Living Equia – Transportables Solarhaus
Faltschiebeläden aus Plexiglas mit Solarmodulen
Die Aufgabe beim internationalen Studentenwettbewerb Solar Decathlon ist es, ein energieeffizientes Solarhaus zu entwerfen, zu berechnen und zu bauen. Im Juni 2010 fand der Wettbewerb erstmals in Europa, genauer in der spanischen Hauptstadt Madrid, statt. Unter den teilnehmenden Teams befanden sich auch vier deutsche, eines davon aus Berlin mit Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), der Beuth Hochschule für Technik und der Universität der Künste (UdK). Gemeinsam haben sie unter dem Namen Living Equia – living ecologic quality and integration of ambience – ein technologisch wie ästhetisch ungewöhnliches Haus mit äußerlich tiefschwarzer und innen schneeweißer Optik geschaffen.
Gallerie
Für seine Kubatur haben die Planer auf das Formenrepertoire eines klassischen deutschen Einfamilienhauses zurückgegriffen, doch eine Verdrehung in der Grundriss-Längsachse um 12° schafft geometrische wie räumliche Spannung. Lichtachsen in Nord-Süd- und Ost-West Richtung, die gleich einem riesengroßen Glaskreuz das gesamte Gebäude durchschneiden, zeichnen diese Verformung nach. Den oberen Abschluss bildet ein Satteldach, das sich aus den abgeknickten Außenwänden zu ergeben scheint. Seine Neigung ist mit 28° optimal für die darauf angeordnete Photovoltaikanlage (Solarthermie-Flachkollektoren und Abstrahlflächen) ausgelegt. Diese fügt sich rahmenlos in das Dach ein und ist wie die gesamte Gebäudehülle von schwarzer Farbe. Dach und Fassadenflächen bestehen aus einer abgeflammten Lärchen-Schalung.
Im Gegensatz zur schwarzen Außenhaut ist innen alles licht und hell: Wände und Decken sind weiß gestrichen, die Möblierung besteht aus weißen Holzelementen, die je nach Wunsch für Wohnen, Arbeiten, Essen und Schlafen genutzt werden können. Alles ist in einem 48 m² großen Raum mit Höhen von 2,40 bis zu 4,30 untergebracht. Zusätzlich gibt es zwei Kammern für das Bad und die Technikzentrale.
Damit das Gebäude zur Teilnahme am Wettbewerb nach Spanien transportiert werden konnte, haben die Planer die gesamte Baukonstruktion mitsamt Gebäudetechnik in Module aufgeteilt. Zunächst in Berlin errichtet, wurde das Haus auf Lastwagen nach Madrid gebracht, dort erst auf- und dann wieder abgebaut und zurück nach Berlin transportiert, wo es zur Zeit eingelagert ist.
Sonnenschutz
Vor den bodentiefen Fenstern der Süd- und Westfassade sorgen
verschiebbare Faltläden für den notwendigen Sonnenschutz. Diese
wurden als Prototypen von den Studenten entwickelt, berechnet und
gebaut. Die 0,50 m breiten und 2,00 m hohen Fensterläden bestehen
aus zwei in einem Aluminiumrahmen gefassten, eingefärbten und
biegsamen Plexiglasscheiben, die als Träger für Module aus
monokristallinen Siliziumzellen dienen. Aufgrund verschiedener
Breiten variiert die Anzahl der Läden pro Fenstertür. Die Faltläden
lassen sich elektrisch bedienen und sind in drei Teilsystemen an
das Energiesystem angeschlossen.
Das Konzept erläutern die Studenten so: „Wie bei der Photovolatikanlage auf dem Dach, wurde auch bei den Verschattungselementen in der Fassade großer Wert auf Integration und optimale Ausnutzung gelegt. Der Vorteil liegt klar in der polyfunktionalen Nutzung. So dienen die Läden im geschlossenen Zustand nicht nur dem Sichtschutz und der Verschattung, die integrierten PV-Zellen leisten auch einen Beitrag zur Energiegewinnung und ermöglichen so die Symbiose von Ästhetik und Technik. Die Vernetzung der Verschattungselemente mit dem Home Automatic System befähigt den Bewohner, auch bei Abwesenheit die Elemente zu steuern und den Wärmeeintrag zu reduzieren. Die Integration der Technik in die Fassade nicht nur als nutzbringendes Element, sondern ebenso als Gestaltungsmittel ist einer der wichtigsten Grundsätze der Living-Equia-Architektur.“
Literaturtipp: Weitere Informationen zu diesem und den anderen
deutschen Beiträgen des Solar Decathlon Europe 2010 finden sich im
Buch Solararchitektur 4 aus dem Verlag Detail, München (ISBN
978-3-920034-48-5).
Bautafel
Architektur: Studierende der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW), der Beuth Hochschule für Technik Berlin (Beuth) und der Universität der Künste Berlin (UdK): u.a. Arlett Ruhtz, Michael Krapf, Florentine Dreier, Marcus Bui, Martin Hofmann, Simon Winiger, Sebastian Dietz, Linda Wortmann, Christoph Hey, Rico Schubert
Projektbeteiligte: zahlreiche Hersteller und Firmen als Sponsoren
Bauherr: beteiligte Hochschulen und Studierende, gefördert durch die Forschungsinitiative EnOB „Forschung für Energieoptimiertes Bauen"
Fertigstellung: 2010
Standort: z.Zt. eingelagert
Bildnachweis:Team Living Equia, Berlin
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