Soft House in Hamburg
Textilbespannte Lamellen mit Photovoltaikzellen folgen dem Sonnenverlauf
Wie könnte die Stadt der Zukunft aussehen? Wie begegnen wir der Herausforderung, Energie einzusparen und CO₂-Emissionen zu senken? Eine Antwort auf diese ökologischen Fragestellungen versucht das US-amerikanische Architekturbüro KVA – Kennedy and Violich mit seinem Modellvorhaben Soft House zu geben. Die Planer aus Boston errichteten das in puncto Nachhaltigkeit beispielhafte Bauwerk mit beweglicher Textilfassade im Rahmen der IBA Hamburg 2013.
Gallerie
Das dreigeschossige Holzhaus mit vier Wohneinheiten befindet sich im durchgrünten, parkähnlichen Zentrum des Stadtteils Wilhelmsburg. Die Einheiten sind als Reihenhäuser mit Garten konzipiert und erstrecken sich mit einer Gesamtfläche von 180 m² über drei Geschosse. Ihre Erschließung erfolgt von Norden, neben dem Hauseingang im Erdgeschoss schließt jeweils eine Garage an. Der Wohnbereich mit Küche öffnet sich über große Verglasungen zum Garten nach Süden. Die beiden Obergeschosse sind an der Südseite verkürzt und nahezu identisch ausgeführt: Zwei kleinere Räume, eines davon ein Bad, orientieren sich nach Norden. Ein offener bzw. abtrennbarer Raum nach Süden dient als Schlafzimmer oder weiterer Wohnraum, ergänzt durch eine Dachterrasse im ersten Obergeschoss.
Das Gebäude ist in Vollholzbauweise aus Lärchenholz errichtet und entspricht dem Passivhausstandard. Die tragenden Wände sind an den Innenseiten unbehandelt, außenseitig aber gedämmt und in den Obergeschossen wieder mit Lärchenholz beplankt. Das Erdgeschoss hingegen ist grau verputzt und setzt sich deutlich als Sockel ab. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach dient der Stromversorgung, die Warmwasseraufbereitung und Beheizung des Gebäudes übernimmt eine Wärmepumpe.
Sonnenschutz
Entlang der weitgehend verglasten Südseite des Gebäudes wurde eine
flexible, dynamische Textilfassade aus 32 beweglichen Lamellen
installiert. Dieser sogenannte Twister reagiert auf den
Stand der Sonne ähnlich wie eine Blume, die sich dem Sonnenlicht
zuwendet. Dabei drehen sich die Lamellen um die eigene Achse und
folgen dem Sonnenverlauf. Im Sommer dienen die Elemente als
Schattenspender, im Winter als eine Art thermische Pufferzone, die
die Energieverluste der Glasfassade reduziert.
Die Konstruktion der Lamellen erinnert an Windmühlenflügel: Ihr feines Gittergerüst ist bespannt mit einer weißen, wetterfesten Membran, die leicht lichtdurchlässig ist. Im oberen Teil der Membran-Lamellen sind Photovoltaikzellen eingearbeitet, die das Sonnenlicht zur Energieproduktion nutzen.
An den Decken der südlichen Wohnräume sind schienengeführte
Vorhänge schlangenförmig angeordnet. Sie dienen der individuellen
Raumaufteilung und zusätzlichen Verschattung. In die Textilien sind
LEDs eingearbeitet, die durch die PV-Zellen an den Lamellen
betrieben werden und den Innenraum zusätzlich beleuchten.
Bautafel
Architekten: KVA – Kennedy and Violich, Boston
Projektbeteilgte: Knippers Helbig, New York/Stuttgart (Entwurf Membranfassade, Tragwerksplanung); Holzbau Merkle, Bissingen (Holzbau); Happold Ingenieurbüro, Berlin (Haustechnik); Global Solar Energy, Tucson (Photovoltaik-Membrane); Textilbau, Hamburg (Textilfassade)
Bauherr: IBA Hamburg
Fertigstellung: 2013
Standort: Am Inselpark, Hamburg
Bildnachweis: Kennedy and Violich, Boston und IBA Hamburg; Foto: Martin Kunze
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