David Brownlow Theatre in Südengland
Schultheater mit Fassade aus zementgebundenen Spanplatten
Auf halber Strecke zwischen London und Bristol, in der Grafschaft Berkshire liegt – nicht Hogwarts, sondern Horris Hill. Das ist eine 1888 gegründete, vorbereitende Tages- und Internatsschule für Jungen zwischen zwei und dreizehn Jahren, an der „akademische Strenge in einem optimalen Umfeld“ das Selbstverständnis prägt. In diesem Mikrokosmos hat auch das Theaterspiel seinen festen Platz. Das Londoner Architekturbüro Jonathan Tuckey Design errichtete auf dem ländlich-hofartigen Campus – mit Backsteinbauten, 65 Hektar Wald und Freiflächen – ein Schultheater, das nach seinem Hauptstifter benannte David Brownlow Theatre.
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Der Neubau, zusammengefügt aus zwei schlichten Kuben mit ganz
flach geneigten und mit Faserzementwellen gedeckten Satteldächern,
weckt zunächst Assoziationen an landwirtschaftliche Funktions- und
Nebengebäude. Damit fügt er sich in das historische Ensemble aus
viktorianischen Hauptbauten und jüngeren traditionalistischen
Ergänzungen ein, ohne aber selbst zu historisieren.
Konstruktion aus Brettsperrholzrahmen
Der außen mit zementgebundenen Spanplatten verkleidete Theaterbau hat eine Größe von knapp 530 Quadratmetern. Er ist mit einem innen freiliegenden Brettsperrholzrahmen errichtet – eine Konstruktion, die Material, Zeit und – gegenüber einem Mauerwerksbau – 40 Tonnen CO2 spart. Aufgesetzte Buchenholzleisten gliedern den Innenraum auf geometrisch-grafische Weise. Kombiniert wurden die hellen Holzflächen mit einer gewölbt abgehängten, dunkelblauen Akustikdecke und einem Fußboden aus schwarz polierten Holzwerkstoffplatten.
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Holzgerüst als Entrée
Der im Norden zum Campus hin ausgerichtete Haupteingang ist mit einer hohen, holzsichtig belassenen Gerüstkonstruktion markiert, die als Werbeträger für Veranstaltungsbanner genutzt werden kann. Zwischen Gerüst und geschlossenem Theaterbaukörper liegt ein flaches, gläsernes Foyer, das man zuerst betritt. Dann folgt der kleinere, längsgerichtete Kubus mit aufsteigenden Sitzreihen für 160 Personen, einem Quergang und Seiteneingängen zwischen vierter und fünfter Reihe und WCs und Lager im hinteren Bereich. Südseitig schließt sich der etwas größere, quergerichtete Bühnenkubus an.
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Zementgebundene Spanplattenverkleidung für die Fassade
Der Neubau ist mit 12 mm dicken rötlichen, zementgebundenen Spanplatten (Viroc-Platten) verkleidet, die auf eine horizonztale Holzlattung montiert sind und in Schwarz auch als Bodenbelag im Innern verwendet wurden. Der Verbundwerkstoff aus einer gepressten und getrockneten Holzpartikel-Zement-Mischung hat eine glatte, matte aber lebendig changierende Oberfläche mit leichten Farb- und Helligkeitsnuancen. Damit nehmen die Architekten nicht nur farblich Bezug auf den roten Backstein der Bestandsbauten sondern haben zugleich ein passendes Material eingeführt, das dem Neubau eine patinahafte Anmutung verleiht – ganz ohne Vintage-Verrenkungen.
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Im unteren Bereich ist die Fassade auf einem 62,5-cm-Raster
aufgebaut, die 1,25 m breiten Spanplatten wurden hier längs
halbiert. Zwischen die Platten sind – getrennt durch schmale
Fugen – 14
cm vorstehende Stege aus demselben Material montiert, die das
Gestaltungsmittel der Rahmung von innen nach außen transportieren
– oder umgekehrt, je nach Blickrichtung. Fassadenfelder mit
schräg ausgestellten, feststehenden Lamellen verbergen die
notwendigen Lüftungsöffnungen. Die Wände sind mit insgesamt 110 mm
Steinwolle gedämmt. Ein Sichtbetonsockel kragt an der Südseite, wo
sich zwei Bühnenausgänge mit steil ausgestellten Vordächern
befinden, zu einer Sitzbank aus.
Bautafel
Architektur: Jonathan Tuckey Design, London
Projektbeteiligte: Webb Yates Engineers, London (Statik), Skelly and Couch Ltd, London (TGA-Planung), Charcoalblue, London (Bauphysik, Akustik), Marstan BDB LLP, Cambridge (Kostenplanung, Vale Southern Construction Ltd., Portsmouth (Bauausführung)
Bauherr*in: Horris Hill School
Fertigstellung: 2020
Standort: Horris Hill, Newtown, Newbury, Berkshire, RG20 9DJ, Vereinigtes Königreich
Bildnachweis: Jim Stephenson / Nick Dearden, London / Jonathan Tuckey Design, London
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