Pavilion M. in Almere
Lichtfilter aus Polycarbonatplatten, Fenstern und mehrlagigem Vorhang
Der Name war selbsterklärend: Die Floriade war das niederländische Pendant zu der in Deutschland bekannten Internationalen Gartenbauausstellung (IGA). Zwischen 1960 und 2022 fand sie alle zehn Jahre statt. Für die letzte Ausgabe in Almere, 25 Kilometer östlich von Amsterdam, hat Studio Ossidiana aus Rotterdam einen Kunstpavillon entworfen. Er markiert allerdings keinen Endpunkt, sondern sollte als Vorhut für ein künftiges Kunstmuseum dienen – ein Projekt, das zwischenzeitlich auf Eis gelegt wurde. Übrig blieb der Pavilion M. als Ort für Land Art und Multimedia-Kunst im Quartier Almere-Hortus, das nun auf dem ehemaligen Floriade-Areal entsteht.
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Drei unterschiedlich große Kreise scheinen an der Oberfläche des kleinen, künstlich angelegten Weerwater Sees im zentralen Stadtteil Almere Stad zu treiben. Damit thematisiert der Pavillon die Entstehungsgeschichte der zwölften und jüngsten niederländischen Provinz Flevoland, deren Gebiet im 20. Jahrhundert durch Eindeichung und Entwässerung dem Zuidersee abgerungen wurde.
Zylinder am Ringsteg
Der größte der drei Kreise ist ein Ringsteg mit 30 Metern Außendurchmesser, der an der Ecke einer Uferterrasse angedockt ist. Einen Drittelkreis weiter ist an diesen Ringsteg außenseitig der Pavillon angehängt – ein eingeschossiger Zylinder mit achtzehn Metern Durchmesser – und innenseitig eine kleine Plattform mit acht Metern Durchmesser, die als Museumsterrasse oder Freilichtbühne genutzt werden kann. Hinter der Bühne befindet sich der Eingang des Pavillons. Das Innere wird durch einen außermittig eingezogenen Riegel mit Küche, Büro, Lager und Sanitärräumen unterteilt in einen kleineren Empfangsbereich mit Tresen und eine rund 240 Quadratmeter große Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche.
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Rosa Terrazo mit Muschelscherben
Pavillon und Ringsteg sind auf Stahlrohrpfählen gegründet. Der Boden besteht aus Hohlkörperplatten auf einer Stahlkonstruktion. Teile der Fußbodenoberfläche bestehen aus einem Terrazzo, den die beiden Architekt*innen mit Muscheln, Ton und Holzkohle regionaler Herkunft gestaltet haben. Die Wände bestehen aus einer leichten Holzrahmenkonstruktion. Das mit Muscheln bedeckte Flachdach besteht aus einer achtzehn Millimeter starken Holzdachplatte auf Finnjoist-Trägern.
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Fassadengewand für die Sonnenwende
Die tragenden Holzrahmen der Hülle sind beidseitig mit transluzenten Polycarbonat-Stegplatten beplankt. Fünf kleine Fensteröffnungen durchbrechen die homogene Doppelfassade. Davon weisen vier jeweils zur Sommer- und Wintersonnenwende in Richtung Sonnenauf- und Untergang. Die fünfte Öffnung liegt gegenüber dem Eingang, ist von dort aber durch die Einbauten nicht sichtbar.
Innenseitig ist umlaufend ein doppellagiger Vorhang angebracht. Vor dem Polycarbonat hängt eine blickdichte Schicht, aus der türgroße Formen ausgeschnitten wurden: zwei Kreise, ein Dreieck, ein Spitzbogen und drei Rundbögen sowie zwei kronenförmig gezackte Formen. Die raumseitige Schicht besteht aus einem lichtdurchlässigen Gewebe. Somit wird aus dem Zusammenspiel von transluzenten Platten, vereinzelte Fensteröffnungen und unterschiedlich durchlässigen Stoffbahnen ein außergewöhnlicher Lichtfilter.
Bautafel
Architekten: Studio Ossidiana, Alessandra Covini & Giovani Bellotti, Rotterdam
Projektbeteiligte: Klaas van der Molen, Goldsmith Office, Rotterdam (kooperierender Architekt), Piet Goud, BDG Architecten, Almere; Bart Ruijs, TDS Engineering, Almere;
Martin Graf, Ingenieursbureau Boorsma, Meppen (technische Beratung); Ahmet Topbas (Statik); Peter Mensinga, Amsterdam (Klima- und Umwelttechnik), Olde Rikkert Bouw, Almere (Ausführung)
Bauherr: Gemeinde Almere und Provinz Flevoland
Fertigstellung: 2022
Standort: Melica 200, 1325 WZ Almere, Niederlande
Bildnachweis: Riccardo De Vecchi, Rotterdam (Fotos); Studio Ossidiana, Rotterdam (Pläne)
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