Schadstoffproblematik waren Brandschutzertüchtigung, Barrierefreiheit und Aufenthaltsqualität weitere Themen. Die Architekten schufen neue Aufenthaltsinseln vor den Hörsälen und Seminarräumen und setzten im Innern Farbakzente in Gelb, etwa durch getönte Scheiben, Bodenbeläge und Wandfarben im Eingangsbereich, der im Westen zwischen den beiden Hörsaalbaukörpern liegt.
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In den beiden kleinen Hörsälen wurden gelbe Bodenbeläge mit Ahornholzbestuhlung kombiniert. Auch der große Hörsaal wurde in Ahornholz bestuhlt. Erhalten wurden hier die weißen, quadratischen Akustikdeckensegel, die mit den segmentförmig angeordneten, aufsteigenden Sitzreihen korrespondieren, und einen Kontrast bilden zum neuen, schwarzen Linoleumboden. Auch an den Treppenaufgängen wurden mit dunklen Terrazzoböden und rechteckigen Holzhandläufen typische bauzeitliche Elemente wieder aufgenommen, wenngleich die schalungsrauen Innenwände wegen Asbestbelastung hier nicht erhalten werden konnten.
Fassade: Vorhandene, helle Betonstruktur und neue, schwarze Aluminiumfassade
Die charakteristische Betonkonstruktion mit ihren strukturalistisch beeinflussten Balkonen wurde wo nötig saniert, hat außen aber nur einen neuen, hellgrauen Schutzanstrich erhalten. Innenseitig wurde sie mit Schaumglasdämmung ummantelt, die anschließend verputzt wurde. Die einstigen Fluchtbalkone werden nur noch zur Fassadenreinigung und -revision genutzt. Die Brüstungen sind jetzt feuerverzinkt, entsprechen aber in ihrer Horizontalgliederung dem ursprünglichen Erscheinungsbild.
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Die zwischen den Konstruktionsbauteilen liegenden, einst grün gerahmten Verglasungen wurden durch thermisch getrennte, schwarze Aluminium-Pfosten-Riegel-Elemente mit neuen Teilungen sowie mit innenliegendem Blendschutz und außenliegenden Sonnenschutzlamellen ersetzt. Damit wirken diese Flächen jetzt homogener und bewirken, dass sich die Betonstruktur noch klarer als bisher abhebt. Wo die Raumteilung im Inneren nicht mit dem Tragwerk korrespondiert, sind schlanke Gipskartonschwerter gegen die Aluminiumriegel gestoßen.
Die betonsichtigen Stirnseiten der zentralen Ost-West-Spange
zwischen den Hörsaalbauten, die ursprünglich im Erdgeschoss
verglast waren, wurden komplett geschlossen, gedämmt und erhielten
eine silbrig matt schimmernde Metallverkleidung. An der Westseite
markiert der Windfang mit den gelb getönten Scheiben und der
Geschosshohen, von rechts lesbaren Zahl 23.21 den Haupteingang. Die
Betonwände der Hörsaalbauten links und rechts davon, wurden in
ihrer rauen Haptik einschließlich Schalungsspuren belassen,
erhielten aber einen neuen, matt graubraunen Schutzanstrich. Die
Sanierung der angrenzenden Bauten ist in einem nächsten Schritt
geplant.
Bautafel
Architektur: RKW Architektur +, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Silke Lange, Thomas Zimmer, Stefan Magino, Ameed Alahdab, Julia Kolz, Uemmue Uenal, Han-Sol Cho, Michael Lommes, Philipp Gerhard, Leonard Lenk, Meike Tunnissen, Beate Risse, Ilja Sucker (Projektteam Architektur); Raitz von Frentz und Tilosen, Krefeld (Landschaftsplanung); R&P Ruffert Ingenieurgesellschaft, Limburg (Tragwerksplanung); HTW, Hetzel, Tor-Westen + Partner Ingenieurgesellschaft, Düsseldorf (TGA); Görtzen Stolbrink & Partner, Kalkar (Brandschutzs); SBR Sachverständigenbüro Reifer, Meerbusch (Schadstoffsachverständige); Reichel Ingenieurgesellschaft für Projektmanagement, Erkrath, (Baulogistik); Ingenieurgesellschaft Schlüter & Tegeler, Aachen (Sicherheit- und Gesundheitsschutz); Ing.-Büro Gehlen, Düsseldorf (Prüfstatik); Kempen Krause Ingenieure, Aachen (Projektsteuerung); NUHA Bauunternehmung, Düsseldorf (Ausführung Kernsanierung/ Umbauarbeiten)
Bauherr: BLB Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Düsseldorf
Fertigstellung: 2021
Standort: Universitätsstraße 1, 40225 Düsseldorf
Bildnachweis: Marcus Pietrek, Düsseldorf / RKW Architektur +, Düsseldorf
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