Gemeindezentrum HUB 67 in London
Pilotprojekt aus Recycling-Materialien der olympischen Sommerspiele
Alle vier Jahre finden irgendwo in der Welt die Olympischen Sommerspiele statt, ein sportliches Großereignis, das der austragenden Stadt im Vorfeld Neubaumaßnahmen in enormem Umfang beschert. London hatte zu seinen Spielen 2012 auf einer ehemaligen Industriebrache im Nordosten der Stadt einen 250 Hektar großen Olympiapark angelegt. Ein Großteil der Sportanlagen und Wohngebäude wird auch in der Folge genutzt, einen anderen Teil aber benötigte man nur für diesen einen Sommer.
Gallerie
Aus diesem Material – Umkleidekabinen, Sitzschalen, Laufstrecken, Zäunen – entstand unweit des Olympiaparks, auf der anderen Seite des Flusses Lea im Stadtbezirk London Borough of Hackney das Gemeindezentrum HUB 67 mit wiederum temporärem Charakter. Das Londoner Atelier LYN lieferte hierfür den Entwurf und schuf damit für den Bauherrn, eine Nachfolgegesellschaft der Olympic Delivery Authority, ein Pilotprojekt, das demonstriert, was mit dem nicht mehr benötigten „olympischen Material“ möglich ist. Das HUB 67 besteht zu rund 80 Prozent aus Recycling-Elementen und wurde darüber hinaus mit Beteiligung der Bewohner des Stadtteils Hackney Wick gebaut. Ihnen steht es nun für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren als Treffpunkt zur Verfügung.
Neun ehemalige Umkleidekabinen aus Stahlrahmen und Sperrholz, wurden als Boxen nebeneinandergestellt und aufeinandergestapelt und bilden nun ein 130 Quadratmeter großes Gebäude mit Eingangsbereich, Nebenräumen und einem hohen Mehrzweckraum. Eine zusätzliche Stahlkonstruktion verbindet die einzelnen Boxen miteinander, die teilweise ihrer Boden-, Decken- und Wandflächen beraubt wurden. Ehemalige Türen dienen als Fenster und den vorhandenen Linoleumboden ergänzte man in den Übergangsbereichen in einem dunkleren Farbton sichtbar.
Die Einbindung der Bewohner am Bau des Zentrums war Teil der Projekt- und Entwurfsidee. Die Fassadengestaltung und der Kronleuchter im großen Mehrzweckraum entstanden nach Entwürfen von Schülern und Nachbarn aus Hackney Wick und wurden von diesen auch realisiert.
Fassade
Die Umkleidekabinen, aus denen das Gemeindezentrum im Wesentlichen
zusammengesetzt ist, waren ursprünglich nur für den Sommer
konzipiert und hatten weder eine Dämmung noch Lüftungselemente. Um dennoch die geltenden
Vorschriften und energetischen Anforderungen für Neubauten zu
erfüllen, mussten die Außenwände verstärkt werden. Innenseitig
montierte man zwei 12,5 mm-Gipskartonplatten und zwischen die
vorhandene Stahlkonstruktion aus U-Profilen eine Lage harter
Dämmung (75 mm). Auf eine durchlaufende Folienebene folgt eine
zweite Lage Dämmung (75 mm) mit einer diffusionsoffenen
Dampfbremse. Den Wandabschluss bilden neue hinterlüftete
Holzfaserplatten auf einer Lattenkonstruktion.
Das Erscheinungsbild des Hub 67 prägen die acetylierten
Holzfaserplatten aber nur mittelbar. Wichtiges Gestaltungselement
sind vor den Platten befestigte Metallgitter, die früher als Zäune
das Olympiagelände umschlossen. Teile der Gitter sind zudem mit
quadratischen Aluminiumtäfelchen behängt, die aus den
Fassadenplatten des ehemaligen olympischen Warm up-Zentrums
ausgeschnitten wurden. Sie bilden an Mosaike erinnernde oder feine,
unterbrochene Querstreifen in Orange, Rotbraun und Silbergrau und
verleihen dem Gebäude eine etwas spielerisch, unfertig wirkende
Hülle.
Bautafel
Architekten: LYN Atelier, London
Projektbeteiligte: Andrew Lock/LYN Atelier, London (Projektleitung); Price & Myers, London (Tragwerksplanung); Milieu Consult, London (Haustechnik); Mace Group, London (Bauleitung); Design Build International, London (Generalunternehmer); Medite Tricoya, Kent (Fassaden-Holzfaserplatten)
Bauherr: London Legacy Development Corporation, London
Fertigstellung: 2014
Standort: 67 Rothbury Road, London E9 5HA, Großbritannien
Bildnachweis: Jill Tate, Newcastle upon Tyne
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