Probenzentrum des Landestheaters Salzburg
Verzinkte Stahltafeln und Lochbleche als Fassadenbekleidung
Salzburg hat über barocke Bauten und Mozartkugeln in Gold- und Silberfolie hinausgehend seit Kurzem ein modernes Probenzentrum in matt schimmernder Stahlhülle zu bieten. Auf dem Werkstättengelände des Landestheaters im südöstlichen Stadtteil Aigen wurde dem Bestandsbau ein neuer Baukörper angefügt. Die Architekturwerkstatt Zopf plante sowohl die Sanierung und den Umbau des bestehenden zweigeschossigen Werkstättengebäudes als auch dessen Erweiterung um zwei große Probebühnen, zwei Studioproberäume, zwei Ballettsäle, die Schneiderei und den Chorsaal mit Nebenräumen. So sind die bislang über die Stadt verteilten Proberäumlichkeiten für alle vier Sparten auf einen einzigen Außenstandort konzentriert.
Gallerie
An den schlichten, weiß verputzten Altbau schließt entlang einer
viel befahrenen Ausfallstraße nordwestlich der viergeschossige,
funktionale und Metall umhüllte Neubau an. Dieser setzt sich aus
drei leicht zueinander gedrehten quaderförmigen Volumina zusammen
und wird durch Einschnitte, unterschiedlich gestaffelte Höhen und
wenige Öffnungen charakterisiert. Der mittlere Teil der
Stahlbetonkonstruktion ist schmal und zurückgesetzt, hier leitet
ein Windfang ins längliche Foyer, das als erschließendes
Verbindungsgelenk zwischen den beiden Probetrakten sowie als
Verweil- und Kommunikationszone dient. Das Entrée ist auch von der
gegenüberliegenden südlichen Seite zu betreten. Hier bilden Alt-
und Neubau einen halb offenen Innenhof, über den große Utensilien
und Materialien für Kulisse und Kostüm an- und abtransportiert
werden können.
Die neuen Probebühnen sind in ihren Raumproportionen als
Abbilder der Originalbühnen des Salzburger Landestheaters
entworfen, so entspricht beispielsweise der große Proberaum im
Erdgeschoss des östlichen Trakts genau der Hauptbühne des
Stammhauses am Mirabellplatz – inklusive Drehscheibe. Daher kann an
der Außenstelle in Aigen das gesamte Bühnenbild erstellt und
während der dort stattfindenden Proben angepasst werden, bevor
alles zur Generalprobe und Aufführung übersiedelt.
Fassade
Während der Neubau im Inneren den divergenten Funktionen
Theater, Tanz, Gesang sowie Schneiderei einzelne Räume und Säle
bietet, erscheint er nach außen homogen. Denn die gestaffelten
Volumina mit einem hohen Anteil geschlossener Flächen sind mit
einem einheitlichen Material verkleidet. Die Hülle besteht aus
großformatigen, quer gelagerten feuerverzinkten Stahltafeln, die
mit schmalen Fugen gestoßen und kaum sichtbar aufgeschraubt
sind. Alle Stahlplatten sind stückweise verzinkte Unikate. Die matt
reflektierende und diffus schimmernde Fassadenoberfläche changiert
farblich je nach Tageszeit, Licht- und Wetterverhältnissen.
Die wenigen Fassadenöffnungen beschränken sich zum einen auf ein
bündig eingelassenes Fensterband in jeder Fläche, dessen Format und
Position variieren. Beinahe wie ein Schaufenster wirkt die Öffnung
des westlichen Probetraktes an der Straßenseite neben dem Eingang:
Hier erhalten Passanten Einblick in einen Proberaum auf dem ersten
Geschoss. Weitere Fensterflächen bleiben hinter gleichmäßig
gelochten Metalltafeln verborgen. Diese haben quadratisches Format
– jeweils zwei von ihnen entsprechen einer geschlossenen
Stahlplatte. Mal sind sie als Hochrechteck wie vor dem südlichen
Foyer, mal als über Eck laufendes Band vor den Fenstern des zweiten
Geschosses zusammengesetzt.
Weitere potenzielle Öffnungen der Fassadenebene ergeben sich durch
sparsam gesetzte, nach außen öffnende senkrechte Flügel. Sie sind
ebenfalls bündig in die fest montierten Stahltafeln integriert und
in geschlossenem Zustand kaum sichtbar. Lediglich drei filigrane
Scharniere in der Fuge lassen die Position erahnen. Sie dienen in
geöffnetem Zustand der natürlichen Belüftung;
durch eine Halterung ist der Öffnungswinkel begrenzt.
Bautafel
Architekten: Architekturwerkstatt Zopf, Salzburg
Projektbeteiligte: Weilhartner ZT, Ried (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Rothbacher, Zell am See (Bauphysik); Martina Steckholzer, Wien (Kunst am Bau)
Bauherr: Salzburger Landestheater
Fertigstellung: 2017
Standort: Aigner Straße 52a, 5026 Salzburg, Österreich
Bildnachweis: Martina Weiss, Großgmain / Architekturwerkstatt Zopf, Salzburg
Fachwissen zum Thema
Surftipps
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt 0711 / 9751-0 | info@mhz.de