DHY House in Vietnam
Im Schatten von Dächern, Betonmauern und Bäumen
Wenn es darum geht, Gebäude mit geringem Technologieeinsatz an das örtliche Klima anzupassen, lässt sich viel von sogenannter vernakulärer Architektur lernen. Von ihr ließ sich auch das Team von AHL Architects aus Hanoi inspirieren, als es sich mit dem DHY House in der nordvietnamesischen Provinz Thai Nguyen befasste, das 2022 fertiggestellt wurde. Den Auftrag erhielt das Büro von einer berühmten Modedesignerin, die sich in ihrer Heimatstadt Đồng Bẩm ein Wohnhaus für ihre Mutter wünschte.
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Als Vorbild für das Projekt dienten historische, im Selbstbau errichtete Häuser, in deren Architektur über viele Generationen hinweg Erfahrungen mit dem heißen und tropischen Klima Vietnams einflossen. So sorgen beispielsweise die an Windströmungen orientierte Ausrichtung, tiefe Veranden, Gitter, dicke Mauern, das Pflanzen eines schattenspendenden Baumes und Wasserflächen für Schutz vor Überhitzung und zu starker Sonneneinstrahlung.
All diese Mittel schaffen Pufferzonen um die Häuser herum, die auch ohne Klimaanlagen oder Ventilatoren ein behagliches Wohnen im und am Gebäude gewährleisteten. Besonders beliebt ist die Veranda, vor allem im Norden des Landes. Ihr halboffener Raum soll ein Gleichgewicht zwischen dem nass-heißen Draußen und dem trocken-schattigen Drinnen herstellen. Zugleich ist die Veranda ein vielseitiger Ort für das familiäre wie nachbarschaftliche Zusammenleben.
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Dieser Idee folgend wurde das DHY House so angelegt, dass Veranden bzw. Pufferzonen sowie multifunktionale Räumen mit variierenden Proportionen und unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten entstanden. Bereits von weitem fällen die sieben Meter hohen Betonwände auf, die einen zwölf mal zwölf Meter großen Rahmen bilden, durch den zwei Gebäudevolumen hindurchgesteckt zu sein scheinen. Visuell wie strukturell trennt der Betonrahmen den öffentlichen Bereich des Gebäudes – ein straßenseitiges Café – von den Wohnbereichen im hinteren Teil. Der vom Sichtbeton umschlossene Innenhof ist begrünt, wie das übrige Grundstück, das durch einen Zaun und einer L-förmigen Mauer eingefasst ist.
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Über den Baukörpern und vorgelagerten Veranden breiten sich metallgedeckte, abgewalmte Pultdächer aus, mit jeweils an der Betonwand lehnendem First und tief nach unten gezogenen Traufen. Darunter befinden sich überwiegend weiße, massive Außenwände mit vereinzelten Fenstern, die beiden Südfronten sind hingegen leicht und transparent – dank verglaster Schiebetüren können sie fast vollständig geöffnet werden.
Die unterschiedlichen Höhen und Ausrichtungen der Dächer sowie die großzügigen Überstände wurden passend zu den Sonnen- und Windverhältnissen in der Umgebung gestaltet. Eine Lichtfuge zwischen First und Betonwand verhilft auch den Räumen im dachfensterlosen Obergeschoss zu natürlicher Helligkeit, ohne sie zu stark aufzuheizen.
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An einigen Stellen sitzen an Cobogos oder Celosias erinnernde Gitterelemente in den Betonwänden und lassen so etwas mehr Tageslicht in den Innenhof, ohne dabei umfassende Einblicke aus dem Straßenraum zu gewähren. Zusätzlich sollen einige Bäume die Außenräume im Innenhof und auf dem Rest des Grundstücks temperieren. Dennoch kommt das Gebäude nicht ganz ohne Deckenventilatoren und Kühlgeräte aus, die Klimatechnik mag jedoch durch den baulichen Sonnenschutz und die natürlichen Belüftungsmöglichkeiten reduziert sein.
Bautafel
Architekten: AHL architects associates, Hanoi
Projektbeteiligte: Macan; Gialon; Ngọc Duy; Kayxau; Kitchen Town; Croled; Vietceramics; Bluescope Lysaghts, Genta; Minh Duy Electrics
Bauherrschaft: privat
Standort: Đồng Bẩm, Provinz Thái Nguyên, Vietnam
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Hoang Le, Chimnon Studio (Fotos); Thuong Le und Ngoc Hoang, AHL architects (Pläne)
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