Öffentliche Bibliothek in Ceuta
Perforierte Aluminiumpaneele als Sonnenschutz
Auf einer Halbinsel der westlichen Mittelmeerküste Marokkos leben rund 85.000 Einwohner in der spanischen Stadt Ceuta. Sie gilt seit etwa 20 Jahren als autonom und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die sich bisweilen auf ungewöhnliche Weise präsentiert: Im Neubau der öffentlichen Bibliothek bildet eine Ausgrabungsstätte aus dem 14. Jahrhundert das Herz des Gebäudes. Die Funde aus den Zeiten der islamischen Berberdynastie der Meriniden sind in den ersten drei Geschossen stets präsent, da die Architekten Paredes Pedrosa die Lesebereiche in Form von Terrassen um das archäologische Zentrum legten.
Gallerie
Auf diese Weise ist ein kompaktes Gebäude entstanden, das auf bis zu neun Geschossen eine Fläche von rund 6.150 m² bietet. Die Höhe, Form und innenräumliche Organisation sind eine Reaktion auf die Besonderheiten des Ortes, der vor allem durch Enge, eine steile Hanglage und nicht zuletzt die archäologische Ausgrabungsstätte geprägt ist. Im Grundriss wurde die Bibliothek als Rechteck konzipiert, das auf der Südostseite in die polygonale Fläche der Ausgrabungsstätte übergeht. In den Fassaden werden die unregelmäßig geknickten Flächen durch Vor- und Rücksprünge betont und durch abgeschrägte Dächer ergänzt, sodass ein präzise geschnittener Baukörper mit unterschiedlichen Höhen entsteht.
Zum Raumprogramm gehören neben den Ausleih- und Lesezonen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche, auch audiovisuelle Bereiche, Ausstellungsflächen, Forschungslabore und Archive. Am Luftraum über dem archäologischen Zentrum sind mehrere Vorlesungsräume angeordnet, eine Leseterrasse auf dem Dach bietet den Besuchern Ausblicke auf das Mittelmeer, den Atlantik, Europa und Afrika.
Fassade/Konstruktion
Der Bibliothek wurde in Stahlbeton- und Stahlskelettbauweise
ausgeführt. Sieben große, dreieckige Betonstützen tragen die ersten
drei Geschosse, unter denen sich die archäologische
Ausgrabungsstätte befindet. Die darüber liegenden sechs Stockwerke
werden von einer filigranen Stahlkonstruktion gehalten.
Wie im Tragwerk sind auch in den Fassaden zwei Materialien erkennbar: Ein massiver Baukörper aus Stahlbeton passt sich dem steilen Grundstück an und bildet den Sockel des Gebäudes. An wenigen Stellen sind Öffnungen für die Eingänge und großformatige Fenster eingeschnitten. Diese bieten im Innenraum gerahmte Ausblicke in die Stadt und sind auf der Außenseite durch angeschrägte, tiefe Betonlaibungen hervorgehoben.
Über dem Sockel ist eine Glasfassade mit vorgesetzten
perforierten Aluminiumpaneelen angeordnet. Der dazwischen liegende
Gitterroststeg dient der Reinigung und Wartung der Gebäudehülle.
Durch die Perforation werden Blendung und Hitzeintrag durch das
harte Sonnenlicht minimiert und das Tageslicht im
Inneren maximiert. Details in der Perforation der Paneele wurden
abhängig von der geplanten Ausrichtung angepasst, um einen
optimalen Sonnenschutz zu erreichen. Auch die Leseterrasse
auf dem Dach ist von perforiertem Aluminium
umfasst. -cr
Bautafel
Architekten: Paredes Pedrosa Arquitectos (Ángela García de Paredes u. Ignacio Pedrosa), Madrid
Projektbeteiligte: Lucía Guadalajara, Álvaro Rábano, Clemens Eichner, Álvaro Oliver, Guiomar Martín, Eva Urquijo, Ángel Camacho, Ignacio Cordero, Blanca Leal, Roberto Lebrero, Luis Calvo, Juan Antonio Zoido (Entwurfs- und Planungsteam); Gogaite – Alfonso Gómez Gaite, Madrid (Tragwerksplanung); JG Ingenieros, Sevilla (Gebäudetechnik); Jofebar, Madrid (Metallfassade); Fernando Villada (Archäologie); Acciona Infraestructuras, Madrid (Bauausführung)
Bauherr: Kulturministerium
Fertigstellung: 2013
Standort: Calle Manuel Olivencia / Calle Duarte, Ceuta
Bildnachweis: Fernando Aldo, Sevilla
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt 0711 / 9751-0 | info@mhz.de