Ausstellungsturm der Fondazione Prada in Mailand
Kantige Betonfassade mit Diagonaleinschnitten
Mailand ist eine Inkunabel von Mode, Design und Kunst. Auf einem ehemaligen Destilleriegelände im Südosten der Stadt, am Eisenbahnknotenpunkt von Porta Romana, haben OMA mit dem Torre – Fondazione Prada die Konversion vom Industriestandort zum Stiftungssitz abgeschlossen. Der zehngeschossige, weiße Turm ist der letzte von drei Neubauten auf dem Gelände, neben ebenfalls von OMA sanierten Bestandsbauten wie Lagerhäusern, Labors und Silos.
Gallerie
Gemeinsam mit der vergoldeten Fassade des Haunted House, einem ehemaligen Silo, soll der sechzig Meter hohe Turm zum Signet der Stiftung und zugleich Symbol der Aufwertung des Quartiers werden. Prominent markiert er die an ein weitläufiges Gleisareal angrenzende Nordwestecke des Geländes. Als radikale Raumvielfalt bei einfachem Volumen beschreibt Rem Koolhaas das Konzept des Turms, in dem Ausstellungsflächen sowie ein Restaurant im sechsten Obergeschoss übereinandergestapelt sind. Erreicht wird die Vielfalt über Variationen der drei Parameter Grundfläche, Ausrichtung und Raumhöhe.
Die zwei Grundrisstypen der Geschosse sind aus einem schmalen Rechteck entwickelt, das im spitzen Winkel mit einer Diagonalachse verschnitten ist. Im Erdgeschoss ist der Turm mit der angrenzenden großen Ausstellungshalle „Deposito“ verbunden. Das erste, zweite und dritte sowie das sechste und siebte Obergeschoss haben eine trapezförmige, die übrigen vier eine rechteckige Grundfläche, davon zwei mit keilförmigen Terrassen. Dazu wechselt geschossweise die Fensterfront zwischen der langen Nord- und den schmalen Ost- bzw. Westseiten hin und her. Das neunte Obergeschoss bleibt völlig fensterlos. Weil zudem noch die Deckenhöhen von 2,70 Meter unten auf acht Meter ganz oben ansteigen, ist jeder Raum anders konfiguriert.
Fassade
Von außen ist so am Baukörper ein Wechselspiel von
geschlossenen, weißen Beton-, und großen offenen Glasflächen
entstanden. Zusätzlich prägt auch hier das Element der Diagonale
das Bild. Die trapezförmigen Ebenen erzeugen keilförmig eingezogene
Loggien, was der Restaurant-Terrasse zugute kommt. Dreieckige
Wandflächen an der Westfassade vollziehen den Übergang zwischen den
zwei Grundrissformen und begrenzen den Luftraum über den
Außenbereichen partiell. Da sie vollkommen bündig mit der Fassade
abschließen, verstärken sie aus westlicher Richtung betrachtet die
Wirkung eines an der Gebäudekante facettenartig eingeschnittenen
Baukörpers. Rückseitig bewahrt eine monumentale Diagonalverstrebung
unter Zug den Turm davor – bedingt durch die freitragend
auskragenden Geschosse auf keilförmigem Grundriss –, nach Norden zu
kippen. Eine aus dem Lot gebrachte Treppenhausverglasung verstärkt
die Spannung zusätzlich.
Bautafel
Architekten: OMA, Rotterdam; Rem Koolhaas, Chris van Duijn (verantwortliche Partner); Federico Pompignoli (Projektleiter); Atelier Verticale, Mailand (Architekturbüro vor Ort)
Projektbeteiligte: Favero & Milan, Mailand (Tragwerksplanung); Prisma Engineering, Östringen (TGA), GAE Engineering, Turin (Brandschutz)
Bauherr: Fondazione Prada
Fertigstellung: 2018
Standort: Via Giovanni Lorenzini 14, 20139 Milano, Italien
Bildnachweis: Jacopo Milanesi © OMA
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt 0711 / 9751-0 | info@mhz.de