Wohnhaus in Marly-le-Roi
Holzmassivbau auf Betonsockel im Passivhausstandard
Eine lockere, durchgrünte Bebauung, die überwiegend aus Einfamilienhäusern besteht, prägt die Gemeinde Marly-le-Roi westlich von Paris. Inmitten einer Nachbarschaft, die sich untereinander durch hohe Zäune und Hecken abschottet, entstand nach Plänen von Karawitz Architekten aus Paris ein Wohnhaus im Passivhausstandard. Auffallend ist seine Hülle aus vorvergrauten, vertikalen Holzlatten, das asymmetrische Satteldach sowie die frontal geknickte Fassade als Hinweis auf den polygonalen Grundriss. Zudem scheint der erhöhte, zweigeschossige Baukörper über seinem Betonsockel zu schweben.
Gallerie
Die Architekten platzierten das rund 145 Quadratmeter Wohnfläche umfassende Gebäude so nah wie möglich an der Straße, um rückwärtig auf dem relativ kleinen Grundstück einen Garten schaffen zu können. Mit großen Fensterflächen und einer weit auskragenden Terrasse wendet sich die Eingangsseite nach Südwesten, die Einfahrt führt hinab zu einem Carport im Untergeschoss. Ein Stahlzaun und ein breites, blass türkisfarbenes Schiebetor begrenzen das Grundstück.
Während das Untergeschoss aus Beton errichtet wurde, sind Erd- und Obergeschoss eine massive, mit Lärchenholz bekleidete Holzkonstruktion. Die Planer fügten dazwischen ein umlaufendes Fensterband ein, und stellten den Holzbau auf schlanke Stahlstützen, so erhält der oberirdische Teil des Hauses seinen schwebenden Charakter. Der Eingang befindet sich im Untergeschoss, erschlossen über die Pkw-Zufahrt sowie eine Treppe. Am Ende des Carports, der sich über die gesamte Hauslänge erstreckt und auch als Kaminholzlager dient, führt eine Treppe hinauf in den Garten.
Das schmale Untergeschoss ist über eine zweifach abgewinkelte
Betontreppe mit dem Erdgeschoss verbunden. Fortgeführt wird sie als
dunkle Stahltreppe mit offenen Trittstufen aus dünnem Metallblech,
durch die das Tageslicht hindurchdringt. Das Erdgeschoss ist ein
durchgängig offener Wohnraum, gegliedert nur durch die Treppe und
den gegenüberliegenden Kamin. Damit entstehen drei Zonen, die als
Küche, Esszimmer und Salon dienen. Die Küche richtet sich zur
Straße, das Esszimmer schließt an die weite Terrasse daneben an. Im
Obergeschoss sind Elternschlafzimmer, zwei Kinderzimmer und ein Bad
um eine zentrale Diele herum angeordnet. Sie fungiert als
Spielbereich für die Kinder und ist durch eine Leiter mit einem
Dachraum als weitere Spielfläche verbunden.
Nachhaltig Bauen
Die Außenwände und das Dach des Wohnhauses sind aus 94 mm starken,
vorfabrizierten Elementen aus Brettsperrholz errichtet. Eine 30 mm
starke, vorvergraute Lärchenholzverkleidung bildet die
hinterlüftete Fassade. Die Wände erhielten außen eine 240 mm starke
Holzfaserdämmung; das Dach ist mit 320 mm Zellulose zwischen den
Holzstegträgern gedämmt und mit einer Zink-Stehfalzdeckung
eingedeckt. Die Materialien im Inneren bleiben meist unverkleidet.
Sämtliche Holzflächen sind mit einer weißen Lasur auf Wasserbasis
behandelt. Das Holz wirkt temperatur- und feuchteausgleichend, ist
demnach günstig für das Raumklima.
Die einzige Wärmequelle des Passivhauses ist der zentral
platzierte Kamin. Effektive Dämmtechnik, die Ausstattung der
Fenster mit Dreischeiben-Isolierglas und der offene Kamin wirken
zusammen und sorgen für ausreichend Wärme an kalten Tagen. Die
kompakte Bauweise und die Aufteilung der Räume stellen eine
effiziente Flächennutzung dar; Hüllfläche
und Volumen stehen in einem ausgewogenen, energetisch
wirkungsvollen Verhältnis (siehe A/V-Verhältnis). Die großen Fensterflächen gen
Süden ermöglichen passive solare Gewinne.
Bautafel
Architekt: Karawitz Architecture, Paris
Projektbeteiligte: Solares Bauen, Freiburg (TGA-Planung); Ingéniérie Bois, Schiltigheim (Tragwerksplanung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2017
Standort: Marly-le-Roi bei Paris
Bildnachweis: Schnepp Renou, Berlin/Paris
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