Architekturschule am Kunstcampus in Umeå
Lärchenholzfassade aus unterschiedlich tiefen und abgeschrägten Bohlen
Den Titel der Kulturhauptstadt Europas werden im Jahr 2014 zwei Städte tragen: Neben dem lettischen Riga wurde die schwedische Stadt Umeå benannt, deren Bevölkerung sich in den letzten 50 Jahren mehr als verdoppelt hat. Seit der Gründung der Universität im Jahr 1965 gelten Bildung und Kultur als wichtige Impulse für die Stadtentwicklung. Deshalb soll ein Großteil der Veranstaltungen im Kulturjahr auf dem Kunstcampus stattfinden, der auf dem Gelände einer ehemaligen Papierfabrik liegt. Dort wurden die Bestandsbauten der Kunst- und Designhochschule durch eine Architekturfakultät, ein Kunstmuseum und einen weiteren Bau für die Kunsthochschule ergänzt. Die Planung übernahmen die Kopenhagener Architekten Henning Larsen in Kooperation mit dem ortsansässigen Büro White.
Gallerie
Die Lage des Kunstcampus am Ufer des Ume älv, einem Fluss, der wenige Kilometer weiter in den Bottnischen Meerbusen mündet, ist bestechend. Um einen hofartigen Außenraum, der sich über Treppen zum Wasser herabstuft, gruppieren sich neben der bestehenden Designschule die Neubauten. Außer der präzisen Form haben sie eine Fassade aus sibirischer Lärche gemeinsam. Das Kunstmuseum bildet als weithin sichtbarer Holzturm eine Landmarke des Campus. Westwärts erstreckt sich die neue Kunsthochschule entlang des Flussufers, ostwärts die Architekturschule. Weil sie die künstlerischen Aspekte der Architektur stark in ihren Lehrplan einbezieht, ist ihre Lage in direkter Nachbarschaft zu den Schulen für Kunst und Design nicht zufällig: Räumliche Verflechtungen erlauben die gemeinsame Nutzung von Cafeteria und Auditorien im Sockelgeschoss sowie die Teilnahme der Studierenden an kooperativen Lehrveranstaltungen.
Das gemeinsame Lernen, der Austausch von Ideen und die gegenseitige Inspiration waren auch prägende Motive für die räumliche Organisation des quadratischen Architekturgebäudes. Die Planer konzipierten es als offenes Kontinuum, in dem jeder Studierende „Teil desselben Raums“ ist. In einem von oben belichteten Atrium sind die zentralen Einrichtungen gebündelt, der Hörsaal liegt im Sockel, die Seminarräume befinden sich in eingehängten Boxen, zwischen denen sich gesplittete Ebenen und lange Treppenläufe staffeln. Im Kontrast zur dynamischen Mitte reihen sich in den Etagen drum herum die studentischen Arbeitsplätze, gegliedert durch das Raster der verkleideten Stahlstützen und sichtbar belassene Betonrippendecken. Unterschiedlich große Lufträume an den Gebäudeecken schaffen Sichtverbindungen zwischen den einzelnen Ebenen. Die Materialität der Räume setzt sich im Inneren des Kunstmuseums auf ähnliche Weise fort.
Fassade
Durch die Offenheit der Geschosse ist die Gebäudehülle auch im
Inneren der Architekturschule deutlich präsent. Als Hintergrund zur
weißen Tragstruktur wirkt die innen ebenfalls mit Holz bekleidete
Außenwand wie eine dünne Haut, die den Skelettbau umspannt, während
die Holzoberfläche außen die Körperhaftigkeit des Gebäudes betont.
Mit der Perforation der Fassade setzt sich das Architekturgebäude
von den Nachbargebäuden ab. Zwei unterschiedlich große quadratische
Fensterformate sind unregelmäßig in der Fassadenfläche angeordnet
und überspielen die Geschossigkeit. Vom Innenraum betrachtet
zerteilt sich der großartige Ausblick über den Fluss in bildartige
Sequenzen.
Konstruktiv besteht die Gebäudehülle aus einer hoch gedämmten
Holzständerwand, die raumseitig mit Leisten aus Birke und nach
außen mit hinterlüfteten Bohlen aus sibirischer Lärche bekleidet
ist. Damit die Fassade Plastizität gewinnt, sind die vertikal
montierten Bohlen unterschiedlich tief und schräg angeschnitten.
-pn
Bautafel
Architekten: Henning Larsen, Kopenhagen und White Architects, Umeå
Projektbeteiligte: Ramböll Sweden AB, Stockholm; TM-Konsult AB,Umeå; LPS Konstruktörer, Umeå
Bauherr: Balticgruppen AB, Umeå
Fertigstellung: 2010
Standort: Konstnärligt Campus, Östra Strandgatan 30 C, 90333 Umeå
Bildnachweis: Åke E:son Lindman, Bromma
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