Wohnhaus in Porto
Innen liegende, faltbare Fensterläden aus weiß lackiertem MDF
Enge, verwinkelte Gassen die der bewegten Topografie folgen und kunstvolle Fassaden aus handbemalten Fliesen in Blau-weiß prägen die zweitgrößte portugiesische Stadt Porto. Seit 1996 steht das historische Zentrum der Stadt auf der Liste der UNESCO Welterbestätten; die Auflagen für Um- oder Neubauten sind dementsprechend hoch. Da ist die Kreativität der Architekten gefragt, so wie die von Ana Cláudia Monteiro und Vítor Oliveira, die ihr eigenes Wohnhaus unweit der Innenstadt realisiert haben.
Gallerie
Das dreigeschossige Haus schließt in der Rua do Lindo Vale eine kleine Lücke auf einem schmalen, tiefen Grundstück von 5,00 x 40 Meter. Straßen- und Hofflucht mussten von den angrenzenden Gebäuden übernommen werden, die maximal erlaubte Höhe lag bei 10 Metern. Nun sind 46% des Handtuch-Grundstücks bebaut, das Maximum, das an dieser Stelle realisiert werden durfte (siehe Abb. 11). Hinter dem Haus blieb genügend Platz für einen langen, schmalen Garten.
Wie drei übereinander gestapelte, vollflächig verglaste Boxen zeichnen sich die Etagen an der Vorder- und Rückseite des Wohnhauses ab. Zur Straße hin wird die „unterste Box“ von weißen Metallgittern abgeschlossen, die sich zusammenfalten und zur Seite schieben lassen. Hinter ihnen verbergen sich der Eingang und Autostellplatz.
Der Grundriss nimmt die Typologie der traditionellen Reihenhäuser in Porto auf: jede Etage besteht hier aus drei Räumen. Jeweils ein Raum orientiert sich zur Straße und zum Garten hin, der dritte ist innen liegend, nicht belichtet und nimmt die Treppe auf. Im Erdgeschoss sind in diesem Kern eine kleine Bibliothek angeordnet, die sich zum gartenseitigen Büro orientiert, und das Badezimmer. Eine Etage darüber ist die Küche untergebracht, die fließend in den Ess- bzw. Wohnbereich übergeht. Im zweiten Obergeschoss hingegen ist im Kern ein kleiner Lichthof platziert, der die beiden daneben liegenden Schlafzimmer mit Tageslicht versorgt.
Die für Portugal typische Farbe Weiß setzt sich von der Fassade bis in die Gestaltung der Innenräume hin fort: mit geweißtem Holz, der weiß lackierten Einbauküche, Treppenstufen und innen liegenden Fensterläden. Lediglich der Boden ist aus beigefarbenem PVC. Bis auf die Badezimmer, können alle Räume durch Schiebetüren abgetrennt werden, die in den Wänden verschwinden.
Sonnenschutz
Die Glasfassade
(Mehrfachscheiben-Isolierglas) setzt sich aus unterschiedlichen
Elementen zusammen: zwei liegenden Festverglasungen, etwa im
unteren Drittel, und zwei Öffnungsflügel im größeren oberen Teil,
die eine mittige Festverglasung flankieren.
Um Einblicke und Wärmeeintrag gleichermaßen zu verhindern, kann
die Glasfassade auf jeder Etage mit innen liegenden Fensterläden
komplett verschlossen werden. Dafür wurden spezielle Klappläden aus
25 mm dicken, weiß lackierten MDF-Platten gefertigt: jeweils drei
über Scharniere verbundene Platten bilden einen Laden. Insgesamt
vier davon wurden pro Etage hinter der Glasfassade angebracht. Sie
sind unterschiedlich hoch, sodass sie zum einen die Unterteilung
der Verglasung aufnehmen und zum anderen nur teilweise geschlossen
bzw. geöffnet werden. So kann beispielsweise bei starker Sonneneinstrahlung die gesamte Fassade von innen
geschlossen werden; sitzt man hingegen abends am Esszimmertisch im
1. Obergeschoss können nur die ca. 90 cm hohen unteren Läden
geschlossen werden und schützen so vor den Blicken der
Passanten.
Bautafel
Architekten: Ana Cláudia Monteiro + Vítor Oliveira, Porto
Planungsbeteiligte: António Oliveira, Américo Monteiro, Porto (Ausführungsplanung); Ergohab, Porto (Konstruktion, Bauausführung); Saint-Gobain Glass, Aachen (Verglasung)
Bauherr: Ana Cláudia Monteiro + Vítor Oliveira, Porto
Fertigstellung: 2014
Standort: Rua Lindo Vale 435, 4200-105 Porto, Portugal
Bildnachweis: José Campos, Porto | www.josecamposphotography.com
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